Wirtschaftskrimi in Kressbronn?

Die Vorgänge um die abgewickelte Bodan-Werft in Kressbronn entwickeln sich immer mehr zu einem Wirtschaftskrimi, so Lilo Rademacher, 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Friedrichshafen. Sie fragt: Wann endlich schaltet sich der Staatsanwalt ein und klärt, ob hier eine Verschleppung der Insolvenz vorliegt? Auf der ersten Gläubigerversammlung am kommenden Freitag im Amtsgericht Ravensburg könnte es Antworten geben.

Dr. Thilo Streck aus Hamburg, Insolvenzverwalter der Bodan Werft, versteht die ganze Aufregung nicht: „„Die Sozialplan-Forderungen kommen erst am Ende des Insolvenzverfahrens“ erklärt er spitzfindig und verschweigt dabei, dass gerade er es war, der vor 14 Tagen den 28 Noch-Beschäftigten schriftlich mitgeteilt hatte, dass er den Sozialplan nicht bedienen könne. Was wohl heißt: Es ist kein Geld da für die Auszahlung der vereinbarten Abfindungen; Masseunzulänglichkei heißt das im Insolvenzdeutsch.

Dabei hatten Betriebsrat und Insolvenzverwalter erst am 1. Juni einen neuen Sozialplan ausgehandelt. Dieser sah für die 28 Beschäftigten, die am 1.6. noch einen Arbeitsvertrag hatten, eine Gesamtsumme von ca. 205.000 € vor. Und das war schon ein arges Zugeständnis der Arbeitnehmer, denn der vorige Sozialplan – ausgehandelt in der Einigungsstelle am 19. März – hatte noch 1,6 Mio.Euro (einschließlich Transfergesellschaft) vorgesehen. Doch wie es aussieht, so Betriebsratsvorsitzender Egon David, werden die Noch-Beschäftigten nichts bekommen. „Mehr als 40 Jahre im Betrieb und nichts wird gezahlt – das ist mehr als bitter“, sagt David und verweist auf die über 30 „schon freigesetzten Bodaner“, die in großer Mehrheit noch keinen neuen Arbeitsplatz gefunden haben.

Die Menschen in Kressbronn sind sauer, berichtet Betriebsrat David. Jeder frage sich: Liegt nicht hier eine verschleppte Insolvenz vor? Denn zunächst gab es in der Einigungsstelle eine Bürgschaft auf die Grundstücke der Bodan Werft; die Grundstücke gehörten der Holding. Mit der Insolvenz wird aber laut, dass Geschäftsführer Robert Dittmann die Grundstücke schon an seine im letzten August gegründete DaSImmobiliengesellschaft mbH verscherbelt hat. Lilo Rademacher nennt das unverblümt „unseriös“ und „eine Kumpanei mit Bürgermeister Weiß und Gemeinderat“.

Auf Antrag der Gewerkschaft findet am kommenden Freitag, 29. Juli, eine Gläubigerversammlung vor dem Amtgericht in Ravensburg statt. Die Beschäftigten haben fast alle über die IG Metall, so Lilo Rademacher, ihre Forderung angemeldet. Aber die IG Metall geht noch weiter: In einem Schreiben an die zuständige Staatsanwaltschaft will sie eine Untersuchung fordern, ob nicht eine Insolvenz-Verschleppung oder sogar andere Straftatbestände vorliegen. Der Kressbronner Wirtschaftskrimi geht also in die nächste Runde.

Autor: hpk

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