Wie haben wir die Pandemie erlebt?

Kinder und Jugendliche hatten während der Coronakrise keine Stimme. Es ging um die Wirtschaft. Es ging ums Vergnügen der Erwachsenen. Es ging auch um gesellschaftliche Kräfte, die sich dem demokratischen Konsens nicht mehr verpflichtet fühlen. Um Kinder und Jugendliche ging es nicht.

Ein Videoprojekt, das das Kreismedienzentrum Konstanz gemeinsam mit einem Seminar der Universität Konstanz ausschreibt, soll das ändern. Kinder und Jugendliche von Klasse 1 bis Klasse 13 sind gefragt, ihre Sicht auf die Pandemie in einem Video darzustellen. Bis in den Frühsommer hinein haben Schülerinnen und Schüler aller Schulformen im Kreis Konstanz die Möglichkeit, sich mit einem Beitrag zu beteiligen – sei es als ganze Klasse, als Gruppe oder auch allein. Eine Längenvorgabe gibt es nicht. „Wir möchten keine Einschränkungen machen, sondern eine Plattform bieten, eine Plattform für all die Erfahrungen, die Schülerinnen und Schüler während der Pandemie gemacht haben, in der altersgerechter Entwicklung starke Begrenzungen auferlegt wurden“, sagt Thorsten Rees, Leiter des Kreismedienzentrums Konstanz. Er ist auch der Ansprechpartner für die Schulen: Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich bis zum 22. Juni 2022 per Mail bei ihm anmelden.

„Aber die Anregung kam von Dir“, sagte er dann und pufft mich in die Seite. Ja, richtig – es ist ein gemeinsames Projekt. Studierende des Studiengangs Literatur-Kunst-Medien der Universität Konstanz werden unter meiner Leitung ein Konzept für ein stadtöffentliches Videofestival entwickeln und mit dem Input der Schülerinnen und Schüler umsetzen. Das Medium Video ist längst nicht mehr gebunden an die Leinwand oder Fernseher. Bildschirme aller Art nehmen einen großen Teil unseres öffentlichen Raums in Anspruch. Oft läuft darauf Werbung – in Geschäften etwa oder auch in Warteräumen von Arztpraxen. Manchmal sieht man Informatives, manchmal – wie in Kneipen – Unterhaltsames, und häufig verknüpft sich das eine mit dem anderen. Vielleicht könnte man diese Bildschirme einmal für ein gemeinsames Projekt nutzen. Wer weiß … Auf allen Schirmen einer Stadt sind Kinder und Jugendliche zu sehen und zu hören, die erzählen, wie es ihnen ging in den letzten zwei Jahren, mit all den Einschränkungen und schwierigen Herausforderungen, denen wir uns als Gesellschaft stellen mussten.

Wie war das, seine Freundinnen und Freunde nicht mehr treffen zu können? Wie war es, nicht mehr in die Schule zu dürfen? War alles traurig oder gab es auch lustige Momente? War die Entwicklung nur nachteilig oder konnten Schülerinnen und Schüler ihr auch Positives abgewinnen? Wie war es, als es plötzlich ganz still wurde? Wie war es, Masken tragen zu müssen? Hattest Du eine Lieblingsmaske oder konntest Du Masken nicht leiden? Wie war es, als plötzlich Videokonferenzsysteme das Klassenzimmer ersetzten? Wie habt Ihr die Entscheidungen der Politik erlebt? Wie seid Ihr in Euren Familien zurechtgekommen? War es verwirrend, immer wieder neue Verordnungen zu hören? Macht Nasebohren Spaß? Oder war das Testen anstrengend, unangenehm, schmerzhaft? Wie war es, als die nächste Party wieder nicht stattfinden konnte?

Die Antworten sollen so vielfältig sein wie die Fragen: Wer Corona furchtbar fand, wird vielleicht einen Horrorfilm drehen, wer unter diesen Bedingungen zum ersten Mal geküsst hat, vielleicht eine Romanze. Alle Genres sind erlaubt.

Im Seminar wollen wir auch Videostationen mit Tablets einrichten, auf denen am 14. Juli alle eingereichten Filme angesehen werden können. Und hoffentlich kommen wir dann miteinander ins Gespräch! Es wären schön, wenn die Filme Anlässe für persönliche Auseinandersetzungen sein könnten. Für Schülerinnen und Schüler und mit Schülerinnen und Schülern.

Alle Infos gibt es auf der Projektwebsite.

Text: Albert Kümmel-Schnur, Bild: Pixabay