Wie sich der Gewalt verweigern?
Was passiert, wenn Menschen sich der Gewalt verweigern und die israelisch-palästinensische Friedensorganisation „Combattants for Peace“ ins Leben rufen? Darüber berichtete die Autorin Lizzie Doron auf Einladung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft im gut besuchten Foyer der Konstanzer Spiegelhalle, wo sie ihr aktuelles Buch „Sweet Occupation“ vorstellte. Es basiert auf Gesprächen, die sie mit Israelis und Palästinensern führte, die zum Frieden gefunden haben.
Es war die Bekanntschaft, auf einer Konferenz in Rom entstanden, erzählt Lizzie Doron, durch die sie aufgehört habe, Bücher über die eigene Geschichte zu schreiben und begann, die Geschichten anderer zu erzählen. Beide, mit dem „unbekannten Feind“ konfrontiert, hätten sie und ein palästinensischer Journalist dort beschlossen, sich gegenseitig Einblicke in ihre Leben zu erlauben. Entstanden ist daraus ihr Buch „Who the fuck is Kafka?“. Es markiert einen deutlichen Bruch im Werk der israelischen Autorin, die bis dahin über ihre eigene Familiengeschichte schrieb: Über ihre Vorfahren, die während der Shoa ermordet wurden, über die Migration ihrer Mutter sowie über die eigenen Erfahrungen als Teil der Zweiten Generation in Israel.
Ex-Soldaten und frühere Terroristen erzählen nun in Dorons aktuellem Buch über ihren Weg in den Nahostkonflikt hinein, über Motive für ihr früheres Handeln und schließlich den Entschluss zur Veränderung. Die von der Schauspielerin Laura Lippmann am Dienstag gelesenen Passagen handelten von eigenen und fremden Vorurteilen, den zu beklagenden Toten und der Frage, warum man es zulässt, dass kleine Kinder zu Opfern von Gewalt werden. Die israelisch-palästinensische Friedensbewegung habe, so Doron, auf beiden Seiten der Grenzen einen schweren Stand. Sie berichtet von dem Unverständnis, dem sie und ihre israelischen wie palästinensischen Gesprächspartner in ihrem sozialen Umfeld begegneten und dass sie dort zum Teil als Kollaborateure, Verräter oder Verrückte betrachtet würden.
Dagegen helfe, das ist die eindeutige Botschaft, die Doron an diesem Abend mit gebracht hat, vor allem eins: Miteinander reden. Den Erfahrungen und Ängsten der anderen Verständnis entgegenbringen und die eigenen hinterfragen. Denn Terror und Waffengewalt fordern Opfer auf allen Seiten.
Daniel Schröder (Foto: Gastgeberin Ruth Frenk, Lizzie Doron und Laura Lippmann, v.l.n.r.)
Guter Artikel! Und es IST eben kein „Antisemitismus“, sich kritisch mit der völkerrechtswidrigen Besetzung Palästinas auseinanderzusetzen. Man entzieht Israel damit NICHT das Existenzrecht. Im Gegenteil, es kann gut sein, dass Israel nicht mehr sein wird, wenn es an seinem jetzigen Kurs festhält. Und wenn für arabische Israelis andere Rechte gelten als für jüdische, dann ist der Ausdruck „Apartheid“ berechtigt, weil er Israel mit der Situation in Südafrika vergleicht, bevor dort die Apartheid überwunden wurde. Auch Widerstandsmethoden, die gegen die Apartheid in Südafrika erfolgreich angewendet wurden, sind daher in Bezug auf Israel sinnvoll, wie z.B die BDS-Bewegung.
Es gibt leider eine starke Strömung bei den Linken, solche Überlegungen zu bekämpfen mittels Verleumdung und Rufmord.