Mein Gott, Werner
Was wäre ein Baubürgermeister ohne Baustellen? Richtig, eine Fehlbesetzung. Und was sich Baubürgermeister Kurt Werner derzeit an unerledigten Konstanzer Baustellen leistet, wird noch lange in Erinnerung bleiben: Eine Laube ohne Laub, eine Begegnungszone ohne Begegnungschance und ein Konzilplatz ohne Platz. Stattdessen Stau nicht nur zur Weihnachtszeit, Chaos vor dem Bahnhof und mehr als eine Euromillion in der Baugrube
Was sich gegenwärtig auf der Oberen Laube abspielt, ist mit „Kettensägenkonzert“ nur ungenügend beschrieben: Linden und Platanen sollen heute wie Streichhölzer fallen, nur neun Schattenspender werden das Baumsterben überleben, aus der Laube wird eine Parke. Nach der Rechnung: Ein Baum – ein Parkplatz. Da hilft kein Wehklagen von BUND und Nabu, die viel zu spät gegen den Kahlschlag protestieren, da helfen auch Beteuerungen nicht, die Bäume würden ja nachgepflanzt – 100 Jahre alte Bäume kann man nicht nachpflanzen. Beim Baubürgermeister sind gestern sogar erste Protestnoten besorgter Bürger eingegangen, die einen sofortigen Stopp der Fällaktion fordern.
Stopandnogo bis zum Lago
Vor allem Anrainer und Autofahrer sollten sich das Schimpfen jetzt jedoch sparen, denn es wird noch viel schlimmer. Wer in der Baubehörde auf die Idee gekommen ist, mit den Bauarbeiten gerade noch rechtzeitig zur Adventseinkaufszeit zu beginnen, sollte zum Verkehrsengel ehrenhalber ernannt werden. Und die 80 000 Euro teuren Verkehrskadetten (die heißen wirklich so), die im Auftrag des Stadtmarketings die Blechkarawanen alsbald kanalisieren sollen, werden an verkaufsoffenen Wochenenden auf verlorenem Posten stehen – stopandnogo bis zum Lago. Dessen Parkhaus übrigens wird auch noch umgebaut; Parken wird dann nur noch hochkant möglich.
Apropos Lago. Schmerzlich erinnern wir uns, dass sich der Gemeinderat mehrheitlich die Zustimmung zur Parkhaus-Erweiterung für ein Nasenwasser vom Lago-Investor abkaufen ließ. Und die paar Euronen wurden dann in die Verwesungs- äh‘ Begegnungszone investiert. Kein Wunder, dass diese Jahrhundertidee zum Flickwerk wurde. Mein Gott, Herr Werner, wie viele Anregungen, wie viel Kritik braucht es denn noch, bis Sie auf den Pfad der Vernunft einfädeln (da fällt mir die Spur über den Münsterplatz ein – aber das ist ein anderes Thema – oder doch nicht)? Die Bürgerbeschimpfung in der letzten Gemeinderatssitzung oder der Leserbriefprotest auch auf seemoz erreichen längst Orkanstärke.
Stühle auf ihre Schwimmfähigkeit testen
Und jetzt das Sahnehäubchen – die Aufhübschung des Konzilvorplatzes für 1,2 Millionen. Schnieke Laternen sollen für lauschige Feierabend-Stimmung sorgen, mobile Stühle zur Rast einladen und neue Bäume (?) zum Flanieren. Wollen wir wetten, dass die Strahler alsbald zu Zielscheiben und die Stühle auf ihre Schwimmfähigkeit getestet werden? Altmodische Rasenflächen, eingestaubte Beete und die eingelegene Liegewiese sollen dafür der Modernisierung weichen. Nicht nur mehrere Gemeinderäte raten zur Bescheidenheit – ein paar Fahrradständer mehr und den Fußwegen ein neuer Belag täten es auch, so deren bereits häufig formulierte Meinung.
Schon der Ideenwettbewerb für diese glorreiche Idee hat eine fünfstellige Eurosumme verschlungen – für die Realisierung sind mindestens 1,2 Millionen zusätzlich vorgesehen, wobei die absehbaren Kostensteigerungen, wenn etwa Sitzmöbel in der Zwischenzeit teurer werden sollten (da war doch mal was mit der Seufzerbrücke über die Bahngleise?), noch gar nicht eingerechnet sind. Nicht nur Stadtkämmerer Hartmut Rohloff warnt vor solchen Mehrausgaben, auch kostenbewusste Stadträte aus FGL, SPD und LLK raten zu mehr Augenmaß.
Aber das ist wohl Herrn Werners Sache nicht. Wie gefragt: Was wäre ein Baubürgermeister ohne Baustellen? Nur auf die Verhältnismäßigkeit von Kosten und Nutzen, auch von Ästhetik und Brauchbarkeit wäre zu achten. Dann blieben womöglich Bäume statt Autos stehen, dann verirrte sich niemand mehr auf dem Weg zum Bahnhof und die Liegewiese vor dem Konzil wäre für Familien da. Ein frommer Wunsch zu Weihnachten. Gilt aber nur, wenn ich das hochheilige Fest 2012 nicht im Stau auf Laube, Bodanstraße oder Bahnhofsplatz verbringen muss
Autor: hpk
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Der Wald und das Schweigen darin. Wer sich mit dem Zentralthema von Ueli, dem Oberförster aus Kaltbrunn, beschäftigt weiß, dass er die Weisheit des Waldes auf alle Felder des menschlichen Zusammenlebens ausbreitet und marketingmäßig verscherbelt (Siehe: GetAbstract) . Da der Wald für ihn vermutlich erst oberhalb von einem Hektar beginnt erklärt auch, dass ein paar Bäumlein auf der Laube ihn nicht sonderlich berühren. Unter Hotte wäre das nicht passiert. Hotte hätte das, als Obergrüner, zur Chefsache gemacht. Ich kann mich auch noch an eine Zeit erinnern, als die Grünen, mit Mühlhäuser vorneweg, um jede Parkbank und jedes Sträuchlein kämpften. Tempi passati.
was muss noch passieren, bis diese blindwütigen Bürokraten gestoppt werden? Wir könnten doch eine Spontandemo am Samstag abhalten, wenn das Verkehrschaos am grössten ist. Das zahlt sich für uns alle auf Jahrzehnte in Form von fließendem Verkehr aus. Das wird schließlich immer schlimmer. Der Klein-Venedig Zoll könnte ja auch schon längst offen sein für die Schweizer Lago-Kunden.