„Wir wollen ein mutiges und relevantes Theater“

Das Ensemble des Konstanzer Theaters meldet sich zu Wort. Denn nach Ablauf der Bewerbungsfrist zur Neubesetzung der Intendanz haben sich rund 50 BewerberInnen gemeldet, mehr als erwartet. Doch die Schauspielerinnen und Schauspieler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Theater-Bereichen fürchten offensichtlich um Qualität und Ruf „ihres Theaters“ und bieten deshalb ihre Hilfe bei der Suche für eine Nix-Nachfolge an. Wir dokumentieren ihren „Offenen Brief“:

Offener Brief des NV-Bühne-Ensembles des Theaters Konstanz bezüglich der Neubesetzung der Intendanz ab 2020

Konstanz, den 23. Mai 2018

Sehr geehrter Herr Dr. Osner, sehr geehrter Herr Traber,
sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates,
sehr geehrte Mitglieder der Findungskommission,
sehr geehrter Herr Ulrich Khuon,
liebes Publikum,

am Montag endete die Bewerbungsfrist zur Neubesetzung der Intendanz des Theater Konstanz. Dies wollen wir, die MitarbeiterInnen mit Normalvertrag Bühne, zum Anlass nehmen, uns aktiv in den nun anstehenden Findungs- und Auswahlprozess einzubringen.

Wir möchten den EntscheidungsträgerInnen (Gemeinderat, Findungskommission) Aspekte und Kriterien an die Hand geben, die aus unserer Sicht bei der Auswahl aus den zahlreichen Bewerbungen wichtig sind. Wir wünschen uns über die aktuelle Intendanz hinaus:

• … mutiges und relevantes Theater für alle Altersgruppen, das über vorhandene Inhalte und Formen hinaus eine Wechselwirkung auf die Stadtgesellschaft hat.

• … eine dynamische und offene neue Theaterspitze, die künstlerischen MitarbeiterInnen, die hier geschätzt werden, weiter eine Heimat bietet und diese einbindet.

• … Offenheit bezüglich neuer Leitungsmodelle, die aktuell in der Theaterwelt diskutiert werden.

• … den Erhalt und den Ausbau von Mitbestimmungsmöglichkeiten für die künstlerischen MitarbeiterInnen, analog zur vorhandenen bundesweiten Vorreiterrolle des Theater Konstanz.

• … ein zukunftsorientiertes Arbeiten am „Konstanzer Modell“, das faire Arbeitsbedingungen und Vergütungen zum Ziel hat. Nur so bleibt Konstanz ein interessanter Theaterstandort, der in der Lage ist, renommierte KünstlerInnen an das Haus zu binden.

• … eine Weiterentwicklung der Pionierarbeit in Bezug auf nationale und internationalen Projekte.

• … auch in Zukunft einen hohen Stellenwert des Jungen Theaters und die damit verbundene kulturelle Bildungsarbeit.

• … eine Theaterleitung, die sich aktiv mit Konstanz, seinen BewohnerInnen und den aktuellen gesellschaftlichen Fragen im künstlerischen Prozess auseinandersetzt.

Fazit: Das Theater Konstanz und sein Publikum verdient eine Theaterleitung, mit der wir uns in einer Mischung aus Konstanz und Wagemut zusammen weiterentwickeln, bereits Innovatives erhalten und Neues implementieren.

Für weitere fachspezifische Fragen zur Theaterarbeit stehen die von uns gewählten VertreterInnen Claudia Schiller (Inspizientin), Georg Melich (Schauspieler) und Sebastian Heiland (Leiter der Tonabteilung) gerne partnerschaftlich beratend zur Verfügung. Wir sehen vertrauensvoll einem spannenden Findungsprozess entgegen. Wir leben und arbeiten gerne in der Stadt Konstanz und ihrem Theater und sind stolz auf das über die Jahre entwickelte Profil und das damit verbundene Ansehen über die Stadtgrenzen hinaus. Wir schätzen unser Publikum und sind dankbar für die Treue der vergangenen Jahre.

Die NV-Bühne-MitarbeiterInnen des Theater Konstanz
(Schauspiel, Assistenten, Beleuchtung, Maske, Dramaturgie, Ton, Inspizienz, Kommunikation, Theaterpädagogik, Verwaltung)