WM in Katar: Blutgetränkter Fußball-Rasen

Fußball WM KatarNach der umstrittenen Austragung der olympischen Winterspiele in Peking wird im kommenden Winter die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar angepfiffen. Auch dort ist die Menschenrechtslage äußerst prekär und mehrere tausend „GastarbeiterInnen“ starben beim Bau der Stadien im arabischen Wüstenstaat. Wir wollten von Lina Seitzl, der SPD-Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis Konstanz, wissen, wie sie dazu steht. Hier ihre Antwort.

„Frau Seitzl, aktuell fordert der Menschenrechtsbeauftragte der SPD, die Fußball-WM in Katar zu boykottieren. Außerdem hält er es auch für angebracht, nicht zur einen politischen Boykott zu verhängen, sondern plädiert auch für den Rückzug der deutschen Kicker. Da das Thema durchaus von Interesse ist in unserem Wahlkreis: Wie stehen Sie dazu?“

Lina Seitzl SPD Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis KonstanzIch teile die Kritik des Sprechers für Menschenrechte und humanitäre Hilfen der SPD-Bundestagsfraktion, Frank Schwabe, und des SPD-Parteivorsitzenden, Lars Klingbeil an der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Die Entscheidung der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) aus dem Jahr 2010, die Weltmeisterschaft für das Jahr 2022 nach Katar zu vergeben, war schlichtweg falsch. Denn auch die Fußballverbände tragen eine Verantwortung für die Menschenrechte in den Ländern, die sie mit der Austragung ihrer Meisterschaften beauftragen und unterstützen.

Obwohl Katar aufgrund des öffentlichen Drucks nach der Vergabe der Weltmeisterschaft Reformen des Arbeitssystems und damit Verbesserung für die Menschenrechte der Arbeiterinnen und Arbeiter im Land zugesagt hatte, zeigen die Analysen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International eine Aufrechterhaltung der ausbeuterischen Strukturen in der Praxis. Auch wenn durch die Weltmeisterschaft und ihre Aufmerksamkeit einige Verbesserungen zu Papier gebracht wurden, werden die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, die in Katar 90 Prozent der Arbeitskraft ausmachen, also weiterhin diskriminiert und ausgebeutet.

Die jüngsten Berichte der Menschenrechtsorganisationen zeigen, dass bis 2019 über 15.000 Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter seit der Weltmeisterschaftsvergabe in Katar gestorben sind. Obwohl diese vor der Einreise nach Katar einen Nachweis über ihren Gesundheitszustand erbringen mussten, werden die Todesursachen dieser vermeintlich jungen und gesunden Arbeiterinnen und Arbeiter nicht ausreichend von den katarischen Behörden untersucht. Auch die erheblichen Einschränkungen der Frauenrechte in Katar haben täglich Verstöße gegen die Menschenrechte zur Folge.

Ich hätte mir gewünscht, dass die FIFA ihren Fehler frühzeitig korrigiert und die Weltmeisterschaft neu vergibt. Diese Chance hat die FIFA viele Jahre verpasst und nun findet die Weltmeisterschaft Ende des Jahres tatsächlich in Katar statt. Für die deutsche Politik bedeutet das meiner Meinung nach, dass wir mit einem diplomatischen Boykott eine klare Stellung zu dieser Fehlentscheidung beziehen müssen.

Außerdem muss der DFB die während seines Aufenthalts in Anspruch genommen Dienstleister vor Ort vertraglich zur Einhaltung von fairen Arbeitsstandards verpflichten. Die Fußballverbände, die Spieler, die Fans und die Öffentlichkeit können und müssen zwangsläufig die Missstände vor Ort thematisieren, die Arbeitsbedingungen anprangern und auf die schwierige Situation der Frauen in Katar aufmerksam machen. Mit dieser Aufmerksamkeit kann der Druck auf die Regierung Katars erhöht werden, tatsächliche und nachhaltige Verbesserungen im Land umzusetzen. Gleichzeitig muss der FIFA unmissverständlich klar gemacht werden, dass die Einhaltung der Menschenrechte bei künftigen Vergaben eine zentrale Rolle spielen muss. Daher begrüße ich, dass die Spieler der Deutschen Nationalmannschaft bereits mehrfach bei den Qualifikationsspielen geschlossen ein Zeichen des Protests gesetzt haben.

Bild Fußballstadion: Pixabay
Bild Lina Seitzl: SPD Konstanz