Wundertüte voller vermeintlicher Verkehrslösungen
Ein Potpourri von Lösungsansätzen für die Konstanzer Verkehrsprobleme wird dem TUA (Technischer und Umweltausschuss) morgen in einer Sondersitzung präsentiert (ab 16 Uhr, Untere Laube 24, 6. OG). Großspurig als Masterplan Mobilität angepriesen, wird ein Bündel neuer und älterer, realisierbarer und verworfener Ideen vorgestellt – gleichsam als Wundertüte, aus der die StadträtInnen sich das Passende heraus picken sollen. Doch der große Wurf ist nicht darunter.
Neue Verkehrsmittel?
Wassertaxi, Seilbahn, S-Bahn – neue Ideen braucht die Stadtplanung. Doch manche der gar nicht so neuen Einfälle sind schlicht nicht realisierbar, glauben die städtischen Planer. So stößt die schon vier Jahre alte Lieblingsidee des Oberbürgermeisters einer Seilbahn quer durch die Stadt auf rechtliche Hürden: Nach Erkundungen einer auswärtigen Beratungsfirma gibt es Probleme mit dem Denkmalschutz, aber auch die Frage, wann und wie privates Gelände dauerhaft überquert werden darf, ist juristisch nicht ausreichend geklärt. Überdies: Noch liegen kaum verwertbare Daten zu den Kosten, aber auch zu den Passagier-Strömen im Innenstadt-Bereich vor. Fazit: Eine Seilbahn bleibt höchst unwahrscheinlich.
Ähnliches gilt für eine S-Bahn: Die ist kaum finanzierbar, vermelden die Stadtplaner, denn manche Strecken müssten zweigleisig ausgebaut werden, wahrscheinlich wäre eine zusätzliche Rheinbrücke nötig und die Zahl der jetzt schon nervigen Bahnübergänge würde erhöht werden müssen. Fazit auch hier: Viel zu teuer und höchstens in Jahrzehnten realisierbar, wenn zusätzliche Anschlüsse in die Schweiz geschaffen werden.
Noch am ehesten umsetzbar scheint die kleinste Lösung unter den neuen Verkehrsmitteln: Ein Wasserbus oder Wassertaxi, wie anderswo längst realisiert (s. Fotos). Bereits im nächsten Jahr könnte es eine Linie mit Booten der Bodensee-Schiffsbetriebe zwischen „Mobilpunkt Schänzle-Nord“ und dem Konstanzer Hafen geben, wenn letzte Fragen des Naturschutzes geklärt sind.
Zusätzliche Parkplätze?
Eindeutig die Handschrift der Gaspedal-Lobby trägt das neue Konzept für Auto-Stellplätze. Bis zu 3000 neue Parkplätze sollen im Stadtgebiet entstehen – 900 allein in einer neuen Tiefgarage am Döbele. Ein neues Parkhaus nahe der Schänzlehalle und weitere Parkplätze am Schänzle-Nord sollen zwar dafür sorgen, dass zusätzlicher Pkw-Verkehr gar nicht erst in die Innenstadt gelangt, dennoch dürfte diese Planung für heftige Kontroversen im Gemeinderat sorgen.
Daran ändert auch Teil zwei des Plans nichts: Mit höheren Parkgebühren sollen vor allem autofahrende Tagesbesucher aus der Altstadt fern gehalten werden. Während im Stadtzentrum das Parken deutlich verteuert werden soll – bis zu zehn Euro für vier Stunden Parkzeit -, werden Anreize zum Parken zum Beispiel am Schänzle erhöht – hier würde das Parken nicht mehr als fünf Euro pro Tag kosten. So soll den Besuchern ein Umstieg in den Shuttlebus schmackhaft gemacht werden, wozu es allerdings auch eine deutliche Verbesserung im Bustakt braucht. Ob allerdings solche Tricks auch Parker aus dem Paradies vertreiben, muss bezweifelt werden, solange die Bußgelder gerade für Gäste aus dem Nachbarland nicht wirklich abschreckend wirken.
Mehr Absperrungen?
Man nennt es Verkehrsmanagement. Durch Ampeln, die auf Dauer-Rot geschaltet sind, oder Verkehrszeichen, die auf Brücken über den Straßen einzelne Spuren sperren oder eine konsequente Vorfahrt für Busse regeln – verschiedene Zufahrten (an der Reichenau-, Europa- und Gartenstraße sowie an der Alten Rheinbrücke) könnten so bedarfsweise kontrolliert oder gar gekappt werden. Das alles kombiniert mit einer konsequenten Umsetzung des C-Konzepts (Entlastung des Altstadtrings) könnte, so die Stadtplaner, zu einer Entkrampfung des Innenstadtverkehrs beitragen.
Die morgige TUA-Sitzung ist offensichtlich allein der Präsentation solcher Lösungsansätze durch interne und externe Fachleute vorbehalten – Beschlussfassungen sind nicht vorgesehen. Die werden in den nächsten Monaten vom Gemeinderat und seinen Ausschüssen erwartet – ohne hitzige Debatten dürfte das nicht abgehen.
hpk
Vor allem eins: Stadtbesuchende sollen ihre meist überdimensionierten Benzin- oder Diesel- kurz Dreckschleudern vor der Stadt parken.
Ausgebaute Shuttles, ob als Bus oder Wassertaxi, können auch die unvermeidlich Gestrigen von dort ins „Zentrum“ transportieren.
Wir haben einen zentralen Bahnhof direkt in der Stadt. Die SBB u.a. auch mit dem Seehas bietet einen optimale Anreise.
Die DB sollte ihren Aufgaben nachkommen und den Bahnhof NutzerInnenfreundlich umbauen, statt bei S 21 weitere Millionen zu vernichten.
Die Innenstadt gehört Bussen, Taxis, Radfahrenden und zu Fußgehenden.
Anliefernde dürfen natürlich zu ihren Kunden.
Anwohnende, die nicht geheingeschränkt sind, können ihre Autos auf den freien Plätzen in bereits vorhandenen Parkhäusern abstellen.
Gesündere Luft, weniger Lärm, weniger Stress … für die hier Lebenden.
Eine fast verkehrsfreie Stadt bietet auch für viele Gäste viel.