Wie viel Quadratmeter Konstanz können Sie sich leisten?

Aufgrund der Corona-Einschränkungen müssen Ferienwohnungen leer bleiben – ein spürbarer finanzieller Verlust für die Eigentümer. Kein Wunder, dass einige Objekte letztendlich doch noch auf dem Wohnungsmarkt in der Kategorie „Wohnen auf Zeit“ landen, und das zu echten Wucherpreisen. Einzelfälle?

Aus dem uns vorliegenden offiziellen Brief der Airbnb-Community Konstanz sind rund 67 Prozent der circa 440 aktiven Unterkünfte in der Kategorie „Gesamte Unterkunft“ gelistet. Es handelt sich also um etwa 300 Airbnb-Wohnungen, die dem Wohnungsmarkt entzogen worden sind und nun auf diese spektakuläre Weise wieder auftauchen. Wie wir alle wissen, ist das nur die Spitze des Eisbergs.

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Eine 52 m²-Wohnung in der Altstadt für 1.280 € kalt (24,62 € pro m²), eine 69 m²-Wohnung in Staad für 1.530 € kalt (22,17 € pro m²) oder doch lieber eine 80 m²-Wohnung in Petershausen für 1950 € kalt (24,38 € pro m²) gefällig? In diesen Beispielen handelt es sich um komplett eingerichtete Wohnungen, die Anfang April unter anderem bei Immowelt oder Immibilienscout24 zu diesen horrenden Preisen befristet zu haben waren. Die Zusätze, wie „ab sofort an maximal eine Person oder an ein Pärchen“ zu vermieten, runden die Angebote ab. Die Fotos sind alle professionell gemacht, die Wohnungen möbliert und voll ausgestattet – die Vermutung, dass es sich um Airbnb-Wohnungen handelt, liegt also nah.

Am 2. April 2020 schrieb die Airbnb-Community Konstanz einen Brief an den OB Uli Burchardt, in dem sie einige Zahlen offenlegte. „Zum Stichtag 1.1.2020 gab es in Konstanz insgesamt rund 440 aktive Unterkünfte. ‚Aktiv‘ heißt, dass diese Unterkünfte über die Suchfunktion auffindbar sind, jedoch nicht, dass sie tatsächlich vermietet wurden, da jeder Gastgeber nach seinen individuellen Verfügbarkeiten anbietet“, hieß es in dem Brief. Nur 15 Prozent dieser Unterkünfte wurden für mehr als 181 Nächte im Jahr 2019 gebucht, was bedeutet, dass etwa 374 Unterkünfte mehr als ein halbes Jahr leer stehen. Und das in einer Stadt wie Konstanz, die nach Wohnraum wie nach Luft schnappt. Wer glaubt, dass es sich bloß um einzelne Zimmer in bewohnten Wohnungen handelt, irrt sich gewaltig. Denn, wie oben erwähnt sind rund 300 der aktiven Unterkünfte – ganze Wohnungen.

Seit dem 14.03.2015 gilt in Konstanz erneut das Zweckentfremdungsverbot. Es untersagt, vorhandene Wohnräume ohne Genehmigung dem Wohnungsmarkt zu entziehen. Das Ziel: Erhaltung des bestehenden Wohnraums und die Zuführung des zweckentfremdeten Wohnraums dem Wohnungsmarkt. Laut den Angaben der Stadt Konstanz wurden bislang 247 Verfahren eröffnet, 65 Wohneinheiten wurden dem Wohnungsmarkt wieder zugeführt. Ein guter Anfang, doch bei weitem nicht ausreichend.

Die Mieten in Konstanz erreichen nicht selten absurde Höhen. Die Faustregel besagt, dass die Miete nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens betragen sollte. Aus mit Konstanz vergleichbaren Städten wissen wir, dass es eher Richtung 40 Prozent oder noch mehr geht. In Konstanz warten wir aktuell auf den Armutsbericht der Stadt, der dieses Geheimnis lüften sollte. Doch auch ohne Bericht ist längst zu sehen, wie brenzlig die Situation in Konstanz ist. Die Wucherpreise für die möblierte Wohnungen auf Zeit besiegeln nur diese Absurdität.

Anna Gladkova im Auftrag von JFK (Foto: Anna Glad)