Wie PI den Max Uhlemann und seemoz entdeckte und dann hetzte

Plötzlich, letzten Freitag, schnellten die seemoz-Leserzahlen in ungeahnte Höhen. Eine Verfünffachung innerhalb weniger Stunden, breit über die Republik verstreut. Was war geschehen? Nach kurzer Recherche war klar: PI hatte seemoz und unseren Artikel über Max Uhlemann und seine Nachforschungen zu Radolfzeller Straßennamen entdeckt. Und die Hetze begann. Über 70 Kommentare auf PI, mehr als ein Dutzend auf seemoz. Tenor: Rettet unsere Kriegshelden…

Am 5.4. hatte seemoz die Uhlemann-Story veröffentlicht, in der Woche darauf berichtete die SWR-Landesschau im Fernsehen über den Radolfzeller Schüler und seine preisgekrönte Geschichtsarbeit. Nur einen Tag später hatte offensichtlich ein Autor mit dem Pseudonym „kewil“ einen Beitrag auf PI veröffentlicht, der umgehend auch als Kommentar zum Uhlemann-Text die seemoz-Redaktion erreichte. Dieser Leserbrief wie auch ein Dutzend folgender landete bei uns im virtuellen Papierkorb. Denn wir wussten, mit wem wir es bei PI zu tun hatten.

Was ist PI und wer schreibt dort?

Politically Incorrect (Abkürzung: PI) ist ein 2004 gegründetes politisches Blog des Diplom-Sportlehrers Stefan Herre, das sich nach eigener Aussage gegen eine „Islamisierung Europas“ richtet. Die von mehreren Autoren unter Pseudonymen verfassten Beiträge sind bestimmt von Islamfeindlichkeit. PI mit Sitz in München entwickelte sich zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Blogs dieser Ausrichtung und ist auch mit deutschen und ausländischen Personen und Organisationen vernetzt, die als islamfeindlich, rechtsextrem oder rechtspopulistisch gelten. Soweit Wikipedia.

PI, das lange Zeit auch vom rechtslastigen Publizisten Hendrik M. Broder und von der Schweizer Pfarrerin Christine Dietrich, PI-Pseudonym Thorin Eisenschild, unterstützt wurde, hat sich mittlerweile zum Sammelbecken von „Neuen Rechten und des Rechtspopulismus“ (Alexander Häusler von der „Arbeitsstelle Neonazismus“ der Fachhochschule Düsseldorf) gemausert. Der Journalist Stefan Niggemeier bewertete das Blog in der FAZ als „Extremismus aus der Mitte der Gesellschaft“ und kommentierte: „Es ist ein unverhohlen rassistischer Mob, der sich im Kommentarbereich von Politically Incorrect täglich versammelt“.

Ein Milchbubi und ein 68er-Penner“

Und nun seemoz und Uhlemann. Dem 16jährigen Schüler wurde in einem – natürlich bislang nicht veröffentlichten – Kommentar von einem Johannes Eber aus Treptow ins Stammbuch geschrieben: „Dieser Milchbubi, der hier, aufgehetzt von der linkgrünversifften staatlichen Vormittagsbetreuung einen auf wichtig macht, kann einem nur Leid tun! In England oder Frankreich käme niemand auf die Idee, Straßennamen nach politisch unkorrekten Personen zu durchsuchen und dann einen derartigen Bildersturm zu verursachen. Typisch deutsch mit dem ewigen 1945er-Komplex. Daß der rote Bürgermeister das gut findet, wundert mich nicht, auch so ein 68er-Penner“. Glückwunsch, Dr. Schmidt.

Auch die übrigen Kommentare auf PI wie an seemoz folgen diesem Muster: Wo kämen wir denn da hin, wenn wir die Straßennamen unsere Kriegshelden tilgten? Und das noch auf Initiative eines 16jährigen? Die bösartigen Kommentatoren mögen ihre politische Herkunft nicht verleugnen und leugnen nebenbei alle Erkenntnisse neuzeitlicher Geschichtsforschung. Man kann von Glück sagen, dass sich bei der aktuellen Diskussion um die Konstanzer Umbenennung von Straßennamen (seemoz berichtete mehrmals) solche Stimmen nicht zu Wort meldeten.

Max Uhlemann aus Radolfzell lässt sich von solchen Ewiggestrigen nicht einschüchtern. Er hat etliche der PI-Kommentare ausgedruckt und sie in die Schule mitgenommen. Da will er sie diskutieren lassen. Geschichtsunterricht einmal anders.

Autor: hpk

Weiterer Link:

Max sorgt für Streit um Straßennamen auch in Radolfzell