Geht’s noch, Herr Oberbürgermeister?
Mitte Januar gab die Linke Liste Konstanz (LLK) eine Presseerklärung heraus, in der sie eine grundlegende Debatte über die Zukunft der Philharmonie anregte. Diese längst fällige Diskussion aber will Oberbürgermeister Uli Burchardt unter allen Umständen vermeiden und schreckt dabei auch nicht vor unpassenden Vergleichen zurück
In der Pressemitteilung der LLK wurden die gemeinderätlichen Gremien gebeten, sich über die Zukunft des Konstanzer Orchesters Gedanken zu machen. Denn die Fakten lassen für die Zukunft nichts Gutes vermuten: Die Eigenerlöse sinken ständig und die Stadt muss immer mehr zuschießen, um die Philharmonie über Wasser zu halten. Bis in drei Jahren wird sich der städtische Zuschuss auf rund drei Millionen Euro erhöhen. Lässt sich das noch rechtfertigen? Die Konzertbesucher werden immer älter, Jugendliche verirren sich kaum in ein klassisches Konzert. Gibt es Möglichkeiten, diesem Negativtrend entgegenzuwirken und wenn ja, welche? Fragen also, die man stellen darf, ja muss, denn hier geht es um Steuergelder in Millionenhöhe. Und Fragen, um die sich Orchesterintendant Beat Fehlmann – dem die LLK in ihrem Pressetext übrigens eine „hervorragende Arbeit“ attestierte – auch gar nicht drücken möchte, wie er mehrmals hat verlauten lassen. So weit, so gut.
Nun ist es Pflicht und Aufgabe eines Oberbürgermeisters, einem Orchester, das über die Stadtgrenzen hinaus immer noch Strahlkraft hat, grundsätzlich den Rücken zu stärken. Dagegen ist nichts einzuwenden. Völlig daneben aber ist, wenn Uli Burchardt nicht verstehen will, worum es geht und zum schweren Säbel greift. Bei einem Treffen mit Sponsoren und Musikern der Philharmonie soll er laut Südkurier vom 30.1. sinngemäß erklärt haben, dass gerade in Zeiten barbarischer Angriffe auf die Freiheit von Meinung und Kultur das hiesige Orchester Unterstützung benötige. Kommt also der geforderte Diskurs über die Philharmonie nach Ansicht des Stadtoberhauptes dem Attentat eines blutrünstigen Killerkommandos auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ gleich? Neu ist es ja nicht, dass der Konstanzer Oberbürgermeister gerne die Zähne fletscht, wenn er sich mit Verlautbarungen der Linken Liste konfrontiert sieht. Doch dieser Vergleich ist daneben und nichts anderes als billiger Populismus.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: H. Reile