Gedenkstein auf der Mainau: Wer hat’s erfunden?

seemoz hatte es schon am vergangenen Montag berichtet: Am 18.11., so eine aktuelle Pressemitteilung der Mainau, wird auf der Insel ein Gedenkstein für die 33 französischen KZ-Häftlinge verlegt, die dort nach Ende des Zweiten Weltkriegs gestorben waren. Lange hat es gedauert, bis dieses Zeichen der Erinnerung endlich wahr geworden ist. Das ist eine gute Nachricht. Die schlechte: Der geistige Urheber dieser späten Erinnerung ist der gräflichen Pressestelle keine Zeile wert

Es war der Konstanzer Historiker Arnulf Moser, der bereits 1995 in seinem Buch „Die andere Mainau 1945. Paradies für befreite KZ-Häftlinge“ auf das Schicksal der auf der Insel Verstorbenen ehemaligen KZ-Häftlinge hingewiesen hat und schon damals forderte, mit einer Gedenktafel daran zu erinnern. Moser hatte lange recherchiert, sich in Archive eingegraben und auch nicht verschwiegen, dass Graf Lennart Bernadotte (1909 – 2004) davon profitierte, als die NS-Organisation Todt 1943 seine damals ziemlich verrottete Insel für teures Geld gepachtet hatte und sie von Grund auf renovierte. Bernadotte selbst weilte damals in Schweden. Als er nach Kriegsende auf die Insel zurück kam, ließ er die sterblichen Überreste der 33 verstorbenen Franzosen schnell auf den Konstanzer Hauptfriedhof umbetten.

Der alte Inselgraf wehrte sich zeitlebens gegen eine Untersuchung der Rolle der Mainau im Nationalsozialismus. Ein brauner Schatten auf der profitablen Blumeninsel ? Nein, das entsprach nicht seinem Geschäftsmodell. 2011 griff die Deutsch-Französische Vereinigung (DFV) das Thema aber nochmals auf, verwies auf Mosers Recherchen und bat die Nachfahren von Lennart Bernadotte, nun endlich ein Zeichen zu setzen und für die 33 Franzosen eine Gedenkstätte auf der Insel zu schaffen. Aber auch die jungen Bernadottes waren davon wenig begeistert. Als aber der öffentliche Druck wuchs und viele Zeitungen aus dem deutschsprachigen Raum über die „braunen Flecken“ auf der Mainau verwiesen, reagierte die gräfliche Familie. Sie beauftragte mehrere Konstanzer Historiker, Moser war nicht darunter, die NS-Zeit auf der Blumeninsel noch genauer aufzuarbeiten.

Auf die Ergebnisse dieser Historikerkommission darf man gespannt sein, denn ihre Aufgabe soll auch darin bestehen, mehr über das Schicksal der 33 KZ-Opfer zu erfahren. Außerdem wolle man überprüfen, ob es tatsächlich eine geistige Nähe Bernadottes zu den Nazis gegeben habe. Man arbeite daran und müsse erst noch nicht ausgewertete Quellen überprüfen, hieß es bereits im März auf Nachfrage.

Nun also wird am 18. November auf der Mainau ein aus bretonischem Granit gestaltetes Erinnerungszeichen gesetzt und somit der Öffentlichkeit übergeben. Auch der französische Botschafter wird der Zeremonie beiwohnen. Ein schaler Geschmack bleibt. Warum, so fragen sich viele, wird in der ausführlichen Pressemitteilung der Insel mit keinem Wort Arnulf Moser erwähnt? Denn soviel ist klar: Ohne die umfangreiche Vorarbeit des verdienten Historikers wäre überhaupt nichts passiert.

Autor: H.Reile

Weitere Links:

Insel Mainau: Rätselraten um den Gedenkstein

Insel Mainau: Verwirrung um einen Gedenkstein

Grenzwertig

„Die Mainau war bislang an einer Aufarbeitung nicht interessiert“

Insel Mainau: Die Unterschriftenaktion geht weiter