Prävention: Papiertiger oder Feigenblatt?

IMG_2882.JPGBei der letzten Gemeinderatssitzung stand erneut die Situation am Seerhein auf der Tagesordnung: Anwohner kontra außer Rand und Band geratene Feierbiester. Schon äugt man Richtung Sommer 2015 und will vorausschauend einen Präventionsrat einrichten. Doch die dafür zuständige, neue Kraft im Bürgeramt hat es nicht leicht, ihrer Berufung gerecht zu werden

Da saß sie nun und wunderte sich: Bettina Popanda (s. Foto) ist im Bürgeramt der Stadt Konstanz für Kommunale Kriminalprävention zuständig. Die Kriminologin hat gerade ihre Probezeit hinter sich und ist nun seit 1.11. offiziell im Amt. Bei der Sitzung am 16.10. war es nochmal zur Sache gegangen und Seerhein-Anwohner beklagten lauthals, wie schrecklich es um ihr Dasein bestellt sei: Lärm, Vandalismus, Müllberge, vollgeseichte Vorgärten, Pöbeleien. Außenstehenden wurde der Eindruck vermittelt, dass sich in sommerlichen Nächten auf dem ehemaligen Herosé-Areal so ziemlich alles trifft, was die Stadt an kriminellen Straftätern aufzubieten hat.

Frau Popanda war davon ausgegangen, dass sie als zuständige Fachfrau etwas zum Thema Kriminalprävention sagen dürfe und hatte sich dementsprechend vorbereitet. Doch sie wurde zum Stillschweigen verdonnert. Von wem, wollte sie auf Nachfrage nicht verraten. Hatte es damit zu tun, dass Oberbürgermeister Uli Burchardt während der Sitzungsdebatte erklärte, dass er von Präventionsmaßnahmen rein gar nichts halte? Bliebe noch anzumerken: Die Probleme am Seerhein unter den Begriff „Kriminalprävention“ einzuordnen, ist übertrieben und der Sache nicht dienlich. Den für die Präventionsbemühungen zuständigen Personen ist anzuraten, sprachlich umgehend abzurüsten. So schafft man kein Vertrauen bei denen, die angeblich den Seerhein als eine Art Castingmeile für Durchgeknallte betrachten, mit denen man aber ins Gespräch kommen will. Wer die überwiegend friedlichen Besucher am Rhein zwangskriminalisiert, muss sich nicht wundern, wenn der Mittelfinger zuckt.

Bettina Popanda ging trotz der im Rat erfahrenen Ignoranz und Missachtung dazu über, den gewünschten Präventionsrat in Gang zu bringen. Dafür hatte sie den 20.10. auserkoren und für diesen Termin bekam sie insgesamt 16 Zusagen von Parteien und Initiativen. Doch wieder nichts – man habe keinen passenden Raum zur Verfügung und außerdem sei vor allem den StadträtInnen ein weiterer Nachmittagstermin nicht zuzumuten – so die dienstliche Anweisung von oben. Von wem diesmal? Wieder keine Auskunft. Das allerdings ist verständlich, denn die Probezeit der Präventionsbeauftragten lief noch bis Anfang November und wer will es sich in dieser Situation schon mit seinen Vorgesetzten verscherzen? Der gewünschte Präventionsrat soll dennoch in diesem Monat zusammenfinden. Wenn, ja wenn nicht wieder irgendwer irgendwas dagegen hat und das zarte Pflänzchen sich endgültig unter das Herbstlaub mischt. Merke: Auch Feigenblätter welken schnell.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: H.Reile