Chefredakteur Lutz bläst nicht nur die Backen auf

seemoz-bodybuilderDass Stefan Lutz seinem Arbeitgeber stramm zur Seite steht, gehört zu seinem Kerngeschäft. Dass er aber immer noch glaubt, der Südkurier sei das einzige seriöse Medium vor Ort, das seine LeserInnen mit brauchbaren Informationen versorgt, ist wohl eher ein Gerücht. Da pfeift einer ganz laut aus dem tiefen Wald

Der Konstanzer Anzeiger, ein Tochterunternehmen des Südkurier, musste mal wieder herhalten, um Herrn Lutzens reichlich muffiges Eigenlob unter die Leute zu bringen. „Wir leben für die Region“, erklärte der Südkurier-Chefredakteur in dem Interview treuherzig und nahm gerne jeden Ball auf, den ihm der devote Fragesteller Dieter Pilz zur Verwertung anbot. Und nein, die Krise im Printmedienbereich sei direktemang am Südkurier vorbeigezogen, die verkaufte Auflage steige seit Monaten sogar. Was natürlich auf Strecke gesehen so nicht stimmt. Es sieht zwar nicht ganz so finster aus wie bei anderen Tageszeitungen, aber der Negativtrend seit gut zehn Jahren ist auch am hiesigen Verlagshaus nicht spurlos vorbei gegangen. Vor allem das Anzeigengeschäft ist kräftig eingebrochen. Dennoch zwitscherte Lutz in höchsten Tönen: „Wir stimmen jedenfalls nicht ins Wehklagen ein. Im Gegenteil: Wir haben richtig gute Laune“.

Der Gutgelaunte verbreitete neben selbstverliebter Kraftmeierei aber auch allerlei Nonsens. Wer wissen möchte, was in der Region geschehe, sagte der Chefredakteur, sei mit dem Südkurier als „ideales Medium“ bestens bedient. Na ja. Und einmal in Fahrt, hob Lutz völlig ab und bezeichnete sein Blatt auch noch als „das glaubwürdigste Medium von allen, (…) sowohl bei der Jugend von heute als auch bei Entscheidungsträgern“. Diese Aussage ordnen wir mal besser der Rubrik Fasnachtsscherz zu. Gerade die von ihm zitierte Jugend informiert sich zu mindestens 90 Prozent über ganz andere Kanäle und etwa ebenso viele hatten noch nie den Südkurier zur Hand. Wäre also nur noch zu klären, wen Stefan Lutz für jugendlich hält.

Ob es nicht auch andere Informationsangebote in und rund um Konstanz gäbe, wollte der brave Frager vom Konstanzer Anzeiger wissen. Wuchtig und mit Schmackes zimmerte Lutz diese erneute Steilvorlage mit Vollspann ins Netz: „Ja, wo denn? Es sind doch Lokalredaktionen, die über das Gemeinwesen berichten. Niemand sonst tut das ernsthaft“. Ein Seitenhieb auch auf seemoz und Lutz legte mehrfach nach: „Redaktionelle Arbeit ist ein ernsthaftes Geschäft, das man nicht nach Feierabend nebenbei macht“. Die Südkurier-Informationen hingegen würden „überprüft und kritisch hinterfragt und nicht einfach elektronisch in die Luft geblasen“. Posaunte der oberste Laubbläser frohgemut hinaus. Gute Laune im Übermaß verstellt eben gerne den Blick auf die Realitäten.

Autor: H.Reile

Apropos Laubbläser: Mit „Die Laubbläser – Psychogramm einer kranken Gesellschaft“ hat das Onlinemedium „Neopresse“ den umstrittenen Geräten kürzlich eine philosophische Dimension verliehen. Laubbläser stünden sinnbildlich noch mehr als etwa Handys für die Bereitschaft der Menschen, sich von technischen Werkzeugen zur Befriedigung künstlicher Bedürfnisse antreiben zu lassen, was Infantilismus, Egoismus und Verantwortungslosigkeit gleichermaßen befördere. Laubbläser, so das Fazit, bedrohten die Lebensgrundlage künftiger Generationen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

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