Lächeln bis der Baum fällt
Auch bei heiklen Themen präsentiert sich der Konstanzer Baubürgermeister Karl Langensteiner- Schönborn als geübter Charmebolzen. Wie auf Knopfdruck setzt er ein vordergründig gewinnendes Lächeln auf und umgarnt und umlullt vor allem kritische Fragesteller solange, bis denen nichts mehr einfällt. Das hat bisher ganz gut funktioniert. Nun aber kippt die Stimmung.
Vergangenen Donnerstag ging es im Technischen und Umweltausschuss erneut um das Pappelfiasko im Tägermoos. Langensteiner-Schönborn, der dort als Bürgermeister qua Amt den Vorsitz führt, lächelte sich bereits vor Eintritt in die Tagesordnung kräftig warm und wiederholte dann, was auch Oberbürgermeister Burchardt mehrmals von sich gegeben hat. Beim Kettensägenfestival im Tägermoos habe es sich um ein „Kommunikationsproblem“ gehandelt, erklärte Langensteiner- Schönborn beschwichtigend und griente kokettierend in alle Richtungen. Mehrere Räte fauchten vernehmlich: „Dieses Getue nervt“.
Mit Verlaub, das Gerede von einem Kommunikationsproblem ist Quatsch und eine Verdrehung der Tatsachen. Wer kommunizieren möchte, braucht zumindest einen Gesprächspartner. Den aber gab es nicht und den wollte man auch nicht, denn Kommunikation war gar nicht vorgesehen. Die Verwaltung dachte, von grober Fahrlässigkeit befallen, wenn man rund 100 gesunde Bäume umlegt, würde das schon keiner merken. Falsch gedacht und dumm gelaufen. Langensteiner-Schönborn hätte Größe beweisen und einfach zugeben können, dass die Fällaktion völlig unnötig war. Eine Entschuldigung wäre angemessen gewesen. Statt dessen eine Wiederholung der billigen Ausflüchte – das ist eindeutig zu wenig, da helfen auch seine alles im Keim erstickenden Grinsattacken nicht weiter.
Wer nun geglaubt hat, Schaden mache klug, der irrte. Vorgestern wurde hinter dem chinesischen Buswartehäuschen in der Konzilstraße zu mitternächtlicher Stunde trotz des Protests einiger Umweltschützer eine Bresche Richtung Stadtgarten geschlagen und zwei Bäume blieben auf der Strecke. An Ort und Stelle wird ein Fluchtweg geschaffen für den Fall, wenn der Stadtgarten wie beispielsweise beim Seenachtsfest zum Bersten voll ist und aus allen Nähten zu platzen droht. Einige Stunden zuvor erklärte Langensteiner-Schönborn, und sein bürgermeisterliches Lächeln zog sich automatisch von einem Ohr zum andern: „Das sind doch nur zwei Bäume, die hatte ich gar nicht auf dem Schirm“.
Nur zwei Bäume? Damit ist die Sache nicht abgehakt. Warum hat man nicht bis heute gewartet? In der Gemeinderatssitzung soll, allerdings im nichtöffentlichen Teil, auch über die Zukunft des Seenachtsfestes diskutiert werden, denn der Vertrag mit dem bisherigen Veranstalter läuft aus. Zu Recht bemängeln die Umweltschützer, mit der Aktion am Stadtgarten habe man für einen privaten Veranstalter Fakten geschaffen und ein Stück Natur in vorauseilendem Gehorsam dem schnöden Mammon geopfert. Wie wird Langensteiner-Schönborn auf diese Kritik wohl reagieren? Richtig, mit einem richtig breiten Lächeln.
H. Reile