Zahlen und Fakten gegen trunkene Mundpropaganda
Eine Woche nach dem Ersten April ist Schluss mit lustig. Im Konzil wurden am letzten Donnerstag bei dem Treff „Gemeinsam Leben – Integration und Teilhabe von Flüchtlingen“ etliche Integrationsmöglichkeiten und Helferkreise für geflüchtete Menschen vorgestellt, ebenso wurden Zahlen, Daten und Fakten auf den Tisch gebracht, die die Menschen im gut gefüllten Saal vom Hocker hauten.
Eberhard Baier, zuständig für die Statistik und Steuerungsunterstützung im Hauptamt der Stadt, berichtete über den jährlichen Konstanzer Zuwachs von 1000 Menschen. Nur sieben Prozent dieser Zuwanderer sind geflüchtete Menschen.
Wider etliche Gerüchte stellte Polizeipräsident Ekkehard Falk Fakten der Kriminalstatistik von Flüchtlingen und Ortsansässigen gegenüber. Im Jahr 2015 gab es gut 6500 gemeldete Straftaten; 389 davon begannen von Geflohenen. Ein Fünftel dieser knapp 400 Straftaten passierte in Gesamtunterkünften. Falk sprach in diesem Zusammenhang den „Lagerkoller“ an. „Angenommen, wir sperren 100 junge bayrische Burschen, 100 sächselnde Jongen, 100 schlagfertige Berliner ohne Maulkorb und 100 spätzleliebende BWL Studenten in eine Turnhalle. Konfliktpotential auch da vorprogrammiert“, so Falk.
„Migranten sind nicht krimineller als Einheimische“, so der Polizeipräsident. Er appellierte an die Sachlichkeit, Fakten wahrzunehmen. Panik und Angst runterzuschrauben und Zahlen sprechen zu lassen. Und vor allem: Die Gerüchteküche auskochen lassen. Ekkehard Falk berichtet davon, es sei das Gerücht grassiert, geflüchtete Menschen bekämen als Willkommensgeschenk sogar Bordellgutscheine. Zudem plädierte er dafür, Informationen aus sozialen Netzwerken zu hinterfragen und dann objektiv zu sehen.
Moustapha Diop, geboren in Senegal und in Konstanz studiert, ist seit November der Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Konstanz. Seine Kollegin, die Integrationsbeauftragte Elke Cybulla, die nun schon etwas länger im Geschäft ist, freut sich über den „frischen Wind“, den Diop ins Büro bringt.
Tarik al Sissi, ein junger Syrer, lebt nun seit zwei Jahren in Deutschland. Auf dem Podium erklärt er, wie er sich selbst die deutsche Sprache beibrachte und wie glücklich er über seinen Job als Briefträger ist. Sein Schlüsselwort: Kommunikation. Nicht nur beim Erlernen der Sprache seine hilfreichste Lernmethode. Ebenso ist Kommunikation – Fragen zu stellen oder eine Unterhaltung zu führen – die beste und nebenbei charmanteste Methode, um Vorurteilen und Ängsten den Garaus zu machen.
Beate Fleischhauer