Geht’s noch, Frau Kässer?

seemoz-Kässer-2Seit Monaten ziehen braune Brandstifter mordlüstern durchs Land. Der rechte Mob hat sich längst formiert und marschiert. Wer dagegen seine Stimme erhebt, wird eingeschüchtert und massiv unter Druck gesetzt. Auch in Konstanz gab es Morddrohungen gegen Kommunal­politikerInnen. Eine hiesige Journalistin hat dazu eine ziemlich grenzwertige Meinung und diese auch noch ins Netz gestellt.

Anfang Oktober bekamen insgesamt 15 Konstanzer StadträtInnen, die sich für Flüchtlinge eingesetzt hatten, per Mail eindeutige Drohungen. „Deutsche Patrioten“, so der anonyme Absender, ließen die Adressaten wissen: „Wir werden über Sie, die uns vernichten wollen, nach unserem Sieg gegen die Eroberer zu Gericht sitzen. Und dann gilt: Wir werden Sie richten, und es wird keinen Gott geben, der Gnade für Sie walten lässt“. Die KommunalpolitikerInnen, betroffen waren vor allem welche von SPD, FGL und LLK, waren entsetzt und fassungslos. Manche haben verständlicherweise allergrößte Probleme, mit so einer Situation umzugehen. Der Gesamtgemeinderat solidarisierte sich umgehend mit ihnen und verurteilte die Einschüchterungsversuche aus der rechtsextremen Ecke. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft, bislang aber ohne Erfolg.

Kurz darauf meldete sich ein SWR-Fernsehteam bei mir und bat um ein kurzes Interview zum Thema. Auch in anderen Städten Baden-Württembergs wurden und werden immer noch KommunalpolitikerInnen in ähnlicher Weise bedroht. Ein Bürgermeister trat sogar zurück, weil er Angst um seine Familie hatte und sie schützen wollte. Der Beitrag mit meinem kurzen Statement lief über den Sender. Anschließend gab es Zuspruch und Aufmunterung von verschiedenen Seiten, auch vom ansonsten politischen Gegner. Das ist wichtig und das tut auch gut in diesen Zeiten.

Ganz anders indes äußerte sich die Konstanzer Journalistin Waltraud Kässer (s. Foto), die früher die Internetpublikation „see-online“ herausgegeben hat. Auf der Facebook-Seite des JFK („Junges Forum Konstanz“) schrieb sie am 24. Oktober: „Gestern war der Stadtrat, Ihr ahnt schon wer, in der Landesschau zu sehen, der Arme fühlt sich bedroht oder so ähnlich. So wichtig ist er ja wohl auch wieder nicht. Dass er sich nicht schämt. Ist ja nicht das erste Mal, dass er sich so exponiert, der alte Mann. Die größte Gemeinsamkeit mit Henriette Reker (Die Kölner OB-Kandidatin wurde von einem Rechtsextremen schwer verletzt/Anm. d. Red.) ist vermutlich, dass sein Nachname mit demselben Buchstaben beginnt“.

Ich bin bekanntlich selten sprachlos. Da aber war ich es. Laut der „Kollegin“ Kässer sollte man sich also schämen, wenn man von Nazis mit dem Tode „oder so ähnlich“ bedroht wird und damit an die Öffentlichkeit geht. Anders ist ihre Pöbelei nicht zu verstehen. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wem die von Waltraud Kässer eingeforderte Schamesröte tatsächlich zusteht.

H. Reile