Singen räumt auf

In Singen heißt es neuerdings „bürgerschaftliches Engagement“, wenn, wie aus einer Pressemitteilung der Stadt hervorgeht, Stadträte ehrenamtlich die Einhaltung der Verkehrsregeln überwachen. Kein Scherz!

FDP geht mit gutem Beispiel voran

FDP-Stadtrat Peter Hänssler, Hobbysheriff mit Tagesfreizeit, schreibt neuerdings und mit wachsender Begeisterung Falschparker auf. Das (gute alte Denunziantentum) nennt Singens OB Ehret dann „Zivilcourage“. Ja was denn jetzt? Ist Zivilcourage jetzt ehrenamtlich? Werden die städtischen Mitarbeiter, die hauptberuflich Knöllchen verteilen, für Zivilcourage bezahlt? Wie dem auch sei, das Beispiel soll Schule machen. „Ehrenamtliche Verwaltungshelfer“ sollen sie heißen, die hyperaktiven Möchtegern-Blockwarte.

Auch CDU lässt sich nicht lumpen

Die CDU-Stadträte nehmen all ihren Mut zusammen, wollen sich nach couragiertem Konstanzer Vorbild der konzertierten Petzaktion gegen Till Seiler anschließen und erhoffen sich hiervon eine Auszeichnung mit dem begehrten Sonderpreis „Political Incorrectness“.

Mein Revier

Andere Stadträte brennen bereits darauf, selbst mal Feuer zu löschen, Ladendiebe zu stellen oder mit Blaulicht auf dem Dach den Feierabend etwas bunter zu gestalten. Wer sich ziert, so der Plan, wird auch mal gern zur Straßenreinigung oder Müllabfuhr eingeteilt. Die gänzlich Unwilligen werden künftig Hundehaufen in Grünanlagen sammeln, um diese mittels DNA-Probe dem jeweiligen Übeltäter zuordnen und dessen Halter zur Kasse bitten zu können. Kleinscheiß macht zuweilen demütig und eben auch Mist.

Auch OB Ehret sieht persönlichen Handlungsbedarf

Ehret selbst könnte sich ebenfalls einen heimlichen Jugendtraum erfüllen und durchaus vorstellen, als Hilfsgerichtsvollzieher durch Singens Südstadt zu tingeln, um den irgendwann mal langzeitarbeitslosen ehemaligen, weil durch überbordendes Engagement der Stadträte überflüssigen und deshalb entlassenen Verwaltungsangestellten und sonstigen gescheiterten Existenzen überflüssige Luxusgüter zu pfänden, die dann wiederum für einen guten Zweck versteigert werden, nämlich die Singener Tafel. Das heißt, die Gepfändeten können dann ihre zu altem Brot und Schinken verwursteten Fernseher, Computer etc. zum Wohle und Erhalt ihrer eigenen Unversehrtheit mit großer Freude und Genuss verspeisen.

Das Sahnehäubchen

Das unglaublich hehre wie komplett uneigennützige, sicherlich bundesweit Schule machende Experiment dient, so das erklärte Ziel der Pressestelle, als legitime Anwartschaft aufs Bundesverdienstkreuz erster Klasse für couragierte Hilflosigkeit im falsch verstandenen Verwaltungsehrenamt bei gleichzeitiger Haushaltskonsolidierung und nie für möglich gehaltener Vollbeschäftigung von Stadträten. Glückwunsch

Autor: Carlo Minotti