Wie fahrradfreundlich ist Konstanz wirklich?

Bereits seit dem 1. September läuft der achte Fahrradklima-Test 2018, die nach Angaben der Veranstalter weltweit größte Umfrage zur Zufriedenheit von RadfahrerInnen mit den Verkehrsangeboten in ihren Heimat­kommunen. Eine gute Gelegenheit für die radelnden seemozlerInnen, die Verkehrs­politik am See zu bewerten und der Ver­wal­tung Fingerzeige zu geben, woran es ihrer Meinung nach noch (immer) hapert, die Themen reichen von Abstellanlagen über Radwege bis zur Beschilderung.

Vermutlich ist das, was die Verkehrsplaner vor Ort an dieser Befragung jeweils am meisten interessieren wird, das Ranking am Ende, und da herrschte im hiesigen Rathaus nach der Befragung 2016 eitel Sonnenschein. Konstanz lag in der Größenklasse 50 000 bis 100 000 Einwohner auf Platz 1 in Baden-Württemberg und auf Platz 11 (von 98 Kommunen) in Deutschland. Neben dem Lob für die gute Erreichbarkeit der Innenstadt, den aufmerksamen Winterdienst auf Radwegen und die weitreichende Freigabe von Einbahnstraßen für Velos in beiden Richtungen gab es natürlich auch Kritikpunkte. Die schlechte Führung an Baustellen wurde ebenso kritisiert wie zu schmale Radwege, mangelnde Abstellanlagen und die hohe Zahl an Fahrraddiebstählen.

Familienfreundlichkeit gefragt

Für 2018 hat der veranstaltende Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V., der bei diesem Vorhaben vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wird, den Fragebogen um einen neuen Schwerpunkt erweitert. Dabei soll erstmals genauer erforscht werden, wie familienfreundlich der Radverkehr in Städten und Gemeinden gestaltet ist. Können Eltern ihre GrundschülerInnen getrost zur Schule radeln lassen? Wie steht es um die gefühlte Sicherheit und den Spaß am Radeln?

Das Themenspektrum des allgemeinen Teils reicht von der Qualität der Radwege und Konflikten zwischen Rad und Auto über die Qualität von Leihfahrradsystemen bis hin zur Eignung der Radverkehrsanlagen für Lastenräder und Fahrradanhänger. Inwieweit die Ergebnisse dieser Umfrage letztlich die Verkehrspolitik vor Ort beeinflussen werden, ist natürlich offen, denn auch die Verwaltung weiß schon seit Jahren, dass es z.B. in Konstanz an Abstellanlagen fehlt. „Die Ergebnisse geben Verkehrsplanern und politisch Verantwortlichen lebensnahe Rückmeldungen zum Erfolg ihrer Radverkehrsförderung und nützliche Hinweise für Verbesserungen“, versprechen jedenfalls die veranstaltenden Institutionen.

Die Masse macht‘s

2016 haben mehr als 120 000 Bürgerinnen und Bürger, darunter 174 in Konstanz, an der Umfrage teilgenommen und die Situation in 539 Städten und Gemeinden beurteilt. 2018 will der ADFC die Beteiligung noch einmal deutlich erhöhen. Das Beantworten der 32 Fragen dauert maximal zehn Minuten, die Bewertung erfolgt nach den klassischen Schulnoten von 1 bis 6 (Konstanz erreichte beim letzten Mal übrigens einen Gesamtdurchschnitt von 3,4).

An der anonymen Umfrage können alle EinwohnerInnen teilnehmen, egal, ob sie jung oder alt sind, viel oder wenig Rad fahren, mit dem Rad zum Job pendeln oder lieber veloflanieren. Besonders erwünscht sind Rückmeldungen von Kindern und Jugendlichen – die sich bei Bedarf gern von Erwachsenen beim Ausfüllen unterstützten lassen dürfen. Je vielfältiger und größer das TeilnehmerInnenfeld ausfällt, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse. Wer will, kann am Ende der Umfrage auch seine E-Mail-Adresse hinterlegen, damit ihn/sie der ADFC im Frühjahr 2019 über die Umfrageergebnisse informieren kann. Ausgezeichnet werden dann auch die fahrradfreundlichsten Städte und Gemeinden nach sechs Einwohner-Größenklassen sowie diejenigen Städte, die seit der letzten Befragung am stärksten aufgeholt haben.

Ihre Meinung ist erwünscht

Am Ende des Fragebogens ist genug Platz für ausführliche anonyme Bemerkungen, wenn man/frau etwas mitzuteilen hat. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass dabei die neue Fahrradstraße in Petershausen ein wichtiges Thema werden dürfte, denn bisher ist sie weniger eine Fahrradstraße als vielmehr ein Beitrag zur allgemeinen Verunsicherung. Die Lösung für Rechtsabbieger an der Einmündung der Petershauser in die Reichenaustraße wird größtenteils (auch von einheimischen AutofahrerInnen) nicht verstanden, und der Rest der Strecke fungiert wie gehabt eher als Autostraße mit etwas erhöhter Rücksichtnahme auf RadlerInnen. Ein großer Wurf ist das bisher nicht geworden. Da hat der Löwe der Verkehrsplanung unter lautem Gebrüll zu einem großen Sprung angesetzt – und ist dann unversehens als Kaminvorleger gelandet.

Teilnahme bis zum 30.11. 2018. Hier geht es zum Fragebogen: www.fahrradklima-test.de

O. Pugliese/MM Stadt Konstanz (Foto: O. Pugliese)