Pappeln im Tägermoos: Gab es ein geheimes Treffen?
Gestern erreichte uns eine Information, die vor allem die BürgerInnen interessieren dürfte, die gegen die Baumfällungen im Tägermoos protestierten. Anscheinend, so ein Tipp aus der Verwaltung, hat es schon vor Wochen ein Treffen mit dem Schweizer Baumpfleger Fabian Dietrich gegeben, von dem die Öffentlichkeit aber nichts wissen soll.
Dass der Informant oder die Informantin aus der Konstanzer Stadtverwaltung anonym bleiben möchte, ist nachvollziehbar, denn die Angelegenheit ist höchst brisant. Am 27. März soll Dietrich, der in seinem Gutachten die Fällungen im Tägermoos scharf kritisierte, nach Konstanz geladen worden sein. Nachmittags habe man sich im Bürgerbüro getroffen. Mit am Tisch: Unter anderem der Konstanzer Baumsachverständige, dazu Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn und Oberbürgermeister Uli Burchardt. Über den konkreten Inhalt der längeren Unterhaltung ist bislang nichts bekannt.
Das wirft Fragen auf. Warum, so die entscheidende, hat man Fabian Dietrich nicht einen Tag vorher zu der Gemeinderatssitzung gebeten, bei der das Thema auf der Tagesordnung stand? Das hätten sich viele BürgerInnen und auch einige GemeinderätInnen gewünscht. Doch zu Wort kam nur der Konstanzer Baumsachverständige, der überwiegend die Position der Verwaltung untermauerte.
Es wäre ein Leichtes gewesen, den Schweizer Baumspezialisten ebenfalls einzuladen und ihm damit die Möglichkeit zu geben, den Fall aus seiner Sicht zu schildern. Sieht so Bürgerbeteiligung und frühzeitige Bürgerinformation aus, mit der sich die Verwaltungsspitze gerne brüstet? Und: Was wollte man mit diesem Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit bezwecken? Zumindest auf diese Fragen sollten der Verwaltungsspitze im Konstanzer Rathaus sehr zügig nachvollziehbare Antworten einfallen.
H. Reile[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Nachtrag: Wie wir heute (16.4.) erfahren konnten, war OB Burchardt bei dem Treffen nicht dabei.
Vor allem: Wozu Fabian Dietrich nochmal einladen – und bezahlen! – wo er doch schon ein ausführliches Gutachten erstellt hatte? Welchem Zweck mag das wohl gedient haben? Wenn man dem Mann und seinem Gutachten nicht traut… Wir können es vermuten.
Ich kann mich an diese Gemeinderatssitzung vor dem „heimlichen“ Treffen mit Fabian Dietrich gut erinnern. Stadtrat Peter Müller-Neff fragte innerhalb des Punktes „Baumpflege“ nach, warum man nicht dazu Herrn Dietrich geladen habe. Ein CDU-Stadtrat antwortete darauf, dass dies im Augenblick nicht nötig sei, da man Herrn Dietrich ja im Juni beim Workshop einladen wolle. Zu dieser Zeit wussten die Verantwortlichen in der Verwaltung etwas, was den Stadträten offensichtlich völlig unbekannt war: dass dieser Baumexperte am nächsten Tag im Amt vor kleinem Kreis sein Gutachten erläutern würde! Transparenz? Respekt vor den Stadträtinnen und Stadträten? Und es drängt sich die Frage auf: Warum lädt man einen Baumexperten (der sich einen Tag lang mit der Tägermooser Allee im Auftrag der Fondation Franz Weber beschäftigt und hierzu ein sieben-seitiges Gutachten erstellt hat) nicht wenigstens einen Tag vorher ein, wenn das „Baum-Pflegekonzept“ der Technischen Betriebe auf der Tagesordnung steht? Was hatte diese Einladung im kleinen Kreis danach noch für einen Sinn?