Bürgermeister Karl Pappelheimer
Bei der letzten Sitzung des TUA (Technischer und Umweltausschuss) schlugen die Wogen hoch, als die Fällungen der Pappeln im Tägermoos zur Sprache kamen. Baubürgermeister Karl Langensteiner- Schönborn hatte sich eine Diskussions-Taktik zurecht gelegt, die völlig in die Hosen ging
Der Saal im Technischen Rathaus war voll und viele waren auch gekommen, um ihren Unmut gegen den Baumfrevel am Seerhein Ausdruck zu zeigen. Es brodelte vernehmlich. Wer nun gehofft hatte, der Bürgermeister würde zumindest im Ansatz zugeben, einen dicken Fehler gemacht zu haben, täuschte sich. Langensteiner-Schönborn dachte keineswegs daran, (selbst)kritisch zurückzublicken und damit auch dafür zu sorgen, die Stimmung etwas zu entgiften. Im Gegenteil: Er bemühte sich als Charmebolzen, lächelte in alle Richtungen und glaubte, damit die aufgestaute Wut zum Abschmelzen zu bringen. Doch das funktionierte nicht mal im Ansatz. Der Mann, noch nicht lange im Amt, war offensichtlich völlig falsch beraten.
Auch die zweite Möglichkeit, den Missmut der BürgerInnen ein wenig zu dämpfen, vergab er fahrlässig. Er hätte punkten können, wenn er der Bürgerinitiative, die in den vergangenen Wochen lautstark ihrem Protest gegen die Baumfällungen Ausdruck verlieh, etwas Redezeit eingeräumt hätte. Aber die von der Verwaltung gerne und oft beschworene Bürgerbeteiligung stand nicht auf der Agenda. Statt dessen wollte der Schultes zur Tagesordnung übergehen als wenn nichts gewesen wäre. Langensteiner-Schönborns Sympathiewerte rumpelten von Minute zu Minute tiefer in den Keller. Es dauerte lange, bis er allmählich zu begreifen schien, wie desolat seine Vorstellung war.
Eine große Rolle spielte auch das brisante Gutachten des Schweizer Gutachters Fabian Dietrich. Dieser hatte die bereits umgesägten Bäume ausführlich begutachtet und festgestellt, dass alle durch die Bank gesund waren und nicht hätten gefällt werden müssen. Bei der TUA-Sitzung wurde klar, dass nicht alle RätInnen das Gutachten gelesen hatten, denn zum Zeitpunkt der Debatte lag es den meisten noch gar nicht vor. Das allerdings hinderte den CDU-Rat Heinrich Fuchs nicht, das ihm völlig unbekannte Gutachten in Zweifel zu ziehen, weil es von Umweltschützern in Auftrag gegeben worden sei. Ein grotesker Auftritt.
Fazit: Die Verwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze hat einen veritablen Bock geschossen, gebärdet sich aber weiterhin so, als habe es sich dabei um einen vernachlässigbaren Betriebsunfall gehandelt. Angebracht wäre zumindest eine öffentliche Entschuldigung, denn aussitzen lässt sich dieser Skandal nicht. Man stelle sich nur vor, was einem Grundstücksbesitzer blüht, wenn er widerrechtlich mehrere gesunde und schützenswerte Bäume in seinem Garten fällt. Dann wäre zurecht der Teufel los.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: H. Reile
Warum hat Konstanz eine Baumschutz-Ordnung, wenn sich die Verwaltung nicht daran halten muss? Stuttgart 21 und der „schwarze Donnerstag“ lassen grüßen. Natur ist ein sehr sensibles Thema. Hans Günter Heider
Ökonomie vor Ökologie – Holz ab ! Trotz alledem Bahn frei für die BI !
Das war schon am 20.1.2015 eine Erkenntnis bei der Umweltamts Information in der Mozartstraße zur geplanten Fällung einer beachtlichen Baumgruppe (8 pilzgefährdete Buchen, eine Esche, eine gesunde aber windschiefe Eiche und eine stabile 130 jährige Pappel) und nicht nur im Tägermoos kostengünstiger als umständliche und beschworen-teure Sanierungsmaßnahmen.
Als 2002 in Nachbars Garten Brugierstraße drei prächtige ca. 20 Meter hohe gesunde Pappeln wegen möglicher Gefährdung durch Astabwurf gefällt wurden, stellte sich nur ein Ehepaar mit ihrem Auto vor die Hofeinfahrt, um das Kettensägemassaker kurzfristig zu verhindern. Immerhin war die couragierte Frau die heutige BUND Pfullendorf Vorsitzende Annemarie Waibel, frühere Mitbegründerin des links-alternativen Buchladens Zur Schwarzen Geiss in Konstanz, zudem Vorsitzende von KLAR! e.V. – Kein Leben mit atomaren Risiken!
Die Baumschnippler bauten damals handwerklichen Mist; ein gewichtiger Baumstamm fiel auf unser Grundstück und zertrümmerte eine Kinderspielanlage und beschädigte einen gesunden Weidenbaum.(Vom Zaun blieb auch nichts mehr übrig, der fehlende Zaun beschränkte die beiderseitigen Hofkinder erstmals nicht mehr, sich unumwunden zu besuchen, aber die Haftpflichtversicherung beendete die anarchischen Zustände alsbald.) Doch einige Jahre später gab es bei der angeschlagenen Weide ein Nachspiel: Im März 2006 brachte ein erheblicher Schneefall die Weide um ihre Statik, ein mächtiger Teilstamm brach unter der Schneelast auf eine Teppichstange und verdeckte den Sandkasten – nun hatten wir Totholz für die nächsten Jahre zur Freude wilder Bienen! Damals nahm ich einige abgeschnittene Weidenäste, um eine Rebpergola zu verstärken, mit dem Ergebnis, dass zwei Äste Wurzel schlugen und den kleinen Baumbestand auffrischten.
Vorsicht Tabu: Für den Baumfrevel an der Tägermooser Allee scheint aber ein ganz anderer Grund die entscheidende Rolle holzschlaggebend gespielt zu haben. Im Sinne von Soll und Haben. Die Pappeln hatten ein fällreifes Alter erreicht. Auch wenn es nur Streichholzpappeln sind, so stellen sie jetzt doch einen gewissen Marktwert dar. Ob für die Streichholzproduktion oder Pelletpressung oder simpel nur Holzschnitzel Geschnetzel ist doch egal – Hauptsache Cash ! Eine Fällung und Neuanpflanzung sind schlichtweg günstiger als jahrzehntelange Sanierung. – Diese simple Einsicht kann als Betriebsanalyse gelten. Holz ab! Wachse was da gedeihet bis zur nächsten Erntefällung!
Immerhin wird mit dem veritablen Tägermooser Forstbock-Knüller ein Aufleben grenzüberschreitender Solidarisierung von selbstbewussten Bürgerinnen sichtbar, die ihre eigenen ökologischen und humanistischen Interessen wahrnehmen. Wir leben nur auf einem Planeten!
Al Gore – einstmaliger Vize-Präsident der USA- verlangt nicht grundlos neue Initiativen für eine lebenswerte Welt – zuletzt am 21.1.2015 auf dem Word Economic Forum in Davos, um der Klimaschieflage zu begegnen – die CO2 Produktion der weltweiten Industrie entspricht 400.000 Atombomben pro Tag.
Da dürfte eigentlich kein einziger Baum mehr gefällt werden !
Ganz zu schweigen vom Ressourcenkollaps bei militärischen Grenzziehungen.