„Wir können dem Projekt rein gar nichts abgewinnen“
Als einzige politische Kraft im Konstanzer Gemeinderat hat die Linke Liste (LLK) die Baupläne zum Gesundheitshotel im Büdingen-Park abgelehnt. Wir dokumentieren die Rede des LLK-Stadtrats Holger Reile aus der letzten Sitzung des Konstanzer Gemeinderats.
KollegInnen und Kollegen, liebe Gäste.
Das Thema Büdingen bewegt seit einiger Zeit einen großen Teil der Konstanzer Bevölkerung. Wer die Debatte verfolgt hat, kann den Eindruck bekommen, hier tobe fast nur eine Auseinandersetzung über den Erhalt eines überwiegend wertvollen Baumbestands. Das ist zwar ein wichtiger Punkt, aber nur ein Teilaspekt. Andere befürchten, der beabsichtigte Hotelbau für ausschließlich finanzstarkes Klientel überschreite die vorgegebenen Grenzen – zu Recht, denn es lagen und liegen teilweise immer noch Pläne des Investors vor, die unklar und zum Teil auch widersprüchlich sind.
Da besteht noch Aufklärungsbedarf, und auch eine unmissverständliche Stellungnahme der zuständigen Behörden muss angefordert werden. Ob es dazu kommt, kann man nur hoffen. Zweifel beschleichen mich aber, wenn ich die bisherigen Stellungnahmen der Verwaltung zu diesem Thema höre. Aber dazu später. Viel ist von Gesundheit die Rede. Was, Herr Buff, versteckt sich beispielsweise hinter dem Begriff Gesundheitsbenefit für die Bevölkerung? Kann man sich dort gratis den Puls messen lassen?
Ich will, Herr Buff, auch gar nicht verhehlen, dass wir Ihrem Projekt – unabhängig davon, ob Sie die Baumasse in der Breite oder auch in der Höhe ein wenig zurückfahren – rein gar nichts abgewinnen können. Was da auf die Stadt zukommt, konnte jeder wissen, der sich mit ihren bisherigen Projekten nur im Ansatz befasst hat. Ihre Investitionen waren immer und zwar fast ausschließlich darauf ausgerichtet, den größtmöglichen Profit zu erzielen. Ich mache Ihnen da gar keinen Vorwurf, denn das ist ihr Geschäftsmodell und ein Stück weit auch ihr Lebensentwurf. Sie haben eben zugegriffen, als Sie ihre Chance gesehen haben, sich eines der letzten Filetstücke am See zu sichern. Das, Herr Buff, ist ihr gutes Recht.
Doch dazu, Kolleginnen und Kollegen und werte Gäste, hätte es nicht kommen müssen. Seit langen Jahren stand das Grundstück zum Verkauf. Mehrmals schon haben wir von der Linken Liste darauf gedrängt, die Stadt möge es erwerben und so gestalten, dass es den Bedürfnissen der Konstanzer Bevölkerung entspricht. Unsere Stadt ist verhältnismäßig reich und hätte sich den Kauf für rund 10 Millionen Euro allemal leisten können. Stattdessen aber hat eine übergroße Mehrheit dieses Gremiums beschlossen, mittlerweile fast 20 Millionen Euro um die Ecke im Seerhein zu versenken und scheint an dieser Geldverbrennung zu Lasten der Bürgerschaft immer noch Gefallen zu finden. Monatlich liefert die Kämmerei dort rund 100 000 Euro ab und ein Ende ist nicht in Sicht.
Bei den aktuellen Diskussionen – nicht nur um den Büdingen-Park – fragen sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger: Wem gehört eigentlich diese Stadt, die angeblich noch mehr Hotels braucht? Spielen die Interessen unserer Bürgerschaft nur noch eine untergeordnete Rolle? Für wen wird hier eigentlich geplant und gestaltet? Was hinterlassen wir den kommenden Generationen? Geht der Ausverkauf weiter und wird auch noch der letzte Quadratmeter an diejenigen verhökert, die den prallsten Geldkoffer haben? Alles Fragen, die zunehmend gestellt werden – hören Sie sich um in der Stadt -, verlassen Sie Ihre rathäusliche Dunstglocke und nehmen Sie die Sorgen der Bürgerschaft endlich ernst.
Es sieht leider so aus, als sei das Vorhaben im Büdingenpark nicht mehr zu verhindern, manche auch hier hören schon die Schampuskorken knallen. Dass der Investor mit seinem Luxushotel dementsprechendes Publikum anspricht, war zu erwarten und ist auch wesentlicher Bestandteil seines Plans. Aber das Gesamtprojekt hat meiner Meinung nach nur eine Bezeichnung verdient: Dekadenz in Reinkultur an der Konstanzer Seestraße. Und das hat die Stadt nicht verdient.
Ein Wort noch zu ihnen, Herr Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn. Sie scheinen die nötige Distanz zum Vorhaben jetzt schon aufgegeben zu haben. Nicht anders ist ihre Aussage zu interpretieren, die gelautet haben soll, Zitat: „Ganz Konstanz ist sich einig, dass es das richtige Konzept für Konstanz ist“. Zitat Ende.
Sie maßen sich also an, für alle Konstanzerinnen und Konstanzer zu sprechen. Wie kommen Sie auf diese absurde Idee? Greift hier massive Selbstüberschätzung oder üben Sie sich bereits vor dem ersten Spatenstich in gefälliger Devotheit gegenüber dem Investor? Kein Wunder, dass aufgrund Ihrer Äußerung diverse Spekulationen blühen, die aber allesamt auf Ihre Kappe gehen. Außerdem bescheren Sie somit Ihrer gesamten Behörde einen Glaubwürdigkeitsverlust. Das hätte ich an ihrer Stelle nicht gesagt, denn damit haben Sie sich höchstselbst als mitverantwortlicher Entscheidungsträger und Kontrollinstanz für das abenteuerliche Projekt nachhaltig disqualifiziert.
Zum Schluss noch einen Satz an Sie, Herr Buff: Meinen Anmerkungen werden Sie sicher entnommen haben, dass wir von der Linken Liste Ihr Projekt vollumfänglich ablehnen. Und ich sage es auch ganz offen: Sollten wir die Möglichkeit haben, Ihnen einen Strich durch Ihre Rechnung zu machen, können Sie sich auf uns verlassen.
Holger Reile
Linke Liste Konstanz
@angelika bernecker – Neu ist das ja nicht, dass SK-Lokalchef Rau sich weitgehend als Hofberichterstatter übt. Büdingen-Investor Buff wird Herrn Rau für seine PR sicher die Wange tätscheln. Kleiner Rückblick: Das KKH feierte Rau vorab als „Jahrhundertchance“ und als es daneben ging, bezeichnete er die Gegner des Projekts als unwissende Ignoranten. Ähnliche, meist schrille Jubelarien sonderte er zum Bodenseeforum ab. Mit seinem „Kommentar“ zu Büdingen: Nicht das Projekt sei dekadent, sondern die Debatte darüber, zielt er auf meine im Rat geäußerte Kritik ab. Dass er mich namentlich nicht erwähnt und in seiner „Berichterstattung“seit bald zwei Jahren meist auch die LLK ignoriert, ist eher Ausdruck einer gewissen Kindsköpfigkeit, die stadtweit zu Belustigung führt. Der Hintergrund: Wir hatten Rau auf seemoz dafür kritisiert, dass er Mitte 2016 seinen langjährigen SK-Kollegen Michael Lünstroth im Regen stehen und dann auch fallen ließ, als dieser für seine Scala-Texte Druck u.a. von der Stadtverwaltung bekam. Das hat er uns nicht vergessen, denn wir sorgten für überregionale Aufmerksamkeit, bei der Rau mit heruntergelassenen Hosen im Mittelpunkt stand. Der Mann gilt auch in SK-Kreisen als äußerst nachtragend und läuft dort unter der Bezeichnung „der kleine Diktator“. Dass ihm die Mehrzahl seiner SK-KollegInnen in der Lokalredaktion bei der kommunalpolitischen Berichterstattung – oft auch gegen die eigene Überzeugung – hinterher dackelt, ist nicht überraschend und irgendwie auch verständlich. Vor allem freie MitarbeiterInnen sind natürlich bei der Auftragsvergabe und beim Kampf um Zeilenhonorare von ihm abhängig und wollen es sich nicht mit ihm verscherzen.
an Peter Stribl:
Dank zurück, mit den „Pumpwerken“ haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen, dieses Bild werde ich zukünftig vor Augen haben.
@Angelika Bernecker
Weder der Tendenzschutz-Paragraph noch die Formel „Das Sein bestimmt das Bewußtsein“ rechtfertigen die Haltung von Leuten (wohlgemerkt nicht Menschen), die die Diskussion über das Thema Büdingen als dekadent bezeichnen wie Rau.
Diese Leute sind anscheinend nicht in der Lage, ihre Einstellung einer einigermaßen unvoreingenommenen Betrachtung zu unterziehen. Klarerweise muß es schmerzhaft sein, einen Befund zu akzeptieren, der die Unterordnung unter die „marktkonforme ‚Demokratie'“ nachweist. Schmerzen kann das allerdings nur Menschen. Andernfalls spielt auch die Unterstützung der Diktatur der Märkte als nächster logischer Schritt keine Rolle mehr.
Christoph Nix hat anläßlich der Afrin-Demonstration appelliert „Macht Eure Herzen auf“. Aus dem Bauch heraus behaupte ich, daß diese Leute nicht über Herzen verfügen, wie umgangssprachlich die Fähigkeit zu Gefühlen beschrieben wird. An deren Stelle sind Pumpwerke getreten, die Einsen und Nullen ans Hirn, pardon, den Prozessor schicken. In dem Zahlensalat haben weder Menschen noch Bäume was verloren. Fortschritt wird nach dem Kontostand bemessen. Ob dafür ein sozial Benachteiligter noch mehr gerupft wird, ist unerheblich. Im Gegenteil gehört das zu dem perversen Spiel Kapitalismus.
Umso wichtiger ist es, diesen Attacken-Klängen der Finanzjongleure und ihrer Helfershelfer nicht hinterherzurennen. Deshalb ein herzliches Danke für Ihre Zeilen.
PS: Dank natürlich auch wieder einmal an die „SeeMoz“- Redakteure, die offen und transparent, immer am Ball, die neuesten Infos liefern und vielen Menschen eine Plattform bieten, um sich auszutauschen….
Die Herren Zieger und Rau verwenden seit Monaten viel Energie, um in ihren jeweiligen Standpunkten /Kommentaren Konstanzer Bürgerinitiativen in schlechtes Licht zu rücken. Sinngemäß und zusammengefasst werden diese als „überschaubare Grüppchen lautstarker Wutbürger bezeichnet, eine Minderheit, die es, Eigeninteressen verfolgend,durch Lobbyismus mit ihren Luxusproblemchen sogar auf die Tagesordnung des Gemeinderats schaffen“ . Aktuell kommen im Fall Buff noch Diffamierung des unschuldigen Investors hinzu, sowie Sozialneid, der eigene Befindlichkeiten über die Interessen des Gemeinwesens stellt, nicht zu vergessen _Aufhetzung der Bevölkerung durch bewusste Täuschung. Das nenne ich „Diffamierung“ all der Menschen, die nicht tatenlos zusehen wollen, wie unsere Stadt ihr Gesicht verliert. Wer seit Jahren bewusst erlebt, wie „Heimat“ schwindet, Traditionen, unsere Lebensqualität und „Zukunft“ in Wirtschaftlichkeit gemessen wird, der musss laut sein, denn Schweigen hilft nur den vermeintlich Starken an der Stadtspitze. Dadurch werden Entscheidungen eines GR akzeptiert, der mehrheitlich bürger- und realitätsferner nicht sein kann. Danke an all die Bürgerinitiativen, die mir die Möglichkeit geben, mich aktiv zu beteiligen.
Lieber Holger,
Dein Beitrag ist eine grandiose Punktlandung. Auch ich habe äußerste Mühe, Herrn Langensteiner-Schönborns Aussage nachzuvollziehen, „ganz Konstanz sei sich einig… daß es das richtige Konzept für Konstanz sei.“ Ganz Konstanz?
Mich hat er jedenfalls nicht gefragt und ich verwahre mich schärfstens dagegen, daß er in meinem Namen spricht und mir unterstellt, ich würde dieses Konzept genauso toll finden wie er.
Nein, ich finde eher, daß es blöd riecht, nicht so wohlig warm wie Schweizer Kuhmist bei Westwind vor dem Regen, nein, es riecht eher unangenehm, ähnlich den Vorstellungen von römischen Völlereien auf dem Sofa und ein Würgereflex kratzt mich im Hals bei der Vorstellung, ich solle so etwas gutheißen.
Ein anderes Wort als dekadent fällt auch mir dazu nicht ein, wenn die Klientel pro Nase und Nacht dort einen Tausender verplempert für das (wie ich annehme) Normalprogramm…
Ich kenne mindestens fünfzig weitere Konstanzer Bürger, die Herr L-S offensichtlich auch nicht gefragt hat. Und es gibt vermutlich sogar noch viel mehr Bürger, die Herr L-S ebenfalls vorsichtshalber absichtlich gar nicht erst gefragt hat, wie z.B. die vom Südkurier immer wieder (mahnend erwähnte) sogenannte lautstarke Minderheit, das hätte ein anderes Ergebnis gebracht.
Aber selbst wenn er die im Normalfall schweigende, sogenannte Mehrheit gefragt hätte, aber wenn die wie üblich schweigt, woher weiß er dann, was diese sogenannte Mehrheit denkt? Das, was auch er denkt?
Honi soit, qui mal y pense – ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Da fände ich es für Konstanz besser, wenn zum Beispiel XXLGottfriedStutz dort ein bescheidenes Hotel bauen würde und selbstverständlich mit den eigenen, für alle wohlfeilen Produkten möblieren… als bewohnbaren Showroom sozusagen…
Bei der Ortsbegehung kam ich ins Gespräch mit einem mir bis dato unbekannten Herrn namens Ernesto Stronzo, Unternehmenssprecher selbiger Stutz-Gruppe, der sich bereits diebisch darauf freut, wie er zuversichtlich verlauten ließ, aus Herrn Buffs kommender Konkursmasse dessen Büdingen-Areal zu übernehmen.
Ein Kaufpreis von „etwa 15 Millionen Euro“ sei kein Problem, heißt es aus der Strunz-Vorstandsriege, „mehr ist die Kiste eh nicht wert, dann hat auch Buff seine Marge und wird sich hochzufrieden trollen…“
Die Übergabe des anzunehmenden Pleite-Projekts sei für Ende 2018 angedacht. Dann, so Stronzo, „wird das Reebalance für unsere Bedürfnisse vereinfacht umgebaut, die Eröffnung des „Hotels“ planen wir für den 1. April 2020“
Er legte mir dar, dass er keinerlei Problem habe, das Hotel auf ein Fünftel des genehmigten Bauvolumens einzudampfen – zwanzig Zimmer reichen ihm, damit auch Konstanzer Bürger seine Möbel in angenehmer Umgebung ausprobieren können – die zusätzliche Buslinie vom Schänzle Nord bis zum Sternenplatz ist bereits startklar organisiert… kostnix für die Möbelhaus… ähm… räusper… soll heissen Hotelgäste… im 15 Minuten-Takt, versteht sich… 7 Tage die Woche versteht sich ebenfalls… und Sonntags nur wohnen, perfekt vorschriftenkonform…
Tiefgarage? Aber klar doch, 10 Behindertenparkplätze, das reicht locker für diejenigen, denen Busse ohne barrierefreien Einstieg vom Schänzle – Nord aus nichts nützen.
Städtische Parkgebühr dort? Na und? Dafür ist Kaffee/Tee/Sonstwas mit (wahlweise zuckerfreier) Quiche oder Kuchen direkt am See bezahlt – gibt’s sonst nirgends in Konstanz…
Die 300 geplanten Fahrradstellplätze gibt’s platzsparend ebenerdig unter den 20 Zimmerchen… Zufahrt ohne Motorenlärm… Fahrrad einstellen, fertig…
Und die Zimmerpreise?
Billiger als eine Wohnung in Konstanz natürlich, damit sich das Probewohnen auch „lohnt“… begrenzt auf maximal drei Übernachtungen, damit es keinen Stau gibt…
Öffentlicher Park? Aber klar doch, je mehr da herumschauen, desto besser. Bäume umsägen? Nee, warum denn, das Mini-Hotel passt doch locker in die baumfreie Zone.
Verkehrssicherungspflicht? Gopfertoori, warum denn immer alles absägen? Weder fällt mir der Himmel auf den Kopf noch sonstwas – Ein Eidgenössisch Diplomierter Baumpfleger schaut einmal im Jahr sorgfältig durch und fertig und macht alles Nötige.
Und für die ganz Ängstlichen innert der Stadtverwaltung stellen wir an allen Löchern Schilder auf: Welche Gefahr schätzen Sie grösser ein: Gefährliche hundsalte Bäume (A) oder widersetzliche Bürger und den drohenden Klimawandel (B)?
Die A-Sager müssen halt draussen bleiben, so einfach ist das.
Selbst der ehemalige städtische Finanzjoungleur und Strippenzieher nahm ausnahmsweise kein Blatt vor den Mund zum Thema Reebalance: „Soviel Mist am Stiefel braucht kein Mensch, also weg damit.“
Vorsicht:
Die erste Hälfte ist uneingeschränkt ernst gemeint.
Noch größere Vorsicht – Für einfache Gemüter und die zweite Hälfte gilt:
VORSICHT, SATIRE!
Franz-Josef Stiele-Werdermann
PS: Für Zitate/Inspirationen inniger Dank an Holger Reile/ Seemoz
In den USA protestieren viele, vor allem junge Menschen gegen eine obszöne Waffenlobby. In Frankreich beginnen die Menschen zu verstehen, was Monsieur Macron anrichtet.
„Nur Deutschland ist wieder einmal die Ausnahme, obwohl allein die Meldungen der vergangenen Woche zeigten, wie verrottet das politische System in Deutschland inzwischen ist. Der neue Finanzminister Scholz (SPD) beruft den Deutschlandchef der Investmentbank Goldmann Sachs zum neuen Finanzstaatssekretär und dies wird in den “Qualitätsmedien” als kluger Schachzug bejubelt – von kritischer Reflexion keine Spur. Der ehemalige Bahnchef Grube berät den Tunnelbauer Martin Herrenknecht, der im Auftrag der Bahn zwei Tunnel für den neuen Großbahnhof Stuttgart 21 bohrt und nahm nach seinem Ausscheiden noch eine Abfindung von 2,3 Millionen Euro mit. Auch hier bestenfalls Schulterzucken. Die Bezüge der sogenannten Spitzenmanager der großen deutschen Konzerne erreichen inzwischen absurde, durch nichts mehr zu rechtfertigende Höhen. Die Reaktion höchstens ein Gähnen. Die Mehrheitseigner der BMW AG, die Geschwister Quandt/Klatten, bereits die reichsten Deutschen, erhalten eine Dividendenausschüttung von einer Milliarde (!) Euro, ohne dass vor dem Hintergrund der zynischen Diskussionen ob Hartz IV Armut bedeute oder nicht und der zunehmenden sozialen Polarisierung in Deutschland in der Öffentlichkeit und der Politik überhaupt irgendeine Reaktion erfolgt.“ (aus den Nachdenkseiten v. 27.3.2018)
Sich nicht zu wehren, nicht zu protestieren, nicht auf Mißstände aufmerksam zu machen, ist dekadent.
@thorbecke: Zu Ihren haltlosen und krampfhaft bemühten Vergleichen, die einer historischen Betrachtung auch nicht standhalten, fällt mir nur Folgendes ein: Zuviel Pappelwein führt nachweislich zu massiven Beeinträchtigungen. Gesundheit.
@Christel Thorbecke
Bei allem Respekt (der sich, wie hier offenbar wird, erst erarbeitet werden muß):
Dekadenz: Substantiv, feminin – kultureller Niedergang mit typischen Entartungserscheinungen in den Lebensgewohnheiten und Lebensansprüchen; Verfall, Entartung (Duden).
Entartung wird hier also als letzte Bedeutung angeführt. Davon abgesehen, wird kein Durchschnittsmensch der Verführung erliegen, Dekadenz mit der Nazi-Stoßrichtung des Wortes „entartet“ gleichzusetzen. Oder haben Sie das seinerzeit getan, als Westerwelle – der Teufel möge sich seiner annehmen – von der „spätrömischen Dekadenz“ schwadronierte? Nebenbei hätte er beizeiten besser einen Blick in den Spiegel geworfen vor Verwendung des Begriffs.
Dekadent meint hier den perversen Verfall, daß sich Superreiche auf Kosten der deutlich karger lebenden Bevölkerung mehr Lebenszeit erkaufen. Verbunden mit wegfallenden Grillfesten für die Prolls. Und der eindrücklichen Verbannung des Elends, das sich mit diesen Prolls verbindet. Auf daß sich das Elend vergrößert. Wie bereits erwähnt zugunsten einiger Dekadenter.
Bitte immer im Kopf zu bewahren „… wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich“!
Herr Reile, zur Rede im Gemeinderat als Vertreter einer Fraktion:
Vielen Dank für Ihren Beitrag, ohne Schnörkel auf den Punkt gebracht.
Sie haben von verschiedenen Blickwinkeln aus unserer Meinung nach mit passenden Worten richtig kommentiert.
Sybille Schenk und Luana Thalmann
„Dekadenz in Reinkultur“ schreibt Herr Reile und meint damit die gut betuchten Gäste eines Gesundheits-Hotels. Herr Reile, fällt Ihnen nicht auf, in welche Fahrwasser Sie sich da begeben? Dekadent? Das hieß in Deutschland schon einmal das gleiche wie „entartet“. Bilder und Bücher – gerade von vielen „linken“ Künstlern – wurden in diesem Namen verbrannt, Persönlichkeiten als „dekadent“ in Anstalten verwahrt und Behinderte zu Menschenversuchen frei gegeben. Mens sana in corpore sano war die vorbereitende Ideologie, die dahinter stand. Nietzsche war der Vordenker. Alles Ungesunde war verdächtig. Für die „Linken“ in Zusammenhang mit Geld und für die „Rechten“ in Zusammenhang mit Krankheit und Schwäche. Demokratie-feindliche Herrscher von rechts und links haben sich in der Ablehnung von einem „krankem Körper und Geist“ getroffen. Das alles fällt unter den gefährlichen Begriff der „Dekadenz“ – den Sie jetzt einem Gesundheits-Hotel und seinen zukünftigen Gästen anhaften, von denen Sie keinen einzigen kennen. So wenig wie Sie den „Lebensentwurf“ eines Hans-Jürg Buff kennen.
Verallgemeinerungen und Pauschalurteile treffen nie zu und haben mit demokratischem Denken nichts zu tun. Das müssten Sie als Historiker und als kämpferischer Demokrat am besten wissen.