Frohsinn trasht Kopf

Vergangenen Samstag gab es auf der Konstanzer Marktstätte einen „Frozen Flashmob“. Nicht nur peinlich überflüssig, sondern das müdeste Happening seit der Erfindung der Tupperparty, findet Hobbyspielverderber, Kinder- und Jugendversteher wie auch daran Verzweifler Carlo „Opa“ Minotti.

Ungefähr 100 junge Menschen, zumeist angehende Akademiker Deutschlands schillerndster Elite-Universtät, haben, stinkfaul und bewegungslos, den anderen Passanten den Weg versperrend, teilweise höchst unästhetisch die kleinen ungewaschenen Beißerchen sabbernd in Brötchen oder Kernobst versteckend und dabei erwartungs- und/ oder angstvoll die Reaktion des irritierten Nichtmobs betrachtend, für vier Minuten das absolute Minusevent des Jahres veranstaltet. Also eine dieser spätpubertären, von hirntoten Studenten kopierten und sozialen Netzwerken völlig uneigennützig gesponserten Gähn-Veranstaltungen, die den tatsächlichen Geisteszustand vermeintlich spontaner junger Leute aufs Feinste enttarnt.

Während den unlustig rumhängenden Gestalten in Konstanz beim mühsamen Nichtstun anmutig der Hosenbund unter die Arschritze sackte, setzten sie wenigstens ein deutliches Zeichen gegen die politisch allzu durchschaubaren Aktionen scheinbar aufmerksamkeitsdefizitärer und diffuse Freiheiten fordernder Nordafrikaner, Araber und neuerdings sogar grundfauler wie renten- und urlaubsverwöhnter Spanier und Italiener.

Oder habe ich das wieder falsch verstanden und das war gar der Parteitag der Jungen Liberalen? Wir treffen uns, zwar zum Nichtstun, aber anschließend haben wir wenigstens wieder Presse. Irgendwas geht immer. Manche Leute sind ja doof genug, das gut zu finden. Also wenigstens oder hoffentlich etwas über fünf Prozent. Ja, so funktioniert Politik! Kein Quatsch. Denn der reale Grad der Unwichtigkeit von FDP und dieser Aktion ist durchaus vergleichbar. Viel Gedöns versprechen, anschließend aber Hirnstillstand simulieren.

Was waren wir damals politisch. Gegen öffentliche Gelöbnisse, Atomkraft, Stadtautobahnen etc. waren wir auf der Straße, um uns anschließend von den Vertretern der Staatsmacht so richtig auf die vermummte Mütze hauen zu lassen. Hat das Spaß gebracht! Und schlechte Presse. Aber die Füße sind uns mangels Gelegenheit nicht eingeschlafen.

Tja, früher Demo, heute Event. Was soll man dazu sagen? Möchte uns die Jugend davor warnen, dass sie der drohenden Pensionslast in Deutschland mit derartiger Ideen- wie Bewegungslosigkeit begegnen wird? Bereitet man sich im Gegenteil bereits auf den öffentlichen Dienst vor? Ist es ein letztes stilles Aufbegehren gegen das Establishment der geistig Beweglichen? Übt man bereits die deutsche Variante des tepcoesken Krisenmanagements im Katastrophenfall? Fragen über Fragen.

Mir jedenfalls ist beim Betrachten diverser medialer Berichterstattungen über diese kleinen knuddeligen Gesichtsbuchopfer die Hand in der Hose eingeschlafen. Spannender ist da sogar das gute alte Fernseh-Testbild. Das war bunter und flimmerte wenigstens. Dazu passte übrigens hervorragend ein Frozen Daiquiri. Prost!