„Wir sind für die Zukunft der Kinder verantwortlich“
Der Rathaus-Innenhof in Konstanz war überfüllt – mit gut 100 ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen, mit Müttern und Vätern und ebenso vielen Kindern. Die ver.di-GewerkschafterInnen protestierten für mehr Anerkennung und mehr Geld. Und fanden Unterstützung sogar von den Politikern.
An Wäscheleinen quer über den Rathaushof hingen von den Protestierern ausgefüllte „Denkzettel“, die später dem OB überreicht wurden: „Investitionen in die Zukunft“ und der „Ärger über wachsende Anforderungen“ wurden angemahnt und es wurde gefragt: „Warum verdienen Manager, die unser Geld bewachen, mehr als Menschen, die auf unsere Kinder aufpassen?“. Gut 80 solcher handschriftlichen Merkzeichen nahm Oberbürgermeister Burchardt später mit.
Sylvia Nosko von der ver.di-Gewerkschaft stieß ins selbe Horn: „Von warmen Worten ist in Konstanz keine Miete zu zahlen“. Sie erinnerte daran, dass der Streik in den Kitas während der Schlichtungsverhandlungen nur ausgesetzt sei und während der Friedenspflicht nicht gestreikt, wohl aber protestiert werden dürfe.
Und diese Botschaft kam an: Uli Burchardt, der sich unversehens unter die Protestierer mischte und tatsächlich eine gerechte Entlohnung im öffentlichen Dienst forderte, versprach: „Obwohl ich nicht der Arbeitgeber-Verhandlungskommission angehöre, werde ich Ihre Proteste an die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber weiterleiten“. Und die Gewerkschafter, ansonsten nicht sein Klientel, applaudierten dem OB. Andere Politiker übrigens waren nicht zugegen – Gemeinderatsmitglieder fehlten vollends.
Doch die johlenden Kinder machten aus der Protestaktion ein sonniges Sommerfest. Die fünfjährige Milla immerhin wusste, worum es geht: „Ich will, dass Frau Schulte anständig bezahlt wird – dann ist die zufriedener“ und meinte damit offensichtlich ihre Kindergärtnerin. Ernster schon Michaela Wiest, die als Beschäftigte in einer kirchlichen Kita nicht streiken, aber doch protestieren darf: „Wir sind für die Zukunft der Kinder verantwortlich. Deshalb sind unsere Forderungen nach anständiger Bezahlung nur zu gerechtfertigt“.
hpk (Text) und Nicolas Kienzler (Fotos)