Noch ’ne Verdichtung und Fragen zuhauf
Eine Filet-Immobilie an der Konstanzer Reichenaustraße soll verscherbelt werden. Anders kann man das Geschäft kaum nennen, das die Stadtverwaltung wohl seit langem schon plant. Vor den Hofgärten 1 und 2 will ein Groß-Hotelier mit Unterstützung einer „Siedlungswerkstatt“ bauen – zu einem sensationell günstigen Grundstückspreis
Gerade mal knapp über 400 Euro pro Quadratmeter soll das etwa 1100 Quadratmeter große Dreieck zwischen Alemannen- und Klingenbergstraße bringen – lächerliche 455 000 Euro total. Da fragt man sich schon, wer warum für welche Preise sorgt, wenn um die Ecke das Dreifache verlangt wird.
Und man fragt sich weiter, wem ein zusätzliches Hotel nützen soll. Dem mit Hotelbetten sowieso überfüllten Touristikmarkt? Allein an der Reichenaustraße wird 2014 mit dem „47 Grad“ ein weiteres Hotel eröffnet, zwei weitere Hotelprojekte sind konkret geplant, und alt eingesessene Hotels wie das Riva an der Seestraße planen Erweiterungen.
Ist die Panik bei Wirtschaftsförderer Schaal so groß, dass wortwörtlich um jeden Preis investiert werden soll, egal für was und wofür? Immerhin steht nur wenige Meter vom Neubauprojekt entfernt Schaals einstiges Lieblingsprojekt, das Kompetenzzentrum, trotz großmäuliger Ankündigungen seit Jahren gähnend leer – hat da irgendwer jahrelang nicht die Wahrheit gesagt, als von großflächiger Vermietung schwadroniert wurde?
Das befürchten auch einige Anwohner: Die Bürgergemeinschaft Petershausen wettert nicht nur gegen die Fällung zweier Pappeln auf dem Grundstück, sondern befürchtet zusätzliche Verkehrsnot, zusätzliche Verschmutzung, zusätzliche Behinderung. Klar, wer freut sich schon, wenn dem Eigentumswohnungsbesitzer im Hofgarten auf engstem Raum ein mehrstöckiger Neubau vors Fenster gesetzt werden soll?
Nachverdichtung im Innenstadtbereich ist ein Auslaufmodell. Selbst die eifrigsten Befürworter der von Ex-OB Frank einst verkündeten Schnapsidee einer immer engeren Bebauung haben mittlerweile bemerkt, dass zugebaute Freiräume keine zusätzliche Wohnqualität schaffen. Nur in der Stadtverwaltung ist diese Erkenntnis noch nicht angekommen – vielleicht wohnen all‘ zu viele Beamte nur im lichten Litzelstetten?
Das Geschäft mit G’schmäckle in der Reichenaustraße sollte verhindert werden. Sonst gibt es noch weitere Fragen. Und das sollte im Zeitalter von großmundiger Bürgerbeteiligung doch vermieden werden. Denn wie beklagt die Bürgergemeinschaft Petershausen? „Es läuft doch alles hinten herum“.
Autor: hpk
Lieber „Anwohner“, es ist nicht einfach, mit einem Anonymus zu diskutieren. Anwohner ist schließlich jeder – irgendwo, auch Höhlenmenschen waren das.
Wer aber den Mund soweit aufmacht, die Bürgergemeinschaft Petershausen als „bigottisch spießig“ zu bezeichnen, sollte dann auch sein Visier hoch klappen. Da Sie eine Bebauung an dieser Stelle offenbar befürworten, wobei Sie populistisch auch den Begriff „sozialer Wohnungsbau“ (auf diesen ca. 1000m²) bemühen, gehen wir davon aus, dass Sie wo ganz anders Anwohner sind.
Wir haben durchaus zahlreiche Unterstützer in den Hofgärten, aber darum geht es hier gar nicht. Eben weil der Herosèpark (oder was davon noch zu retten war) um die Ecke liegt, und das Entrèe in die Stadt an dieser Stelle nachhaltig beeinträchtigt würde, lehnen wir einen Hotelklotz auf diesem Plätzchen ab.
Zugegeben, auch als Aufenthaltsgebiet ist es nicht geeignet, aber muss es deshalb gleich „nachverdichtet“ werden? Es wäre doch nicht das erste Mal, dass ein Bebauungsplan aufgrund neuer Erkenntnisse geändert wird.
Die BGP veranstaltet jeden 1. Dienstag des Monats um 19 Uhr im „Seerhein“ eine Öffentliche Vorstandsitzung, Sie sind herzlich eingeladen, uns das „Spießertum“ auszutreiben, oder Ihren Eindruck über uns zu revidieren.
@Fred vom Jupiter wie dein Name anklingen lässt, klebt hier kaum jemand am geozentrischen Weltbild.
Bereits Jesco von Puttkamer (NASA), Abitur 1952 in Konstanz, erfreute sich nicht nur an den Wagner Festspielen in Bayreuth, sondern besuchte auch gerne seine Mutter im Parkwohnstift Rosenau mit Blick auf den Bodensee.
Längst wirkt diese Stadt anziehend auf die internationale High End Gesellschaft, die in Seniorenresidenzen wie Tertianum, ChrisTina und Parkstift Rosenau gerne Quartier nimmt.
Leider sieht die Zukunft für die Normalos nicht so rosig aus. Da gilt es eher Reißaus zu nehmen vor einer fesselnden Betreuung in Demenz und Alzheimer Stationen, auch wenn diese Einrichtungen auf dem modernsten Stand sein mögen.
Übrigens liefert die Web-Anwendung wohnen-im-alter.de 133 Treffer für Senioren- und Pflegeeinrichtungen im Umkreis von Konstanz. Das Thema Pflege-, Sozial- und Heimimmobilien für Konstanz als eine lohnende Sache wird schon längst am Kapitalmarkt wahrgenommen und wirft augenscheinlich auch genügend Rendite ab.
Noch eine Anmerkung von mir. @GJM zur Gewerbebebaung am Seerhein und wie so was zustande kommt und warum die EXPO REAL die falsche Messe ist, auf der sich unser „Wirtschaftsförderer“ Schaal herumtreibt.
Das ist nämlich eine Messe, auf der sich Investoren und Projektentwickler für Gewerbe- und Logistikimmobilien tummeln. Pflegeheime, Lagerhallen und Fachmarktzentren sind inzwischen dort auch ein Thema. Wenn man sich die demographische Entwicklung ansieht, wäre das Thema Pflege-, Sozial- und Heimimmobilien für Konstanz eine lohnende Sache. So viel ich weiß, hat sich damit in Konstanz noch niemand beschäftigt, was mich aber nicht wundert, weil hier alle hinterm Mond leben. Das aber nur am Rande.
Wohnimmobilien – und die benötigt Konstanz dringend, es soll ja laut Gemeinderat eine Wohnrauminitiative gestartet werden, um jährlich 400 Wohnungen entstehen zu lassen – sind auf der EXPO REAL überhaupt kein Thema. Obwohl ausländische Investoren in Deutschland wie verrückt in Wohnimmobilien investieren. Die fahren aber nicht auf die EXPO REAL. Was also hat unser Wirtschaftsförderer auf der EXPO REAL zu suchen? Um mit Gewerbeimmobilien-Investoren zu sprechen, um noch mehr Gewerbeimmobilien zu bauen, die kein Mensch braucht und die nur Platz für Wohnimmobilien wegnehmen? Oder um mit Investoren unterwürfig einen Sekt zu schlürfen, die eigentlich gar nicht nach Konstanz gehen, sondern in die Metropolregionen? Alles rausgeschmissenen Geld! Nur damit sich unser Wirtschaftsförderer profilieren kann und mal auf die EXPO REAL fahren darf?
Es wird Zeit, dass der neue OB diese Schaumschlägertruppe von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing nach Hause schickt, diese Einrichtungen auflöst und das bisschen Arbeit (Nette-Toilette-Schilder aufhängen, alle fünf Jahre mal einen Anruf von einem Investor annehmen)die Verwaltung machen lässt. Dort sitzen nämlich genug Fachleute herum und langweilen sich.
Dr.Rügert:„Nach den Festsetzungen des Bebauungsplans “Stadt am Seerhein” ist auf dem genannten Grundstück jedoch ausschließlich eine gewerbliche Nutzung möglich.“
Es war ein großer Fehler die freiwerdende Industriefläche am Seerhein zu einem Mischgebiet (Gewerbe und Wohnungen) zu erklären. An dieser Schokoladenseite der Stadt, wollen vor allem Menschen ihre Freizeit verbringen, d.h. dieser Standort ist geradezu ideal zum Wohnen und zum Verweilen. Das Gewerbe, Gastronomie und Hotel, gehören zum Verweilaspekt und dürften auch hierher passen.
Bürotürme wie das „Kompetenzentrum“ oder die Ansiedlung der Fa. Centrotherm, mussten wirklich nicht direkt am schönen Seerhein platziert werden. Ehemals mussten die Industriegebäude wegen einem direkten Wasseranschluss zum Rhein hier erbaut werden, doch dass sich hier in einer neu strukturierten Zeit noch einmal produzierendes und verwaltendes Gewerbe ansiedelt, entspricht nicht den geänderten Bedürfnissen der heutigen Zeit, zumal mehr Wohnungen als Büroräume gebraucht werden, deren Leerstand in Konstanz schon vor Jahren bekannt war. Wie fasst jeder weiß, kann man Bebauungspläne auch wieder ändern, so dass ehemalige Entscheidungen durch neue Erkenntnisse wieder aufgehoben werden können.
@Fred vom Jupiter
vorallem wenn man weiss wie dieser Held an seinen Job gekommen ist…:-)
Abgesehen davon, daß man einen Hotelinvestor bauen lassen soll, wenn er bauen will (der wird schon wissen, wie sein Metier funktioniert), lese ich mit erschrecken wieder den Namen Schaal. Der große Projektentwickler vor dem Herrn. Der jetzt wieder stolz wie Bolle auf die Expo Real fährt
(Zitat von der Stadtwebseite: „„Die Expo Real bietet die große Chance , in kürzester Zeit viele intensive Gespräche mit Projektentwicklern und Investoren zu führen, um Konstanz als hervorragenden Wirtschaftsstandort mit einer sehr guten Unternehmensstruktur zu präsentieren“, erläutert Friedhelm Schaal, Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Konstanz.“), aber bisher bei jedem Versuch, das große Ding zu drehen, kläglich gescheitert ist. Der macht auf dicke Hose und bejubelt ständig den Standort Konstanz. Alles nur Wunschdenken und Traumtänzerei. Denn hier gibt es nichts zu bejubeln. Nur zu beweinen. Nämlich dass es keine Wohnungen gibt. Konstanz braucht kein Kompetenzzentrum am sonnigen Rheinufer, während sich dahinter die Konstanzer im Schatten zusammenquetschen müssen oder erst gar keine Wohnungen finden. Das ist doch irre. Da spielen sich seit Jahren die immergleichen Figuren auf und es kommt nur Mist dabei heraus. Vielleicht weiß der gelernte Radioingenieur und pleite gegangene Kasettenrekorderverkäufer noch nicht, dass in Konstanz tote Hose herrscht. Sollte ihm mal jemand sagen. Die Floskeln, die er ständig von sich gibt, hat er aus dem Vorwort aus dem Buch „Immobilienprojektentwicklung für Dummies“. Der will mit den großen Hunden pinkeln und kann nicht mal das Bein heben. Ich kann das nicht mehr hören. Vielleicht schafft die Stadt diese ganze Schaumschlägertruppe um Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing einfach mal ab. Dann bleibt trotzdem alles so wie bisher, aber dieses nervige Dünngeschwätz verstummt endlich und die Stadt könnte viel Geld sparen. Da werden großartige Pamphlete zusammengeschrieben, die nur so von naivem Unsinn strotzen. Das nennt sich dann „Konstanz 2020“. Oder so ähnlich. Alle sind ganz stolz auf sich selber. Dann geschieht 20 Jahre lang nichts. Da soll der Standort „entwickelt“ werden. Nur wenn halt keine Firma hierher will, gibt es auch nichts zu entwickeln. Baut endlich Wohnungen, hört mit diesem Wünsch-dir-was-geschwätz auf.
Informationen zur Ermittlung des Grundstückswerts:
Das Grundstück direkt an der Reichenaustraße mit 1.097 m² liegt in der Richtwertzone „Stadt am Seerhein“. Der Richtwert 2012 beträgt hier 760 €/m² für Grundstücke, für die eine Wohnnutzung zulässig ist.
Nach den Festsetzungen des Bebauungsplans „Stadt am Seerhein“ ist auf dem genannten Grundstück jedoch ausschließlich eine gewerbliche Nutzung möglich. Für 100% gewerbliche Nutzung sieht der Gutachterausschuss für Grundstückswerte einen Abschlag von 50% vom Richtwert vor. Unter Berücksichtigung dieser Vorgabe und unter Beachtung anderer Abweichungen wertrelevanter Faktoren (höhere wertrelevante Geschossflächenzahl) kommt der Gutachterausschuss auf einen Bodenwert von 435,- €/m². Würde hier – wie bei den Richtwertgrundstücken auch – überwiegend Wohnen möglich sein, läge der Bodenwert bei 870 €/m².
Den Bodenwert von 435,- €/m² hält der Gutachterausschuss auch unter Berücksichtigung der Kaufpreise für Grundstücke weiter westlich an der Reichenaustraße für gerechtfertigt. Hier lagen die Preise zwischen 200,- und 300,- €.
Der Gutachterausschuss ist ein selbständiges Gremium ehrenamtlicher Gutachter verschiedener Fachrichtungen. Er besteht derzeit aus einem Vorsitzenden, zwei Stellvertretern und 18 weiteren Gutachtern und Gutachterinnen.
Walter Rügert
Stadt Konstanz
Pressereferent
Ich finde, hier vermischt Seemoz ausnahmsweise mal die Sachverhalte: Auf der einen Seite wird über den zu geringen Preis geklagt und auf der anderen Seite die Nachverdichtung an sich geklagt.
Klar ist, dass die Nachverdichtung alleine die Wohnraumproblematik in Konstanz nicht lösen kann. Es müssen endlich neue Wohngebiete ausgewiesen werden und es muss viel mehr Wohnraum geschaffen werden als bislang.
Andererseits spricht meiner Meinung nach nichts gegen eine Nachverdichtung in vernünftigem Maße – Und gerade an der Stelle ist der Herosepark direkt um die Ecke und das Gelände dort direkt an der B33 eh unattraktiv als Aufenthaltsgebiet, wenn der Seerhein und Park doch so nah sind. Daher kann dort meiner Meinung nach gerne gebaut werden. Ob das jetzt ein Hotel sein muss (oder nicht z.B. sozialer Wohnungsbau), kann ich nicht beurteilen. Aber wenn ein Investor meint, dass Konstanz ein weiteres Hotel braucht, dann soll er es von mir aus machen dürfen – Die Hoteliers in Konstanz scheinen mir kein Problem mit den Belegungszahlen zu haben. Allerdings sollte er natürlich den marktüblichen Preis zahlen müssen, vielleicht macht die höhere Ausgabe das Projekt dann schon unrentabel?
Im Übrigen finde ich es aber mal wieder bigott, was die spießbürgerliche Bürgergemeinschaft Petershausen mal wieder fordert. Nicht nur, dass die Bewohner der Hofgärten in ihren Luxusimmobilien sich von allen und jedem belästigt fühlen (Kinder im Park, der Klavierspieler auf der Fahrradbrücke, Glasverbot, etc. pp.), sie scheinen auch unfähig zu sein einen Bebauungsplan zu lesen. Dieses Grundstück war schon beim Bau der Hofgärten für eine Bebauung vorgesehen, daher kann man sich doch jetzt nicht über eine Bebauung beschweren? Aber es scheint die Meinung vorzuherrschen, dass man mit dem vielen Geld für die Eigentumswohnungen irgendwie auch die umliegende Umgebung (inklusive exklusiver Nutzung derr Seepromenade) mitgekauft hat.