Nur Fliegen ist schöner

Der Konstanzer Flugplatz existiert seit über 100 Jahren. Das ist alte Tradition. Dass Konstanz seit geraumer Zeit Politik macht, die die Stadt in die faktische Pleite getrieben hat, ist eine relativ neue Entwicklung. Dass dieser neuen Tradition jedoch neuerdings alte Traditionen geopfert werden sollen, ist nicht nur, traditionell betrachtet, falsch, sondern sogar traditionell logisch. Findet Minotti.

Als Fortsetzung diverser Konstanzer Fehlentscheidungen vergangener Jahre verkündete unser oberster Wirtschaftsförderer, Altpleitier, OB-Intimus und Silberlocke Friedhelm Schaal, neulich doch voll innovationsgeschwängerter Inbrunst tatsächlich, dass die deutsche Energiewende bei uns in Konstanz eingeleitet wird. Und zwar dort, wo es scheinbar politisch am unverdächtigsten ist, am Flugplatz. Wo Reiche durch ihre Leidenschaft ärmer werden, sollen in Zukunft Arme durch ihre Schaffenskraft reicher werden. Durch Produktion. Von was auch immer, Hauptsache immer grün, immergrün oder was auch immer. Also erneuerbaren Energien. Mit Kita, Friseur und Gastronomie, wie Schaal explizit betont. Des sozialen Gedankens wegen, den solche Firmen ja schon mal leicht außer Acht lassen, wenn Empathiker wie er nicht darauf hinweisen würden.

Und um auch ja nicht des traditionellen Konservatismus, geschweige denn Neo-Konservatismus, wie man ihn nach neuester politischer Sprachregelung den Grünen nachsagt, verdächtig zu werden, ist in der Vordenkfabrik Rathaus die ultra-sensationelle Idee eines „Innovation- and Technology-Centers“ gereift.

Companies aus der Life-Science-, Health Care-, Pharmacy-, I- and nanotechnology-, culture and creative science-scene, die sich dort alle unbedingt ansiedeln wollen, stehen nach Deutung eines Blicks auf die feuchten Augen von CDU-Gemeinderat und Antiatomkraftaktivist Alexander Fecker bereits bis hinter Abzweig Markelfingen im B-33-Stau, um ihre EU-Subventionen endgültig und ein für alle Mal im sumpfigen Untergrund des Flugplatzes zu vergraben.

Schaal freut sich im Übrigen auch sehr, im Namen seines Freundes und Förderers Horst Frank verschweigen zu dürfen, dass mit dieser Entscheidung direkt bis kolateral in den dort ansässigen kleinen Firmen sowie deren Zulieferern mehr Arbeitsplätze vernichtet werden, als mit dem Bau des gescheiterten KKH neu geschaffen worden wären. Von einem Ausbau der dortigen Aktivitäten und einer eigentlich geplanten Erweiterung des Angebots um touristisch relevante Belange ganz zu schweigen. Respekt!

Interessant auch, wie diese Angelegenheit von den Konstanzer Qualitätsmedien verquirlt wird. Der Südkurier, im vergangenen Jahr noch mit einer Leserumfrage am Start, die ein Ergebnis von 80+ Prozent für den Erhalt des Flugplatzes auswies (damals war der OB auch noch dafür), schwenkt inzwischen logischerweise und mit feinem Gespür für das, was der gemeine Konstanzer anders sieht, die Fahnen der derzeitigen Gemeinderatsmehrheit. Auch nett, was die Leser dazu so kommentieren. Die Neiddebatte ist zumindest entfacht. Man könnte meinen, die deutsche Rechtschreibung sollte gleich mit abgeschafft werden. Dies könnte man auch beim Lesen der entsprechenden Beiträge auf see-online denken. Ganz zu schweigen von den dortigen Leserkommentaren, die eher auf die Tradition des Analphabetentums in Deutschland hinweisen. Und Onkel Erich mit seinem etwas stumpf gewordenen dornroeschen überblickt die Geschichte von Sizilien aus scheinbar gar nicht mehr.

Mein Plädoyer lautet: Seht zu, dass Ihr das Kompetenzzentrum gebacken kriegt, das steht zur Hälfte leer. Lenkt Eure lauwarmen Hirnblähungen direkt in die eigene Nase, um im besten Fall einen Deut Selbsterkenntnis zu erlangen. Löst bestehende Probleme, bevor Ihr neue schafft. Verschenkt nicht ohne Not weitere Grundstücke in Konstanz – in Verbindung mit Existenzvernichtung/-vertreibung – dieses ist nicht mal ökonomisch sinnvoll bebaubar. Geht in Euch, seht ein, dass Ihr keine Kohle und keinen Plan habt und werdet endlich weise. Und dann, dann lest die Überschrift!!!

Autor: Otto Minotti