Zoff in Egg

seemoz-Egg-WieseEine wahre Mail-Flut ergießt sich derzeit über die Konstanzer GemeinderätInnen und teilweise auch über die Bürgermeister – von „Entrüstung“ und „Verärgerung“, von „Bestürzung“ und „Besorgnis“ ist da die Rede. Eggs Einwohner machen Front gegen ein Flüchtlingsheim, das auf „ihrem“ Spielplatz errichtet werden soll. Sie fordern Alternativen und wahre Bürgerbeteiligung.

Es geht um die letzte Sitzung des Konstanzer Gemeinderates, in der die Verwaltung beauftragt wurde, die Bauvorhaben für Flüchtlings-Unterbringungen bis zur Baureife weiter zu entwickeln. Auf der Egger Wiese sind zwölf Wohnungen mit rund 40 Plätzen vorgesehen; gut 677 000 Euro an Fördermitteln des Landes sind bereits zugesagt. Spätestens im März 2016 soll Baubeginn sein.

Aber das, so manche Egger Bürger, geht nun gar nicht. Denn „der Spiel- und Dorfplatz (…) ist ein ausgebauter und funktionsfähiger Spiel- und Dorfplatz und wird neben Veranstaltungen der Egger Dorfgemeinschaft vor allem durch die mehr als 150 Egger Kinder und zur Naherholung durch diverse Kindergärten genutzt“, so die wütende Familie B.

„Hier kommt Egg zusammen“

Mehr noch: „Der Platz stellt Treffpunkt für Jung und Alt dar. Ist Fußballplatz, Spielplatz mit Sandkasten für die Kleinsten, bietet verkehrssicheres Spielen mit Klettermöglichkeiten für die größeren Kinder. Sitz- und Picknickplatz für Familien und ältere Leute im Schatten der schönen Obstbäume. Kindergeburtstage werden hier gefeiert. Kindergärten besuchen den Platz mit Ihren Gruppen. Hier kommt Egg zusammen“, beteuert Herr K. Und da kann denn auch kein Platz für Flüchtlinge sein.

Die Briefschreiber, die übrigens alle mit vollem, nachprüfbaren Namen unterzeichnen (die Redaktion veröffentlicht die Namen ohne Einverständnis dennoch nicht), sind sich einig: „ Was auf Bundesebene verschlafen wurde, muss nun von den Kommunen unter Zeitdruck gerichtet werden, keine leichte Aufgabe für unsere Stadtverwaltung“, wie Frau T. weiß. Doch das darf nicht bedeuten, dass nun gerade auf dem Egger Spielplatz gebaut wird – andernorts und möglichst dezentral sollten die Neuankömmlinge untergebracht werden, fordern die Mailer einhellig.

Gibt es Alternativen?

Auch die Egger Bürgergemeinschaft meldet sich zu Wort. In deren Namen laden Gaby Ellegast und Andreas Marx zu einem neuerlichen Ortstermin ein, nicht ohne zu betonen, „dass wir für die ortsteilgerechte Unterbringung und die Integration von Flüchtlingen ausdrücklich bereit sind, den uns möglichen Beitrag zu leisten.“

Zwar werden die GemeinderätInnen vielfach aufgefordert, alternative Standorte zur Flüchtlings-Unterbringung zu benennen. Doch man darf sicher sein, dass dann die dort ansässigen Wutbürger auch auf die Barrikaden gehen werden. Das Sankt-Florians-Prinzip, Probleme nicht zu lösen, sondern auf andere abzuschieben, feiert fröhliche Urständ. Nicht umsonst bezeichnet der Engländer dieses Prinzip als Nimby – „not in my backyard“ (Nicht in meinem Hinterhof).

Aber es gibt auch anderer Egger, die sich auch zu Wort melden. Solche, die gerade „diese Wiese“ für geeignet halten, wohnungslose Flüchtlinge aufzunehmen. Eine dankbare Aufgabe für die Konstanzer Räte, hier die wahre „Volkesstimme“ herauszufiltern.

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