Die Lust der vhs am Abenteuer

20120924-231233.jpg„Länder. Menschen. vhs“ heißt das Programm der Volkshochschule Konstanz-Singen, das diese Woche startet. „Länder. Menschen. Was?“ Das kenne ich doch? Richtig. So nennt sich eine NDR-TV-Reise-Serie: „Länder. Menschen. Abenteuer“. Ist dieses Plagiat etwa Absicht? Das hieße dann: vhs gleich Abenteuer. Wagen die Vorstandsdamen das Abenteuer neuer Angebote, neuer Preisstrukturen, sollen neue Zielgruppen umworben werden? Was sonst ist abenteuerlich? Womöglich aber wird auch ohne damenhaftes Zutun die Zukunft der Volkshochschule abenteuerlich

Das Programmheft mit gewohnt farblosen Titelblatt (s. Foto) und anspruchslosem Layout jedenfalls birgt wenig Überraschendes. Mit 1527 werden fast 100 Veranstaltungen weniger angeboten als im traditionell weniger besuchten Sommer-Programm und mit dem vom Stadttheater abgeworbenen Allzweck-Moderator Meinhard Schmidt-Degenhard nur seltene Highlights präsentiert: SPD-Senior Egon Bahr diskutiert noch diese Woche über den deutschen Einigungsprozess (auch schon einige Zeit her), der Schweizer Globalisierungskritiker Jean Ziegler plaudert über Finanzakteure (haben wir schon mal gehört) und Götz W. Werner über seine Lieblingsidee des bedingungslosen Grundeinkommens (die Idee wird trotz ständigen Wiederholens nicht besser). Immerhin referiert Prof. Georg Lind von der Uni Konstanz über die geheimnisvolle „moralisch-demokratische Kompetenz“ – da zumindest dürfte Neues zu erfahren sein.

Wirklich Abenteuerliches erwartet die vhs hingegen am kommenden Donnerstag im Landesarbeitsgericht Freiburg. Da gibt es die Revisionsverhandlung im Kündigungsschutzprozess Reinhard Zahn. Um 11 Uhr treffen sich die Streithähne, um über Zahns fristlose Kündigung als nur kurzzeitiger Hauptstellenleiter der Volkshochschule Konstanz zu entscheiden – in der ersten Instanz vor der Arbeitsgerichtskammer Radolfzell noch war die Kündigung für rechtens erklärt worden. Reinhard Zahn aber pocht darauf, die bislang verschwiegenen Kündigungsgründe zu erfahren – die Vorstandsdamen werden sich und ihre Beweggründe erklären und auf ihre Durchschlagskraft hin überprüfen lassen müssen.

Nicht die einzige Baustelle der Volkshochschule: Noch ist über das vernichtende Votum der Gemeindeprüfungsanstalt zu Finanzen und Strukturen der Volkshochschule nicht befunden worden; noch müssen die Verantwortlichen – Landrat und Gemeinderäte – sich ihrer Verantwortung stellen. Noch stehen Struktur und Gesellschaftsform auf dem Prüfstand, noch wird über personelle Konsequenzen und den Frust der Dozenten zu reden sein.

Da mutet es schon bizarr an, wenn Nikola Ferling und Dorothee Jacobs-Krahnen uns vhs-Kunden „business as usual“ vorführen. Ein wenig Selbstkritik und nur etwas Empathie wäre den Vorstandsdamen schon anzuraten. Womöglich würden dann die Teilnehmerzahlen trotz aller Negativ-Meldungen auch wieder steigen.

Autor: hpk