Zum Gedenken an die Nazi-Opfer

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Er ist als Jahrestag bezogen auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Die Konstanzer Stolperstein-Initiative plant aus diesem Anlass zwei Veranstaltungen

Sonntag, 26. Januar: 14:30 bis 16.30

Spuren der NS-Gewaltherrschaft auf dem jüdischen Friedhof und dem Hauptfriedhof von Konstanz:

Bei der Führung über die beiden Konstanzer Friedhöfe werden Gräber von Opfern der Nazi-Gewaltherrschaft besucht. Viele Menschen in Konstanz wurden wegen ihres Glaubens, ihrer Rasse oder ihrer politischen Anschauung verfolgt; zahllos sind auch die Opfer, die wegen psychischen Krankheiten ermordet wurden (Euthanasieopfer). Auf dem Jüdischen Friedhof wird die Gedenkstätte für die gesprengte Synagoge am 9./10. Nov. 1938 besichtigt. Die Namen auf den Grabsteinen erzählen von Leben, Leiden, Mut zum Widerstand, Flucht und Emigration – und von den grausamen Unterdrückungsmethoden der Nazis, denen diese Menschen zum Opfer fielen.

(Für den Besuch des Jüdischen Friedhofs mögen Männer bitte eine Kopfbedeckung mitbringen. Treffpunkt bei der Trauerhalle; Teilnahme kostenlos).

Montag 27. Januar: Kulturzentrum am Münster

Buchvorstellung: Hans Seiffert, Ruth Schwarzhaupt: „Meine geliebten Kinder – Die Briefe der Konstanzer Jüdin Hella Schwarzhaupt aus der Internierung in Südfrankreich an ihre Kinder“.

Das in Kürze erscheinende Buch über das Schicksal der Familie Schwarzhaupt, die von 1933 bis zum 22. Oktober 1940, dem Tag der „Abschiebung“ nach Gurs, in Konstanz gelebt hatte, wird zusammen mit der aus den USA anreisenden Tochter und Zeitzeugin Ruth Schwarzhaupt vom Autor, einem Mitglied der Konstanzer Initiative Stolpersteine, in Auszügen vorgestellt.

Die Sammlung von etwa 30 erhalten gebliebenen Briefen und Postkarten, welche die zusammen mit ihrem Mann Albert in den Lagern Gurs und Récébédou internierte Konstanzer Jüdin Hella Schwarzhaupt an ihre Kinder Max und Ruth in den Jahren 1941 und 1942 geschrieben hatte, veranlasste den Autor Hans-Hermann Seiffert, die Lebensgeschichte der Familie Schwarzhaupt näher zu erforschen und in einem Buch aufzuzeichnen.

Im Mittelpunkt der Schilderung steht dabei die Mutter Hella Schwarzhaupt, die nach dem Tode ihres Mannes – im Frühjahr 1941 in der Krankenstation des Lagers Récébédou – ihre ganze Energie darauf verwendete, regelmäßigen Kontakt mit ihren vier Kindern zu halten und damit aus der Distanz Einfluss auf deren Erziehung auszuüben. Die Kinder befanden sich zu der Zeit in den USA und in der Schweiz und somit in Sicherheit vor den Verfolgungen des NS-Regimes.  Der Weitsicht und der Tatkraft der Eltern war es zu verdanken, dass alle vier Kinder – davon die beiden ältesten Töchter Rosi und Hanni schon sehr früh Anfang 1935 – ins rettende Ausland ausreisen konnten.

(Die Lesung beginnt um 19.30, der Eintritt ist frei).

Autor: PM/hpk