Willi Hermann: Vom NS-Schergen zum Fasnachtsstar

Im Laufe des Jahres 2018 erforschte der Konstanzer Stadtarchivar Jürgen Klöckler die Biografie des 1907 in Stockach geborenen Willi Hermann (Bild). Hermann, der nach Kriegsende in Konstanz lebte und arbeitete, hatte seit den 50er Jahren eine Vielzahl von Liedern, vor allem für die Konstanzer Fasnacht und die Narrengesellschaft „Niederburg“, verfasst. Ein Vortrag in der vhs beschäftigt sich mit Hermanns NS- und Nachkriegskarriere.

Im Rahmen eines Festkonzerts in Konstanz zu seinem 111. Geburtstag sollte eine Festschrift erscheinen. Aus den Forschungen über sein Leben ergab sich jedoch, dass Hermann nicht nur ein hochrangiger Nationalsozialist mit Parteikarriere gewesen war, sondern darüber hinaus im 2. Weltkrieg an Kriegsverbrechen in Griechenland beteiligt gewesen sein könnte. Das Konzert zu „seinen Ehren“ wurde abgesagt.

Zwischen 1961 bis 1970 war Hermann auch Mitglied des Hohen Kollegiums des Stockacher Narrengerichts. Der Vortrag des Historikers und langjährigen Archivars und Klägers des Grobgünstigen Narrengerichts zu Stocken, Thomas Warndorf, behandelt die Frage, wie es möglich war, einen prominenten Propagandaredner der Nazizeit in Stockach nach 1945 wider besseres Wissen in eine der bedeutendsten Institutionen der schwäbisch-alemannischen Fasnacht aufzunehmen.

Auch auf seemoz wurde mehrmals über Willi Hermann berichtet:

11.08.2018 | Fasnachts-Gassenhauer im braunen Zwielicht
17.08.2018 | Schwamm drüber, wir wollen wieder lustig sein
03.09.2018 | Ermatinger Narren versenken Hermanns Groppenlied
18.02.2019 | Jazzig und einfach geil
20.02.2019 | Die Gnade der fasnächtlichen Wiedergeburt
25.02.2019 | Fasnächtlicher Liederkranz gegründet

MM/hr (Bild: Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde)


Wann? 5.2.2020, 19.30 Uhr. Wo? Kulturzentrum Konstanz, Wessenbergstr. 43. Eintritt? 7 Euro, freier Eintritt für SchülerInnen und Studierende mit Ausweis und vhs-Vortragskarte.