Die Weitläufigkeit des Münsterplatzes ist dahin

seemoz-Münster-Brunnen 002Was den vor gut zehn Jahren neu gestalteten Münsterplatz so attraktiv machte, seine majestätische Weitläufigkeit, sie ist dahin. Mit der erneuten Aufstellung des damals eingemotteten Gutmann-Brunnens tat man nur einigen ewiggestrigen Bürgerlichen einen Gefallen, die sich jetzt wieder an die Plansch-Abenteuer ihrer Schulzeit erinnern mögen. Allen anderen wird bloß die Sicht versperrt.

Ingrid aus Meersburg, die das Wochenende regelmäßig in Konstanz verbringt, findet den Münsterplatz „jetzt nur noch eng“. Auch Hendrik, alt eingesessener Konstanzer, meint: „Es war so schön, wenn die eleganten Leuchten in der Abenddämmerung ihr erstes Licht versprühten – Weiträumigkeit rund um das Münster, wo sonst nur schmale Gassen die Sicht versperren.“ Rigoroser urteilt da schon Carola: „Ein Planschbecken für Kleinkinder und Hunde – das entehrt diesen wunderschönen, weiten Platz“.

Die Archäologie-Pyramide war der erste Sündenfall, unterbrach zum ersten Mal die weite Sicht, aber immerhin macht sie Sinn, wenn sie den Blick für historische Besonderheiten öffnet. Doch welchen Sinn macht dieser Brunnen an diesem Platz? Kunst im öffentlichen Raum? Kunst, die Architektenkunst zerstört, die einengt, hat ihren Sinn verfehlt. Das ist nicht Schuld des Künstlers, sondern Ahnungslosigkeit der Städtebauer, die den Brunnen nur deshalb dort platzierten, weil da bereits Wasserleitungen lagen. Wenn Sparsamkeit aber gegen Ästhetik siegt, ist Konstanzer Stadtplanung wahrlich Spitze. Siehe Marktstätte, siehe Paradiesstraße, siehe Johanngasse. Ein Graus.

Jetzt hat auch hier die Engstirnigkeit einen Platz gefunden. Aber ich bleibe Optimist: Vielleicht ist diese Verschandelung des Münsterplatze doch kein Symbol, kein Synonym für Konstanzer Lebensart. Sondern nur Unbedarftheit. Jetzt leider unveränderbar.

hpk