Zebra-Kino und die ausgedienten 35mm-Streifen
Die Kinowelt muss umrüsten auf DCI – das steht für „Digital Cinema Initiative“. So auch das Zebra-Kino in der Konstanzer Chérisy. Die Filmverleihbranche führt dieses Format aus Kopierschutzgründen ein. Das Umsatteln kostet das Zebra-Kino aktuell 43 700 Euro. Seit Mai läuft das Fundraising dafür und brachte bisher schlappe 4 600 Euro. Welche Hoffnungen das Kino hat, darüber sprach seemoz mit Marvin Wiechert
Die Kinos werden gezwungen umzurüsten und spüren die Folgen: „Selbst die Filmförderanstalt (FFA) des Bundes dachte, dass es mit der Umstellung bis 2016 dauern würde“, meint Wiechert, „aber seit August ist definitiv eine Mehrzahl der bekannteren Filme nur noch über DCI zu haben. Dabei ist diese Umstellung schon ziemlich absurd. Wir würden uns als Kinos doch selber ins Fleisch schneiden, würden wir die Filme, die wir verliehen bekommen, kopieren wollen.“
Seit August, so Wiechert, bekomme das Zebra die Umstellung auf DCI besonders zu spüren. Seitdem komme man kaum noch an 35-Millimeter-Filme, für die man die Technik schon hat. Von September bis Dezember würden diese jetzt lediglich zweimal laufen im Zebra. Momentan könne man sich noch mit Blue Ray Discs (digitaler Nachfolger der DVD, d. Red.) behelfen, aber das sollte wohl nur noch ein paar Monate gut gehen.
Für das Zebra besonders problematisch: Auf DCI laufen bekanntere Filme, die man zeigt, um dann Themenblöcke um „Liebhaberfilme“ oder Themenreihen mit diesen Einnahmen quer zu finanzieren.
Was also tun?
Das Zebra hat über einen Flyer einen Spendenaufruf gestartet. 4 600 Euro kamen bisher zusammen. Doch auch andere Maßnahmen wurden ergriffen – fragt sich nur, ob die greifen: Am 19. November wird ein Antrag über 16 500 Euro im Kulturausschuss des Konstanzer Gemeinderates diskutiert, am 5. Dezember sollte dieser dann durch den Haupt- und Finanzausschuss (HFA) gehen. „Die 16 500 Euro wären eine einmalige Aufwendung. Von der Medien- und Filmgesellschaft (MFG) Baden-Württemberg würden wir noch die Hälfte des von der Stadt bewilligten Betrages dazubekommen. Kommen allerdings von der Stadt nur 1 000 Euro, dann kämen auch von der FFA lediglich 500 Euro“, schildert Wiechert die Problematik, der gleichzeitig hofft, dass die Leute ums Zebra mit einem positiven Bescheid des Gemeinderates „nur“ noch 19.000 Euro aufzutreiben hätten.
Auch ärgert die „Zebras“, dass die Filmförderanstalt FFA zwar ein Programm für die Umstellung auf DCI bereitgestellt hat, was Kinos mit 25% der Umstellungskosten bezuschusst. Allerdings fördert die FFA nur Kinos, die eine gewisse Besucherzahl über drei Jahre in Folge nicht unterschritten haben – für ein Ein-Saal-Kino eine unmögliche Aufgabe.
Viel Rückhalt und fest in kommunaler Kultur verankert
Trotz allem, das Zebra-Kino erhält von vielen Seiten Unterstützung und Zuspruch. So will man demnächst mit einigen Firmen über finanzielle Unterstützung sprechen. Studierende der Fachschaft Lehramt an der Uni Konstanz organisieren derzeit eine Supporter Party, und am heutigen Donnerstag Abend sagte sich das Knopfloch Kombinat für 22:30 in der „Kantine“ an. Das Knopfloch Kombinat ist ein Live-Techno-Act mit allerhand witzigen Instrumenten, der einzigartig in Deutschland ist. Die Eintrittsgelder kommen dann der DCI-Umstellung zu Gute.
Und die braucht das Kino dringend. Denn abseits von Hollywood-Kommerz-Streifen und dem neuesten Bond ist es auch wichtig, eine Kinokultur neben dem Mainstream zu schaffen. Und wer sollte dies sonst in Konstanz tun, wenn nicht die vielen, weitgehend Ehrenamtlichen vom Zebra?
Autor: ryf
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