„Zwischen Kommen und Gehen…und doch Bleiben“

Am 25. 4. 2012 beging das Land Baden-Württemberg seinen 60. Gründungstag: Menschen unterschiedlicher Herkunft kamen seitdem ins Land, um den Konjunkturmotor am Laufen zu halten – 60 Jahre Baden-Württemberg sind auch 60 Jahre Einwanderungsland. Daran will die Schau „Zwischen Kommen und Gehen…“  im Konstanzer BildungsTURM erinnern

Die Ausstellung beleuchtet diesen Zeitraum, indem sie an die Geschichte der Arbeitsmigranten der ersten Stunde erinnert. Gezeigt werden persönliche Leihgaben der Menschen, die vor einem halben Jahrhundert nur mit einem Koffer aus Italien, Griechenland oder Kroatien nach Deutschland kamen: der Koffer, in dem ein paar Habseligkeiten steckten, ist ebenso zu sehen wie das Brautkleid, die Arbeitserlaubnis oder die erste Lohntüte. Fotos, z.B. von den damaligen Wohnunterkünften („Baracken“) oder der Freizeitgestaltung gehören auch dazu. Erläuterungen über den historischen Hintergrund und die Folgen der Anwerbung runden die Ausstellung ab.

Möglich wurde diese Migration durch die sogenannten Anwerbeverträge – denn Deutschland brauchte Arbeitskräfte: am 20. Dezember 1955 unterzeichneten die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Italien das erste Abkommen „Zur Anwerbung und Vermittlung von Arbeitskräften“. Diesem folgten Verträge mit Spanien und Griechenland (1960), der Türkei (1961), Portugal (1964), Tunesien und Marokko (1965) sowie Jugoslawien (1968) – bis im November 1973 die Anwerbung für beendet erklärte wurde.

In dieser 18-jährigen Phase kamen Millionen von Menschen nach Deutschland, um hier ihr Glück zu suchen. Ihre Bezeichnung als „Gast-Arbeiter“ schien dabei Programm zu sein: In ein bis zwei Jahren wollten sie genug Geld gespart haben, um ihre Träume und Wünsche zu erfüllen. Aus zwei, drei Jahren wurden nicht selten 20, 30 oder 40 Jahre. Es begann ein Integrationsprozess, der sich über Generationen hinzog und bis heute nicht abgeschlossen ist.

In der Bundesrepublik der 1950/60er Jahre dachten weder die Deutschen noch die Ausländer selbst daran, dass die angeworbenen Arbeitskräfte dauerhaft bleiben würden. Aber es kam anders. Die „Gastarbeiter“ blieben, holten ihre Familien nach oder gründeten sie hier. Das fremde Deutschland wurde ihre neue Heimat und – ohne es zu wollen – ein Einwanderungsland.

Erfolgreichste Präsentation zum Thema Migration

Konstanz ist der sechzigste Ausstellungsort, an dem die bundesweit erfolgreichste Präsentation zum Thema Migration gezeigt wird. Die Veranstaltung ist eine Kooperation des SWR International sowie der Integrationsbeauftragten und des Amtes für Schulen, Bildung und Wissenschaft der Stadt Konstanz und wird gezeigt im Rahmen der interkulturellen Woche Konstanz-Kreuzlingen im Kulturzentrum am Münster.

Öffnungszeiten: 16. September bis 4. Oktober 2012; Vernissage: Sonntag, 16.09.2012 11 Uhr im BildungsTURM; Dienstag bis Freitag 10-18 Uhr, Wochenende 10-17 Uhr. Während der Kunstnacht Konstanz-Kreuzlingen am 22.09.2012 ist die Ausstellung von 18 bis 23 Uhr geöffnet.

Autor: PM/hpk