Wohnungen fallen scheint’s doch nicht vom Himmel
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist für Menschen mit normalen Einkommen eine existenzielle Last. Daher kommt auch kleineren Bauvorhaben wie der Jungerhalde West eine große Bedeutung zu. Hier könnte es zu einer Richtungsentscheidung in der städtischen Baupolitik kommen – will die Stadt wie gehabt SpekulantInnen füttern, will sie sich um Wohnraum für ihre BürgerInnen kümmern oder möchte sie die Landschaft unverbaut erhalten? Die Stadtverwaltung gibt sich einsichtig, die Stadtpolitik ist uneins.
Es ist auch mit der Jungerhalde das alte Lied: Wohnungsbau ist herzlich willkommen, aber bloß nicht in meiner Nähe, weil die ja ökologisch mindestens so hypersensibel ist wie meine esoterische Lebensgefährtin. Pflegeheime, logo, die brauchen wir ganz dringend, aber doch nicht mitten in der Stadt – und außerhalb der Stadtmitte schon gar nicht, das können wir doch den Alten nicht zumuten, da könnten wir sie ja gleich abmurksen. Alle wollen regenerative Energien ins Haus bekommen, aber niemand ein Windrad vor seiner Tür stehen haben.
Ist die Psyche des lautstärkeren Teils der Konstanzer BürgerInnenschaft wirklich derart einfach wie widersprüchlich gestrickt, oder geht es hinter den hohen Stirnen zumindest unserer LokalpolitikerInnen ein bisschen differenzierter zu? Es spricht einiges für die letztere Annahme.
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2040 über 100.000 EinwohnerInnen?
Die Debatte über die „Kleinräumige Bevölkerungsvorausrechnung Stadt Konstanz“ bot dem Gemeinderat Gelegenheit zu einer Aussprache über die Konstanzer Wohnungs(bau)politik bis 2040, denn natürlich ist die EinwohnerInnenzahl eine wichtige Kennziffer für den Wohnungsbedarf, genauso wie das Wohnungsangebot wiederum über den Zu- oder Wegzug von Menschen insbesondere der unteren Einkommensklassen entscheidet. („Dialektik“ nannte Hegel das.)
Im Gutachten hört sich das so an: „Knappheit auf dem Wohnungsmarkt führt in erster Linie zu erhöhten Fortzügen von Haushalten in das Umland und erst in zweiter Linie zu geringeren Zuzügen nach Konstanz. Umgekehrt führen Entlastungen auf dem Wohnungsmarkt vor allem zu einer Reduktion der Fortzüge in das Umland und nur in geringem Maße zu vermehrten Zuzügen in die Stadt. So haben bei einer Befragung zu ihren Wanderungsmotiven im Jahr 2011 fast 70% der fortziehenden Familienhaushalte angegeben, dass sie gerne in Konstanz geblieben wären.“ Kurzum: Diese Menschen, die nach Markelfingen, Engen oder Ebstorf flohen, wären gern hiergeblieben, aber sie konnten es sich einfach nicht mehr leisten, in Konstanz zu wohnen, und in diese Lücke stießen besser verdienende Menschen von außerhalb. Klassenkampf findet natürlich auch auf dem Wohnungsmarkt statt, und statt „Der Nächste bitte“ heißt es nicht nur beim Arzt, sondern auch auf dem Wohnungsmarkt schon längst „Der Reichste bitte“. Woran die Stadt Konstanz nicht ganz unschuldig ist, aber dazu später.
11,1 Prozent Wachstum
Die Statistiker von empirica, die die Stadt Konstanz alle paar Jahre mit einer neuen EinwohnerInnenprognose versorgen, konstatieren, dass die Bevölkerung seit 2008 kontinuierlich gewachsen ist, und zwar um insgesamt 11,1 Prozent. „Ende 2019 wohnten 86.332 Menschen in der Stadt Konstanz, für das Jahr 2020 ist aufgrund der Corona-Pandemie von einem Rückgang der Bevölkerung auf ca. 86.100 EinwohnerInnen auszugehen.“ In den Folgejahren dürfte die Einwohnerzahl wieder wachsen, so dass 2040 zwischen rund 94.000 und 100.000 EinwohnerInnen in Konstanz untergebracht werden wollen. Was genau geschieht, bleibt offen: Natürlich weiß niemand, wie sich Corona und ein eventuell durch die Seuche bedingter wirtschaftlicher Einbruch auf die Einwohnerzahlen auswirken könnten, aber die langfristigen Trends für Schwarmstädte wie Konstanz sind absehbar: Sie werden auch weiterhin boomen, sei es zwei Jahre früher, sei es zwei Jahre später.
Als Grund für kurzfristig sinkende Einwohnendenzahlen ist übrigens neben den Coronatoten auch zu bedenken, dass an der Uni viele Veranstaltungen online stattfinden, so dass manche Studierenden gleich bei ihren Eltern wohnen bleiben, statt an den See zu ziehen. Ludger Baba, einer der Autoren des Gutachtens, wies ausdrücklich darauf hin, dass Universitätsstädte auch deshalb wachsen, weil zwar der größte Teil der Studierenden nach dem Studium wegziehe, aber manche eben doch ihren Lebensmittelpunkt am Studienort finden und beibehalten, weil sie dort Jobs finden und Familien gründen.
Eins ist, das ergab die anschließende Debatte, der Lokalpolitik durchaus klar: Mehr EinwohnerInnen brauchen mehr Infrastruktur: Kitas, Schulen, Busse, Kläranlagen, Pflegeheime, einfach die volle Lotte. Das heißt natürlich auch: Ohne Moos nix los. Selbst der sonst so staatstragende Roger Tscheulin (CDU) mahnte, dass Konstanz gerade auf das Wachstum der Altersgruppe über 65 schlecht vorbereitet sei, hier müsse dringend etwas geschehen. Recht hat er, denn es braucht offenkundig mehr Pflegeplätze.
Erfrischend selbstkritisch
Einen wichtigen Beitrag leistete Ewald Weisschedel (FWK): Angesichts der seit langem steigenden Wohnungsnot hätten „wir“ – er meinte wohl den gesamten Gemeinderat, sich selbst eingeschlossen, plus die Verwaltung, – viel zu spät angefangen, [endlich wieder] sozialen Wohnungsbau zu betreiben. „Derzeit entstehen massenhaft Reihen- und Einfamilienhäuser um die Dörfer im Hegau, und das ist ökologischer Wahnsinn. Darum müssen wir den Geschosswohnungsbau in der Jungerhalde entwickeln, der vom Platzbedarf, energetisch und vom Pendlerverkehr her viel besser ist als Eigenheime im Hegau. Einzelhäusle mit dem Garten drumherum sind Schnee von gestern.“ Weisschedel, der im Gemeinderat immer gut mit Herbert Weber (SPD und Mieterverein) gut konnte, ist es hoch anzurechnen, dass er so selbstkritisch sprach. Derartige Ehrlichkeit ist in der Politik selten.
Den wichtigsten (und emotional anrührendsten) Beitrag lieferte Peter Müller-Neff (FGL). Seine Fraktion ist natürlich in Gewissensnot, denn ein Stück freier Fläche zu bebauen, mordet das ökologische Gewissen, während die Wohnungsnot das soziale Gewissen schwer belastet (mal vorausgesetzt, die Grünen hätten ein solches). Die Frontenstellung in Konstanz scheint derzeit ja eindeutig zu sein: Öko & Allmannsdorf auf der einen Seite gegen die Jungerhalde, der Rest von rechts bis links auf der anderen Seite pro Jungerhalde.
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Euer Ehren
Der ehrenwerte Peter Müller-Neff jedenfalls war sichtlich angefressen, als er seinen Beitrag begann. Es ist immer wieder überraschend, wie sehr sich Menschen gerade in der Politik Dinge zu Herzen oder gar persönlich nehmen, Menschen wohlgemerkt, die verdammt gut austeilen können. Aber davon ab, Müller-Neff hatte tatsächlich was zu sagen. „Ich will nicht streiten, aber manchmal muss man streiten. Wir von der FGL wollen keine Käseglocke [das heißt den Stopp jeglicher Neubauten], wir wollen auch nicht, dass die Leute wegziehen müssen, das ist alles Polemik. Wir haben das Handlungsprogramm Wohnen 2014 beschlossen. Inzwischen haben wir den Klimanotstand ausgerufen, wir diskutieren über Klimawandel, Artenvielfalt und Landschaftsverbrauch. Im Hapro Wohnen planen wir 8.100 weitere Wohneinheiten für 15.000-20.000 Menschen, damit kriegen wir doch schon weit über 100.000 Einwohner. Brauchen wir da tatsächlich noch weitere Flächen außerhalb des Flächennutzungsplanes? Es ist eine Diffamierung, der Bürgervereinigung Allmannsdorf Staad zu unterstellen, das seien Egoisten, die ein Häuschen haben und anderen keins gönnen. ‚Die denken nur an sich‘ ist ein Totschlagsargument. Man darf Menschen, die Natur und Städtebau gegeneinander abwägen wollen, nicht unterstellen, dass sie nur an sich dächten. Wir haben natürlich auch Fehler gemacht: Die Stadt hätte mindestens die Hälfte des Siemens-Geländes kaufen und bebauen sollen, aber damals haben wir gedacht, die Stadt sei damit überfordert. Wir haben auch mit dem Vincentius einen Fehler gemacht, als wir es einfach an die Bank vergeben haben. Man hätte bessere Möglichkeiten gehabt, geförderte Wohnungen zu errichten, und diese Gelegenheiten haben wir versäumt. Aber wir haben andere Flächen überplant wie den Hafner, und dem zuzustimmen ist uns Grünen sehr schwergefallen. Ursprünglich wollten Sie [meint wohl die SPD] ja auch den Schwaketenwald abholzen, aber das Regierungspräsidium hat gefordert, dass wir erst mal die schon geplanten Flächen bebauen sollen. Nach unserer Meinung haben wir jetzt genügend Flächen für den Wohnungsbau bereitgestellt. Die Frage nach den Grenzen der Siedlungsfläche ist aus unserer Sicht durchaus berechtigt.“
Ein ehrenwerter Beitrag, denn Müller-Neffs Argumente sind nicht schlecht. Seit Jahren erlebe ich als Linker übrigens, dass sich Grüne bei mir „privat“ entschuldigen, dass sie damals (aus meiner Sicht, ich kann’s nicht verhehlen: wider jegliche Vernunft) die Auslieferung des Vincentius- und des Siemens-Geländes an Spekulanten mitgetragen haben. Müller-Neff redet um diese Fehler nicht herum, dafür gebührt ihm meine Hochachtung. Über den Rest können wir uns – Visier hoch! – wie die Besenbinder streiten, als seien wir vernunftbegabte Wesen. Besserung von den Grünen ist übrigens ausdrücklich erwünscht.
Gut war auch Susanne Heiß (FWK), die daran erinnerte, „dass es nicht nur um Wohnungen geht. „Wir brauchen bis 2030 allein 400-500 Kita-Plätze, rund 1000 Grundschulplätze und 2000 Plätze an weiterführenden Schulen zusätzlich. Für die Senioren über 80 brauchen wir auch 2000 Plätze. Wie schnell können wir diese Einrichtungen bauen und wie können wir die bezahlen?“ Es lässt sich nicht anders sagen: Zeit wird’s, Gemeinderat aufgewacht!
Immer recht
Und was sagt die Verwaltung dazu? Dazu stieg Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn ans Mikrophon: „Wir müssen nachverdichten, wo es sinnvoll ist, und außen bebauen, wir brauchen beides. Dabei müssen wir auf Freiräume achten. Im Siemens-Areal sind von 7 Hektar immerhin 2 Hektar Freiraum. Das ist schon luxuriös. Das HaPro Wohnen hat 7.900 Wohneinheiten, und bei diesem Markteingriff wollen wir alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Wir haben hier 3.700 Wohneinheiten, bei denen wir rein rechtlich zugunsten bestimmter Zielgruppen eingreifen dürfen und das tun wir auch. Darunter sind 2.000 geförderte Wohnungen. Wir haben damit die Ziele, die wir uns quantitativ und qualitativ gesetzt haben, erreicht. Wir denken bei allen Neubauprojekten auch an Kitas und Schulplätze und haben am Weiherhof gerade einen großen Schlag in Sachen Pflegeheime gemacht. Was das Döbele anbelangt: Wir wollen den Brückenkopf Nord zuerst ausbauen, um dann den Verkehr vom Döbele dorthin zu verlagern und dann das Döbele zu entwickeln. Erst wenn die Reisebusse vom Döbele weg sind, können wir das Döbele abräumen. Wir treiben das Parkhaus am Brückenkopf mit 800 Stellplätzen voran und werden dazu in den nächsten Wochen einen Bauantrag stellen. Es stimmt nicht, dass es einen Trend aufs Land gibt, nach unserer Erfahrung nehmen die Menschen eine familiengerechte Wohnung mit Freiräumen drumherum genauso gut an. Wir haben ja auch am Zähringer Hof überschaubare Innenräume, die für Kleinkinder extrem gut geeignet sind. Wenn wir das HaPro Wohnen wie geplant umsetzen, können wir für Familien attraktiv sein.“
Am Ende
Letztlich hat diese Debatte klar aufgezeigt, wer in Konstanz wie weitermachen will. Die Grünen wollen sich dem Wachstum der Stadt entgegenstemmen, für sie ist das Boot nach dem Hafner voll, die Grenzen des Wachstums sind für sie erreicht. Die anderen Interessengruppen wollen das Wachstum der Stadt verschieden ausgestalten – für sie ist klar, dass Konstanz weiterhin wachsen wird, und dass es darum geht, dieses Wachstum zu bewältigen. Das heißt natürlich, endlich bezahlbaren (!) Wohnraum zu schaffen, der allein Normalverdiener in der Stadt halten kann. Nachdem die Mehrheit des Gemeinderates mit dem Verkauf des Vincentius- und des Siemens-Areals schlichtweg Scheiße gebaut hat (nur die LLK und wenige Versprengte waren dagegen), scheint sich mittlerweile die Einsicht durchzusetzen, dass die Stadt selbst etwas tun muss, weil es der „freie“ Markt nicht richten wird. Es ist erstaunlich: Zumindest verbal klingt die heutige Wohnungspolitik der Stadt und der Gemeinderatsmehrheit genauso, wie es der Mieterbund und die LLK seit Jahren gefordert haben.
Aber warten wir‘s mal ab. Der Klassenfeind trägt stets noch ein paar Asse im Ärmel versteckt, und es lohnt sich, ungefragt noch mal draufzuhauen, weil seine Reue ja geheuchelt sein könnte. Bis zum Mieterparadies ist es auch in Konstanz noch ein weiter Weg.
O. Pugliese (Bild: Karsten Paulick auf Pixabay)
Wie wäre es denn wenn man dieses Grundstück für genossenschaftlichen, bzw. gemeinschaftlichen Wohnungsbau frei gibt. Dann hätte man nicht die Verdrängung der sozial Schwachen an den Rand. Man hätte auch eine bessere Vielfalt der Bewohner. Es gibt genügend Projekte, bspw. Mehrgenerationen Häuser die sich der ein oder andere Stadtrat bei einem Ausflug vor ein paar Jahren mal angeguckt hat, die sich hier anbieten würden.
Das wäre dann auch preislich bezahlbarer Wohnraum. Im Gegensatz zu den Vorstellungen eines dafür zuständigen Bürgermeisters. Es wäre zudem im Besitz vieler Bürger und kann auch nicht nach Ablauf einer sozialen Bindung veräußert werden. Entsprechende Fördergelder könnten auch eine ökologische Bauweise ermöglichen.
Es gibt soviele Initiativen in unserer Stadt die seit Jahren die Verwaltung anbetteln sie möge doch bitte bei der Bauland-Suche helfen. Und es gibt auch noch so etwas wie den Spar und Bauverein. Der ebenfalls besser für diesen Standort geeignet wäre als die wobak.
Und man muss auch endlich anfangen das Problem von vorne her aufzurollen. Luigi pantisano hat richtigerweise angemerkt, dass es einen Verdrängungseffekt aus der ersten bis in die letzte Lage gibt. Man muss schon blind sein wenn man die vielen Ferien- und Wochenendwohnungen bspw. am seerhein, der Schmugglerbucht, im Musikerviertel, etc. nicht bereits von Weitem sieht. Und wenn der Wohnraum in der besten Lage nicht mehr vorhanden ist, kommt nun mal Druck auf die Folgenden.
@ Herr Albicker: Sie waren überhaupt nicht angesprochen. Das was sie schreiben, ist so logisch, dass niemand etwas dazu sagen muss – ungefähr wie die Aussage: Gelb ist nicht blau. Ist richtig, hilft aber leider auch nicht weiter. Und bevor sie sich jetzt auch wieder verletzt und zu unrecht angegriffen fühlen: ist nicht böse gemeint.
Wenigstens sind wir uns einig, dass es in Konstanz an bezahlbarem Wohnraum mangelt, und dass die aktuelle Politik, die Probleme so nicht lösen wird. Ist ja schon mal etwas.
Wenn man jetzt mal die ganzen Nebelkerzen, die aufgrund persönlicher oder ökologischer Betroffenheit gezündet wurden, verrauchen lässt, bleibt doch immer noch die real existierende Wohnungsnot übrig. Dafür gibt es sicher keine perfekten Lösungen. Und ob Konstanz nun Großstadt durch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum wird, ist doch eher unwahrscheinlich und in meinen Augen auch weder erstrebenswert noch notwendig. Die Krokodilstränen aufgrund verpasster Chancen bzgl. Siemens und Vincentius sind in der Rückschau eher peinlich. Wie aber ist Konsens über neue Entwicklungsmöglichkeiten aufgrund vergangener Fehlentscheidungen herzustellen? Keine Ahnung, aber eins ist sicher: nicht mit den aktuellen Entscheidern.
@T.Sommer:
Sie missverstehen meine Aussage. und interpretieren diese in eine Richtung, in die sie nicht intendiert war.
Um es nochmal wörtlich zu zititeren: Ich halte es für scheinheilig, en Konstanzer:innen zu suggerien, dass man beides haben kann: Schnellen substantiellen Zuwachs an bezahlbaren Wohnraum OHNE Wachstum der Wohnfläche bzw. weitere Verdichtung.
Genau dies tun aber wesentliche Teile des politischen Konstanz, und genau diese „wasch mich aber mach mich nicht nass“ Haltung ist zum abgewöhnen
Also das Ausmass der Anfeindung und die Ausdruckweise, bloss weil man eine andere Meinung vertritt, ist wirklich schockierend hier.
Erschreckend wie Aussagen anderst denkender dämonisiert werden und damit sie wieder in das eigens konstruierte Weltbild passen.
Es ist reichlich unfair, mir den Mund zu verbieten, mich aber gleichzeitig fleißig (weiter) zu beschimpfen! – Was ihr zwei hier versucht, mir anzudichten, ist einfach nur ekelhaft! Wer mich kennt, weiß wohl, daß ich regelmäig unter den Ersten bin, die auf Bundesebene bezogen den „Das Boot ist voll“-Rufern in den Kommentarspalten von z.B. Spiegel oder Focus, kontra geben und aufzeigen, daß eher das Gegenteil der Fall ist und das Deutschland und Europa froh über jeden sein kann, der hierher kommen möchte!- Und da Du Wien erwähnt hast: Ja, das ist sozusagen das Idealbeispiel von gelungener Wohnungsbaupolitik! – Was aktuell in Konstanz passiert ist aber so ziemlich das genaue Gegenteil davon! Hier findet ein Ausverkauf statt, von dem nur einige wenige profitieren, aber viele darunter zu leiden haben! Dass es hier zuwenig GÜNSTIGEN Wohnraum gibt, sehe ich doch ganz genauso! Dieses Problem wird aber durch die aktuelle Wohnbaupolitik nicht abgestellt, sondern ganz im Gegenteil weiter aufgeheizt! Wohnungen, die bei 6ooo€/qm beginnen, sind in meinen Augen eben nicht günstig oder irgendwie sozial! Und nochmal: ausgerechnet das Klinikum anzugreifen, ist das denkbar schlechteste Beispiel: Die gehen nämlich, ähnlich wie der zweite große Arbeitgeber in Konstanz, die Stadtverwaltung selbst, m.W.n. ziemlich vorbildlich mit ihren Mitarbeitern um, wenn es um Wohnungsbeschaffung geht. Und selbstverständlich dürfen Mitarbeiter auch im Ruhestand in ihren Wohnungen bleiben. Wie kommt ihr überhaupt auf die Idee, daß ich etwas anderes fordern würde? Ich hatte lediglich vorgeschlagen, daß neu nach Konstanz kommenden großen Firmen (natürlich nicht jeder kleinen 5-Mitarbeiter-Schreinerei o.ä.) auferlegt werden könnte, parallel zu neuen Betriebsstätten dann eben auch Wohnraum zu erschaffen! (So wie wohl einst z.B. die Firma Ravensberg in der Schneckenburgerstr.) Wenn ich hier irgenwas übersehe, lasse ich mich gerne aufklären, was daran falsch ist!
ÖR-Fernsehen gucken hilft manchmal als Therapie für Wortfindungsschwierigkeiten. „ Nachb arsch aft.“ (Wilsberg).
Aber Daniel, warum so aggressiv? Läuft doch alles in unserem Sinne: Es wird schön teuer und uns bleibt der Blick auf diese fiese Armut erspart. Ich finde arme Menschen sollen gefälligst auch nur an hässlichen Orten wohnen, das findest du doch auch?
Zum Glück sind wir hier in Konstanz schlauer, als diese Typen in Wien – Hahaha! Die zahlen zum Teil so wenig Miete! Wie blöd sind die denn! Nein. Konstanz sollte sich auf jeden Fall an New York und und was? Ach ja: Tokio und so orientieren! Das sind Super Vorbilder!
Deine Einstellung, dass Politik nichts gestalten, sondern sich nur dem Markt und seinen Gesetzen unterwerfen sollte, finde ich vorbildlich: Bis jetzt hat der Markt ja auch wirklich alles geregelt – zum besten aller Menschen, klar. Ausser uns beiden hat das niemand kapiert! Politik soll sich raushalten!
Mit den Studentinnen, Pflegern usw. hast du mich falsch verstanden: Die sollen alle raus aus Konstanz -ich bin da ganz auf deiner Seite! Ich will Platz am See und mehr Ruhe, usw.
Und mit Herrn Burchardt haben wir doch auch einen, der ebenfalls auf unser Seite ist: Hat er nicht damals, als der Gemeinderat Konstanz zum sicheren Hafen erklärt hat gesagt, das sei nur symbolisch und natürlich hätten wir keinen Platz für die – wie viele waren das noch? 17? 21? – Schutzsuchenden? Das sollte dir doch Mut und Hoffnung machen! Also: Kopf hoch! Es läuft!
Eine Frage hätte ich noch zum Thema Bindung von Wohnung an Arbeitsplatz (tolle Idee): Was machen wir mit denen, die dann ihre Arbeit verlieren und oder in Rente gehen? Wir schmeissen sie raus, stimmts? Du hast so recht …
@Beringer
Sind Sie jetzt Baum- und Fischschützer oder was? Meinen Sie, nachdem was Sie hier gegen Geringverdiener rumproletet haben, sich damit reinwaschen zu können? Hören Sie sich selbst überhaupt zu? Was für Argumente wollen Sie von mir hören, die untermauern, dass Sie perfide argumentieren? Halten Sie mich für blöd?
T. Sommer: Bist Du in letzter Zeit mal z.B. durchs westliche Petershausen gelaufen? Nachverdichtung Markgrafenstrasse oder Ex-Hardenbergareal gesehen? – Und vielleicht auch mal in die bekannten Immobilienportale geschaut, zu welchen Preisen jetzt die Luxussanierten einst einfachen, günstigen und schönen Wohnungen (auf Markgrafenstrasse und die anliegenden Stichstrassen bezogen) vermarktet werden? Wer sollte davon bitteschön etwa haben? Die Mieter wohl am allerwenigsten!
P.S: Und den Unfug von den angeblichen Scharen an obdachlosen Studenten, KrankenpflegerInnen, SupermarktmitarbeiterInnen und Menschen die in Industrie oder Billoberufen (was immer das sein mag) arbeiten und alle alle nur darauf warten, daß ihnen Neubauten ab ach so humanen 14€-Kaltmieten angeboten werden, kannstDu Dir sparen!
Minotti, wenn einem nichts zur Sache einfällt, wirft man aus der Anonymität heraus einfach mal ein bisschen mit Beleidigungen und Unterstellungen um sicher, oder wie? Ich wäre viel mehr mal auf Argumente gespannt, weshalb Konstanz eigentlich auf Teufel komm raus so schnell wie möglich die 100.000-Einwohner-Marke übertreffen sollte! Und vor allem, was Otto Normalverdiener davon haben sollte! – „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann!“ Werden’s sicher auch noch irgendwann merken! 😉
@Rebeck/ Beringer
Was Sie da verzapfen, ist so unfassbar widerlich. Ich möchte gar nicht wissen, was Sie sonst noch so auf dem schmalen Brett haben. Lassen Sie sich einfach eine Prise Riechsalz reichen, wenn das Gesocks in Ihre Nachbarschaft zieht. Heilandsack!
Herr Albicker und Herr Beringer,
super! Endlich haut mal wer auf den Tisch und sagt wie es ist: Das Boot ist voll und der See sowieso! All diese Menschen – die sollen doch irgendwo hin, Hauptsache nicht nach Konstanz, wo es schön ist – Konstanz den Konstanzern!
Um diesem Gedränge am See endlich ein Ende zu setzen schlage ich noch folgendes vor:
Uni und FH schliessen! Studentinnen und Studenten, studiert im Osten, da gibts Platz und die Unis freuen sich!
Krankenhaus zumachen! Ärzte sind ja grundsätzlich okay, aber die brauchen auch viel Platz. Und was garnicht geht: Pflegerinnen und Pfleger: Pflegt gefälligst den Osten!!! Oder da wo Platz ist! Hier in Konstanz wird niemand krank.
Alle Menschen, die im Einzelhandel, in der Industrie und in den ganzen Billoberufen arbeiten: Konstanz ist voll und der Strand gehört den Konstanzern – die dürfen hier arbeiten, klar, irgendwer muss auch meine Villa schrubben und mir Seelen verkaufen, aber könnt ihr nicht bitte von Chemnitz aus täglich pendeln? Der Gemeinderat soll das mal ausloten! Dann gibts hier auch nicht so viele Kinder und das heisst: Weniger Kitas und weniger Schulen, mehr Platz am Strand, weniger Müll, weniger Lärm, weniger Pickel!
Schliesslich hatten wir doch zuerst die Idee hierher zu ziehen, weil es hier so schön ist. Und jetzt ziehen uns diese ganzen Menschen hinterher … Und arbeiten tun viele auch nicht! Ihr könnt euch das hier eh nicht leisten!!!
Super Idee, Daniel (ich sag mal du, denn wir verstehen uns): „Koppelung von neuen Arbeitsplätzen an die zur Verfügungstellung von zum Lohn passenden Wohnraums“! Denn das gilt doch auch für Rentner und Kinder! Wer hier wohnen will, der muss auch arbeiten, und wenn er wenig verdient: Wozu gibts Keller, Besenkammern, usw. Und im Sommer sollte der Gemeinderat auch mal einigen ein Seeverbot aussprechen – die können dann mal schön Urlaub im Hinterland machen. Und wir drei: Der Timo, der Daniel und ich bilden eine Art Gremium, das entscheidet, wer noch zuziehen darf und wer nicht. Aber letztlich, Daniel, hast du einfach die besten Lösungen, du bist eben ein wahrer Menschenfreund, sozial und den Traditionen verbunden: Wohnraum im Osten! Klasse!
Unter uns: Zu Pfingsten fahre ich natürlich auch als Tourist an die schönsten Orte nach Italien, usw. … aber hey: Ich bin aus Konstanz, ich habe das dann wohl auch verdient, so voll wie das hier ist.
Danke euch zwein! Mehr von euch und es wird eine tolle Zukunft hier in dieser ehrenwerten und schönen Stadt!
Warum, lieber Timo Rebeck? – Ganz einfach: Weil Lokalpolitiker jedweder Coleur, Angst um Wählerstimmen haben, wenn sie denn einmal den Mumm aufbringen würden, sich hinzustellen und deutlich zu sagen: „Sorry, hier is voll! Hier wird nix neues mehr gebaut! Zankt euch gefälligst um den vorhandenen Wohnraum!“ – Und so machen sich selbst vermeintliche Umweltschützer (z.B. sog. „Grüne“) oder traditionelle Gegner des Eigentums (z.b. sog. „Linke“) zu willfährigen Steigbügelhaltern des Cash-as-can-Kapitalismus‘ und rufen im Chor: „Wir brauchen mehr Wohnraum!“
Wer mit diesem „Wir“ gemeint sein soll, wird dabei genausowenig erklärt, wie eine Antwort gegeben wird auf die Frage, wie man denn überhaupt auf die absurde Idee gekommen ist, daß Wohnraum (in toto) günstiger werden würde, je mehr man davon erschaffen würde.
Man setzt sich wohl kaum der Gefahr des Vorwurfs der Polemik aus, wenn man auf den Vergleich der Extreme an beiden Enden der Skala verweist und z.B. auf „Monaco versus Mongolei“ zeigt:
Ein Blick auf jedwede andere Stadt oder Gegend dieses Planeten genügt ebenso, um es (ein-)zusehen: Da wo „Alle“ hinwollen, da wo’s „Voll“ ist, ist’s am teuersten, da wo „Niemand“ hin will, dagegen am billigsten! – Das teuerste in unserer Nähe ist m.W.n. „erste Reihe“ am Genfer See, wo der Quadratmeter Wohnraum wohl inzwischen um 40.000,- Schweizer Fränkli kostet, wer in die besten City-Lagen von z.B. Tokio möchte, darf nochmal das doppelte davon auf den Tisch legen und wer partout, um nochmal nach Monaco zu zeigen, ebenda in erster Reihe am Wasser oder in den „tollsten“ Penthouse-Wohnungen über den Dächern der Armen unter den Reichen leben möchte, darf selbst auf diese Maxime nochmals 50% drauf legen. – Na und? Die zur Verteilung stehenden Quadratmeter sind nunmal endlich; wie sollte das denn sonst geregelt werden, als über den Preis?
Leider wird bei der permanenten Forderung nach noch mehr Wohnraum aber regelmäßig vergessen, daß die Menschen, die dann in den neu geschaffenen Wohnungen leben werden, nicht nur aus ihren „Fickzellen“ (Zitat Heiner Müller) herauskommen, um zur Maloche oder zum Einkaufen zu gehen, sondern auch irgendwo „leben“ werden wollen. Z.B. in den Sommermonaten am Ufer des Sees bzw. Flusses an den man ja eigentlich gezogen ist, weil es da so schön ist. Und in schöner Regelmäßigkeit wundert und ärgert sich dann die Einwohnerschaft solcher Orte, daß es an den schönsten Flecken inzwischen viel zu voll, viel zu laut, „alles zugemüllt“ und was noch alles wäre…
Aber anstatt an sinnvollen Lösungen zu arbeiten, wie z.B. einer funktionierenden, preisgünstigen Erschließung des ÖPNV ins dünnbesiedelte „Hinterland“ (Schon mal probiert, vor 6h morgens auch nur z.B. von Böhringen-Rickelshausen nach Konstanz zu kommen?) oder einer Koppelung von neuen Arbeitsplätzen an die zur Verfügungstellung von zum Lohn passenden Wohnraums (Warum sollte man z.B. im Konstanzer Unterlohn nicht auch wohnen dürfen? Eine einfache Mehrheit im Gemeinderat könnte den Unfug dieser Regelung beenden!), ruft man lieber schön weiter betriebsblind im Chor „Wir brauchen mehr Wohnungen!“ weil man das ja schon immer gerne gerufen hat, weils halt vordergründig so schön sozial klingt…
Es erschliesst sich mir einfach nicht, warum auf biegen und brechen, an den beliebtesten und schönsten Orten billigster Wohnraum geschaffen werden MUSS???
Wie mit einem Brandbeschleuniger verdichtet man Gegenden nach, die ohne zutun auch schon ausreichend Entwicklung erfahren würden. Warum kann man sich nicht um mehr Zersiedelung bemühen und attraktive Entwicklung in abgelegeneren Orten schaffen?
Im Hinterland wie z.B. der schwäbischen Alb oder dem Osten von Deutschland wär man so froh über mehr Leben, ganz nebenbei steht Grund und Boden im Vergleich in Hülle und Fülle zur Verfügung. Keine Frage bedeutet dies, dass auch für Arbeit gesorgt sein müsste, aber genau hier seh ich die Aufgabe der Politik und nicht darin den letzten Grünstreifen zuzubetonieren.
Unter dem Wahn von billigem Wohnraum müssen schon so viele Konstanzer aus allen Schichten leiden, die diesen Ort seit je her Ihre Heimat nennen.
Falls für die FGL die „Grenzen des Wachstums“ erreicht sind, ist das ja erstmal ein legitimes Statement, um dessen Klarheit ich froh bin.
Konsequenterweise sollten sie dann aber auch die Schlüsse, die daraus folgen, offen kommunizieren.
Den Konstanzer:innen zu suggerien, dass man beides haben kann (schnellen substantiellen Zuwachs an bezahlbaren Wohnraum ohne Wachstum der Wohnfläche) ist in höchstem Maße unehrlich.
Gab es da nicht mal einen OB Kandidaten, der nicht nur gefragt hat, was und wo gebaut wird, sondern auch wie? Ach ja, richtig, der hat ja dann persönlich die Vorgärten von Herrn Schlau und einigen Herren des Ältestenrat enteignet und dann war Schluss … gut für Konstanz, schließlich MUSS Soziales gegen Ökologisches ausgespielt werden, sonst wird es zu kompliziert. Gentrifizierung- uff – schweres Wort und NIMBY … nein, nein! Dann lieber die alten Grabenkämpfe und den eigenen Besitz schützen. Irgendwann wird es so wie auf Sylt, herrlich:
https://taz.de/Gentrifizierung-auf-Sylt/!5025658/
und dann dann noch hier:
https://www.youtube.com/watch?v=0xIXGRA2bRk&t=348s
Zwei Probleme auf einmal lösen! Wow!