Verfolgt, Verfemt, entartet und jetzt veröffentlicht
Die Ausstellung „Entartete Kunst“ wurde 1937 in München in den Hofgarten-Arkaden gezeigt und enthielt Kunstwerke aus 32 deutschen Museen. Darunter Werke von Otto Dix, George Grosz, Käthe Kollwitz und Heinrich Zille. An diese perverse Periode deutscher Kunstgeschichte erinnert eine Ausstellung über den Jahreswechsel in der Wessenberg-Galerie Konstanz: Ein Kontrapunkt zu weihräuchernen Weihnachts-Weisen.
Die Münchner Ausstellung vor 73 Jahren war Höhepunkt der Verfemungskampagne gegen missliebige, moderne Künstler – gegen Musiker wie Arnold Schönberg und Kurt Weill, gegen Schrifsteller wie Döblin, die Brüder Mann und Feuchtwanger, deren Bücher bei den Bücherverbrennungen schon 1933 auf dem Scheiterhaufen landeten, vor allem aber gegen Maler und Bildhauer, deren Werke die Nazis als „artfremde Negerkunst“ schmähten. Die Münchner Ausstellung war jedoch gleichzeitig Ausgangspunkt einer Verfolgungskampagne gegen die als „entartet“ stigmatisierten Künstler; deren Bilder und Plastiken wurden aus den Museen entfernt, sie verloren ihre Arbeitsplätze als Kunstlehrer, sie erhielten Veröffentlichungsverbote, wurden verfolgt, inhafiert und schlimmstenfalls ermordet.
Manche konnten emigrieren, andere mussten Strategien entwickeln, wie sie ihre Existenz sichern und der täglichen Bedrohung durch SS und Gestapo entgehen konnten. Zu ihnen zählt als einer der Prominenten sicher Otto Dix, der sich auf die Höri mit der Nähe zur sicheren Schweiz zurückzog und fortan Landschaftsbilder malte.
Ihm und weniger bekannten Künstlern dieser verfemten Epoche ist die Konstanzer Ausstellung vom 4. Dezember 2010 bis 30. Januar 2011 gewidmet. Eine Schau vom Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V. in Berlin, die in verschiedenen deutschen Städten gezeigt wird. Angereichert wird die Konstanzer Ausstellung mit Vorträgen von Kunsthistorikern aus der Region über „Ludwig Kirchner“ und „Entartete Musik“, jeweils im Januar. Besonders zu empfehlen sind jedoch die öffentlichen Führungen und da besonders die für Lehrer am 7.12. Ein Ausstellungsbesuch im Rahmen des Kunst- oder Geschichtsunterrichts mit dann gehörigem Anschauungswert könnte die beabsichtigte Folge sein.
„Verfolgt, verfemt, entartet“ vom 4.12. 2010 bis 30.1. 2011 im Kulturzentrum am Münster, Wessenbergstraße 43, geöffnet Di-Fr 10-18 Uhr; Sa, So, feiertags bis 17 Uhr, 24.,25. sowie 31.12. und 1.1. geschlossen; Eintritt: 3€, ermäßigt 2€, Schulklassen frei
Autor: hpk
„Verfemungskampagne gegen missliebige, moderne Künstler“
Gab es so was ähnliches nicht vor kurzem „live“ in Konstanz ?
Ich meine die „entartete“ Kunst von Peter Lenk und seinem halbnackten Päpstlein. Da braucht man gar nicht weit zurückgreifen und erinnern, Verfemungskampagne gegen missliebige, moderne Künstler gibt es heute noch. Hoffentlich wurde die Ausstellung auch aktuell mit einem Lenk-Werk bestückt.