Wie geht eigentlich Solidarische Landwirtschaft?
Produzenten und Abnehmer Hand in Hand – statt mit zahlreichen Zwischenhändlern gegeneinander und gegen die Umwelt? Regelmäßig frische Bio-Lebensmittel aus der Region zu für Anbieter wie Verbraucher fairen Preisen? Wie und dass das tatsächlich funktioniert, zeigt der Verein „Solidarische Landwirtschaft Konstanz“ am Sonntag in einer Informationsveranstaltung in Konstanz, zu der er alle Interessierten einlädt. Einen Monat später können sich die Mitglieder dann Anteile an der Ernte 2020 sichern.
Regionales Gemüse aus ökologischem Anbau, saisonal und ohne Überproduktion, für und getragen von der Gemeinschaft – so liest sich vereinfacht das Konzept „Solidarische Landwirtschaft“.
Was is(s)t SoLawi überhaupt?
In einer solidarischen Landwirtschaft teilen sich Erzeuger und Konsumenten die Ernte und tragen gemeinsam Kosten und Risiken. Dabei wird besonderer Wert auf regionale Erzeugung und Verteilung, ökologische Produktion und saisonales Sortiment gelegt. Die garantierte Abnahme der Produkte vermeidet Lebensmittelverschwendung und sorgt für eine unabhängige, gesunde und nachhaltige Ernährung.
Die SoLawi Konstanz, die es seit Frühjahr 2018 gibt, hat derzeit rd. 200 Mitglieder und 150 Gemüseanteilnehmer. Sie wird mit ihrem Kooperationsgärtner von der Reichenau auch in ihrem 3. Vegetationsjahr 2020 frisches Biogemüse für ihre Mitglieder erzeugen, welches an 10 Verteilstationen ausgeliefert wird.
Einsteiger willkommen
Die Planungen für das Produktionsjahr 2020 sind bereits voll im Gange. Wie in jedem neuen SoLawi-Jahr besteht hier die Möglichkeit für Interessierte, mit in die SoLawi einzusteigen und für das Produktionsjahr Gemüse zu beziehen. Die Mitgliedschaft ist Voraussetzung für den Bezug von Gemüse. Interessenten sind herzlich zur Infoveranstaltung eingeladen, die am Sonntag, den 20. Oktober um 14 Uhr im Wolkensteinsaal im Kulturzentrum stattfindet. Dort wird ausführlich über die SoLawi Konstanz, den Gemüseanbau und -bezug informiert. Hier stellt sich auch unser Gemüsebauer mit Anbauplan vor, und offene Fragen werden beantwortet.
In der Bieterrunde, die einen Monat später am Sonntag, den 24. November, um 14 Uhr ebenfalls im Wolkensteinsaal stattfinden wird, werden dann die Gemüseanteile unter den interessierten Mitgliedern vergeben.
Kontakt: Solidarische Landwirtschaft Konstanz e.V., Joseph-Belli-Weg 5, 78467 Konstanz
www.solawi-konstanz.de
MM/red (Symbolfoto: Luciana Samos)
Die Vielzahl grüner Kreuze verschreckt Einheimische und Urlauber. Von den Äpfeln im Supermarkt sind, wie man hört, nur noch zwei von zehn aus Deutschland. Inzwischen liegt der deutsche Lebensmittelimport etwa aus China bei 130.000 Tonnen Fisch, rund 7.700 Tonnen Fleisch, 3.600 Tonnen Äpfel, 282 Millionen Teiglinge für Brötchen, 10.277 Tonnen frisches Gemüse und 862 Tonnen Milchprodukte. Jährlich steigt der Import um rund zehn Prozent. Täglich erreichen 6.800 Container mit Lebensmitteln den Hamburger Hafen. (Zahlen aus 2016).
Wo die Zukunft kleinerer Höfe liegen kann, das zeigen u.a. die Bio-Betriebe oder Modellprojekte der Solidarischen Landwirtschaft in Konstanz, Friedrichshafen oder Ravensburg. Die Zukunft der Region manifestiert sich langsam im Bereich der Selbstversorgung, bei regionalen Lieferanten und Hofläden, die manchen Wohn- oder Urlaubsort um ein ansprechendes Erlebnis – oder Freizeitangebot reicher machen, besonders für ambitionierte Selbstversorger.
Warum konzentrieren sich Landwirte auf Energiepflanzen, Viehfutter, Milcherzeugung, Wein- und Apfelplantagen, obwohl die Chance für Kleinbetriebe bei Erzeugerpreisen von 35 Cent pro Kilo Äpfel, bis zu einem Cent pro Kilo für Safterzeugung (swr), nicht besonders einträglich sind. Bei Clubäpfeln entstehen Mehrkosten für Werbe- und Marketingaktivitäten der Agrarindustrie, die gleichzeitig Qualitätsstandards und Mengen festschreibt. Clubsorten wie Kanzi®, Jazz®, Red Prince® Greenstar®, Evelina® oder Cameo® binden den Erzeuger an Vermarktungsverträge. Da muss der Landmann Clubmitglied werden und natürlich Beiträge entrichten.
Viele der modernen Sorten stammen von der überdurchschnittlich ertragreichen Sorte Golden Delicious ab, die sehr anfällig sind für Schädlinge und Apfel-Schorfpilze. Ohne chemische Hilfe sind solche Sorten nicht lebensfähig, also wird gespritzt. Diese Clubäpfel sind Markenartikel, wie Pepsi-Cola oder Werthers Echte. Sie unterscheiden sich von ursprünglichen Sorten durch die Werbestrategie und den Zwang Spritzmittel zu verwenden.
Wer die Apfelplantagen am Bodensee mit Idylle verbindet, liegt also schon seit langer Zeit daneben.
Am Höfe sterben tragen die Flächenreduzierung durch den geplanten Ausbau der Bundesstraßen, zunehmende Ausweisung von Gewerbegebieten, Wohnungs-, Hotel- oder Ferienwohnanlagenbau mehr bei, als eine Ertragsminderung durch Verringerung des Spritzmitteleinsatz.
Zum Entsetzen touristischer Betriebe und Vermieter in der gesamten Region stehen auch noch grüne Kreuze in der Landschaft, die signalisieren, dass es regional am Respekt vor Wasser-, Natur- und Landschaftsschutzgebieten fehlt. Dazu kommt, dass die Aussage von Agrarminister Peter Hauk: „Es gehe die Bevölkerung nichts an wie viele Herbizide, Fungizide oder Insektizide die Landwirte, Obstbauern und Winzer ausbrächten“, für sehr viel Unruhe sorgte.
Bei dem Medienrummel in Zeitungen, Funk und Fernsehen wird sich, bei der vermuteten Grundwasserbelastung, bald kein Gast mehr wagen sein Glas oder seine Trinkflasche aus einem Trinkbrunnen oder Wasserhahn zu befüllen. In der Region fehlen Bauerngärten, Blühstreifen, Anbauflächen die glaubhaft machen, dass man es ernst meint mit dem Angebot einer regionalen, landestypischen Produktpalette. Immer mehr Verbraucher wollen heimische Lebensmittel – doch klare Regeln oder Garantien gibt es bisher nicht. Eine Hilfe können da sicher nachhaltige Projekte wie SoLaWi sein.