Bouligans ante portas?
Der Konstanzer Bouleplatz soll vom Gelände der ehemaligen Jägerkaserne in die Schwaketenstraße verlegt werden. Nun fürchten AnwohnerInnen des vorgeschlagenen neuen Standorts um ihre verbrieften Menschenrechte und gehen auf die Barrikaden. Viel Wind und unnötiges Getöse um kleine Kugeln, worüber der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag zu befinden hat
Es ist durchaus zu verstehen, dass sich BürgerInnen darum sorgen, was vor ihrer Haustüre passiert. Sich gegebenenfalls einmischen, wenn an ihnen und ihren Bedürfnissen vorbei geplant wird. Aber der Aufstand gegen den neuen Bouleplatz in der Schwaketenstraße hat mittlerweile einen Lärmpegel erreicht, der das bekanntermaßen leise „Klack“ des Spielgeräts um ein Vielfaches übersteigt. Man wähnt Lärmbelästigung durch den Spielbetrieb, sorgt sich um den Wertbestand der angrenzenden Behausungen, prophezeit ein Verkehrschaos wie samstags vor dem Lago und tut gerade so, als ob eine losgelassene Horde organisierter Bouligans aus nah und fern im Anmarsch sei, um in Bälde den braven BürgerInnen das Leben bis in die frühen Morgenstunden zur Hölle zu machen.
Halten wir doch mal die Kugel flach. Der Konstanzer Bouleclub – übrigens einer der erfolgreichsten hierzulande – wäre in der Schwaketenstraße gut aufgehoben. Dort will man trainieren, regionale und ab und zu auch internationale Wettkämpfe austragen. So wie bisher auch. Weder ist dabei mit Bengalofeuern zu rechnen noch mit randalierenden Fangruppen oder scheppernden Lautsprecheransagen und Flutlichtterror.
Das geplante Vereinsheim soll dem Vernehmen nach auch keine Anlaufstelle für Komasäufer werden. Nein, nach Erledigung des sportiven Teils genehmigt sich der gewöhnliche Boulespieler ein frisches Pils oder einen guten Roten. So wie bisher auch. Richtig, zur Sommerszeit sitzt sogar der Bouligan gerne im Freien und es wird nicht auszuschließen sein, dass in lauen Nächten einzelne Gesprächs- oder Gelächterfetzen in das angrenzende Wohngebiet dringen. Deswegen, werte Bedenkenträger, fallen auch die vor Ort ansässigen Fledermäuse nicht tot von den Bäumen.
Fazit: Die Sache taugt nicht zum BürgerInnenaufstand. Da hätten wir weitaus bessere Vorschläge zu machen. Kontaktieren Sie bitte bei Interesse unsere Redaktion.
Autor: Holger Reile
(der in einem früheren Leben gerne mit Konrad Adenauer Bocchia am Comersee spielte).
OK ein wilder Bolzplatz wird gestrichen. Wen kümmert es, denn ein allseits geachteter Boule-Club pokert um einen Luxus-Pacht-Tausch. Besiegelt, basta.
Da war scheinbar nach Verzicht auf die seeuntaugliche 50 Prozent Lädine noch genügend im Gemeinwohl-Budget übrig, um den Sportrubel rollen zu lassen.
Boule ist ein kommunikatives Spielvergnügen, auch wenn besorgte Eltern in der Benedikt Bauer Straße bei nächtlicher Ruhestörung nach 18 Uhr den Rollo herunter lassen müssen, da ihre neugierigen Kinder am liebsten mitspielen möchten. Abschotten ist besser als über den Tellerrand schauen.
Umsonst und draußen läuft nur im Hinterhof oder in den Ortsteilen. Eine Gruftie-Equipe spielte bereits im Vorjahr in Litzelstetten mit dem Ortsvorsteher auf einer bescheidenen Kieselpiste und brachte einen eigenen Besen mit, um die Bahn zu glätten. Der agile Entscheidungsträger hatte das Spiel genossen und an die Nachbarn weiterdelegiert.
Bei so bedeutsamer regionaler und internationaler Seelenverwandtschaft ist es ein Klacks, wenn bei der neuen Anlage in der Grundausstattung gleich 15 Bahnen vorgesehen sind – bei voraussichtlich etwa 2 bis 3 regelmäßig genutzten Bahnen.
(Klar bei den großen Liga Tournieren werden dann die Massen einströmen, wem es gefällt, mit Honoratioren um den besten Wurf buhlen – magnetisch wären VIPs wie George Clooney und Miley Cyrus – statt Marine Le Pen und Geert Wilders.)
Komisch schwant mir nur, dass zum Beispiel Beach-Volleyball-Tourniere praktisch überall auf öffentlichen Plätzen eingerichtet, ausgetragen und wieder abgebaut werden können – ohne dauerhafte Abzäunung.
Ohne Zaun geht es bei traditionsreichen Boule-Anlagen in Frankreich selbst in Symbiose mit anderen Sportarten zu.
(Der FC Girondins de Bordeaux trug 2012 ein Mini-Fußball Tournier direkt neben einem geöffneten Boule-Platz an der Atlantik-Küste aus. Es gab lösbare Park-Probleme.)