Zeichen setzen für die Zukunft Zoffingens
Den letzten Gassenfreitag nutzten aktive Niederbürgler, um für die Zukunft Zoffingens zu werben. Auf dem Schulhof, der alsbald zugebaut werden soll, informierten sie über die Baupläne der Caritas (seemoz berichtete) und über ihre Sorgen, die „letzte grüne Lunge der Niederburg“ zu verlieren. Im Schatten der Kastanien, die fallen sollen, versammelten sich zahlreiche Besucher, die sich diesen Gassenfreitag im Herzen der Konstanzer Altstadt ganz anders vorgestellt hatten.
„Wir wollen mitreden“ ist das Motto der „Interessengemeinschaft Zukunft Zoffingen“, die zu diesem Informationsabend eingeladen hatte. Brigitte Rabus und Stephan Schulz, die vorläufigen Sprecher der Interessengemeinschaft, hatten nicht nur Plakate im ältesten Stadtteil von Konstanz aufhängen lassen, die jetzt an vielen Haustüren und Fensterläden prangen, und ein zweites Flugblatt unter die Leute gebracht, sondern sich für den Gassenfreitag einen besonderen Clou ausgedacht.
Sie hatten mit Daniel Groß (Foto oben) den bekanntesten Stadtführer von Konstanz eingeladen, der über das Schicksal Zoffingens vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart referierte, der über die wechselhafte Geschichte des Gebäude-Ensembles vom Kloster bis zur Schule berichtete und dabei gewohnt launig Anekdoten über die verschiedenen Besitzer des Areals einstreute. Und selbst eingefleischte Niederbürgler erfuhren Neues aus dem Mund des Historikers, wenn er beispielsweise von dem Friedhof, der einst dort lag, erzählte oder von der Klosterkirche, die jetzt nach vielen Umbauten als Wohnhaus dient.
Pfiffige Publicity für die „Interessengemeinschaft Zukunft Zoffingen“ also, die auf ihrer Homepage wie auch auf dem aktuellen Flyer von der „großen Sensibilität“ spricht, mit der ein Neubau „in die über Jahrhunderte gewachsene Umgebung eingefügt werden (sollte) und kein Fremdkörper werden darf. Deshalb muss das Projekt mit Augenmaß neu konzipiert werden.“
Wie überhaupt die Streiter um Stephan Schulz und Brigitte Rabus stets betonen, dass sie nicht gegen ein Pflegeheim an sich wettern, sondern nur gegen einen „geplanten 15,5 Meter hohen, 4-geschossigen, riegelartigen Flachdach-Anbau im Klosterhof Zoffingen“ sind, der ihnen „weitaus zu massiv“ erscheint. „Er würde einen irreparablen Eingriff in die Struktur der Niederburg bedeuten.“
Für diese Position, die in den nächsten Wochen und Monaten wohl auch gemeinderätliche Gremien beschäftigen wird, hat die „Interessengemeinschaft“ nun trefflich geworben. Und aufgezeigt: Die Zukunft Zoffingens ist noch längst nicht die ausgemachte Sache, wie sie sich Caritas-Chef Hoffmann und manche Stadträte denken.
hpk
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„Grüne Lunge“
Beim Bürgergespräch stellte ich die Bebauung des Döbele mit bis zu 400 WE zur Debatte, u. a. die dafür notwendige Fällung von über 100 alten und jungen Bäumen, die Umlenkung des ökologisch aufgewerteten Grenzbachs, die Zerstörung jahrzehntelang gewachsenen grünen Lebensraums, der „grünen Lunge“ inmitten des Chaos. Bei der Erwähnung „grüne Lunge“ (am Döbele???ha, ha!)erntete ich, angeführt von Uli B., Spott und Gelächter.
Meiner Ansicht nach ist gerade in Bezug auf die dicht bebaute Innenstadt und den unumstrittenen Klimawandel, der in KN von den (Un-)Verantwortlichen erfolgreich ignoriert wird, wie an den Zukunftsplänen unschwer zu erkennen ist, jeder Baum wichtig. Ihren Kummer um die 4 betroffenen Kastanien, die mir voraussichtlich schon zu meiner Schulzeit im Zoffingen Schatten spendeten, kann ich gut verstehen, auch wenn der „Schaden“ am Döbele ungleich verheerender sein wird.
Wenn Sie also von der „letzten grünen Lunge in der Niederburg“ sprechen, besteht immerhin die Möglichkeit, dass sich das Stadtoberhaupt, einst Forstwirt, totlacht….
Da zeigt sich doch mal wieder, was hätte erreicht werden können, wenn nicht – wie so oft – über die Köpfe von Betroffenen (in diesem Fall Anwohner) hinweg geplant worden wäre. Hier wurden zahlreiche Menschen vor den Kopf gestoßen. Betroffene zu Beteiligten machen, wäre – einmal mehr – die bessere Strategie gewesen.