Zum Wohle der Stadt: Hilmar Wörnle muss bleiben
Eigentlich ein Fall für Petitionshysteriker rund um den Bodensee: Der allseits beliebte Konstanzer Stadtmarketing-Chef Hilmar „Spontifex maximus“ Wörnle steht auf der Kippe. Heute will der Aufsichtsrat darüber entscheiden, wie es mit Wörnle weitergeht. Denn der hatte unlängst seine Kritiker der „Sabberei“ geziehen. Außerdem – und das geht aus Konstanzer Sicht schon mal gar nicht – die Vorzüge unserer Nachbarstadt Singen gepriesen
Ich kann mich noch gut erinnern, wie Hilmar Wörnle (s. Foto) vor einigen Jahren bei einer Sitzung der Linken Liste antanzte und uns den Lauf der Welt aus seiner Sicht erklärte. Der quirlige Zeitgenosse quatschte uns in Grund und Boden. Wir waren bass erstaunt, wie der Mann in der Lage war, völligen Nichtigkeiten den Glanz von kommunalpolitischer Weitsicht anzuheften und uns damit rundum zu erheitern. Das kriegt nicht jeder hin. Nach knapp einer Stunde rauschte Wörnle von dannen und in unseren Reihen machte sich die Erkenntnis breit: Wenn es einer schafft, Eskimos Kühlschränke anzudrehen oder Hitze geplagten Afrikanern Pelzmäntel auf zuschwätzen – dann Wörnle.
Seine bisherige Amtszeit ist durchsetzt von Ideen, die eigentlich kaum ein Mensch braucht und auf die wohl auch kein anderer kommt. Vor allem seine weihnachtliche Aktion, die heranbrausenden Automobilisten durch den Einsatz von Pferdefuhrwerken bereits vor den Toren der Stadt auf Schritttempo herunter zu bremsen, war genial. Dagegen sind Seilbahn-Ulis Wolkenschiebereien fast vernachlässigbares Provinztheater. Was fällt dem Marketingexperten noch alles ein, fragte man sich in der Stadt. Die seemoz-Glosse „Wörnle bringt die Pferde zum Kotzen“ trieb ihn schäumend auf die Barrikaden und er torpedierte uns mit drolligen Kommentaren, die in unserem Kuriositätenordner einen vorderen Platz einnehmen. Und seitdem wollen wir den guten Wörnle auch gar nicht mehr missen. Irgendwie lässt er alte Spontizeiten wiederaufleben, in denen es einst hieß: „Weg mit den Alpen, freie Sicht aufs Mittelmeer“.
Nun aber wollen einige verbiesterte Kommunalpolitiker, die im Aufsichtsrat des Stadtmarketings sitzen, unserem fidelen Obersponti ans Leder. Die spaßfreien Kontrollettis von Volkes Gnaden liebäugeln damit, Wörnle entweder abzumahnen oder gar an die frische Luft zu setzen. Muffig sind sie, weil er die Stadt Singen kurzum zur Perle des Bodensees erklärte, außerdem – so ein ebenfalls fader Vorwurf – würde Wörnles Liebe zu Oldtimern allzusehr seine städtischen Marketingaufgaben beeinflussen. Ich fordere Nachsicht, denn zu viel Benzin im Urin führt in der Regel zu diversen Ausfallerscheinungen. Dafür sollten vor allem Ratsmitglieder Verständnis haben.
Kurzum, werte KollegInnen im Aufsichtsrat: Lassen Sie den Quark mit der angedrohten Kündigung. Wir brauchen den Mann noch, eine Abmahnung reicht dicke. Unser ernstgemeinter Vorschlag: Befördern Sie Wörnle zum alleinigen Leiter der Konstanzer Wirtschaftsförderung. Denn eines wäre ziemlich sicher: In ganz kurzer Zeit würde er die Elendsimmobilie Kompetenzzentrum bis unters Dach mit neuen Mietern vollstopfen. Versprochen.
Autor: H.Reile (der seinem Bruder im Geiste ganz heftig die Daumen drückt)
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Steckt den Mann wieder in seine Dachdecker-Kluft und schickt ihn auf die Walz. Nach Singen oder noch weiter weg.