Starke Frauen

Wollten wir nicht immer schon wissen, wo vor Ort die starken Frauen hocken, was sie denken und fühlen? „Akzent“, die investigative Edeljournaille am Bodensee, will Aufklärungsarbeit leisten…

Was ein Coup, den der Akzent-Herausgeber Markus Hotz da aktuell im Köcher hat! Die zwangsjuvenile Frohnatur ist wieder auferstanden aus Ruinen. Einige Wochen schlich er etwas geknickt durch die Stadt, da sein Lieblingsprojekt KKH der Vernunft der WählerInnen zum Opfer gefallen war. Hatte er sich doch die Finger wund geschrieben für das Eurograb auf Klein-Venedig und musste schlussendlich erkennen, dass die BürgerInnen nicht so bekloppt sind, wie er sie gerne hätte.

Nun tauchte er wieder auf und präsentiert rundum seine neue Geschäftsidee. „TRENDSEE“, ein sogenannter „EXTRA-Guide“ habe dieses Jahr ein „starkes Thema“. Projektleiterin Maria Peschers, laut Verlag auch „eine starke Frau“, kommt ins Schwärmen: „Starke Frauen aus unserer Region werden exklusiv vorgestellt. Das gab es noch nie in dieser Form“. Dann folgen Erklärungen, die von tieferer Bedeutung geschwängert sind: „Was eine starke Frau ausmacht, wird individuell verschieden betrachtet“. Donnerkeil, da bleibt einem ja vor Begeisterung die Spucke weg.

Schön auch dieses Satzgewölle: „Die Idee, ein EXTRA-Magazin zu publizieren, in dem Seite für Seite Portraits über kreative, intelligente, autarke, gebildete und mutige Frauen berichtet wird, ist exemplarisch. Es reizt uns, starke Frauen aus der Bodenseeregion zu Wort zu bitten und das Gesagte in die Welt zu tragen“. Das klingt sympathisch bescheiden, gehen doch von Konstanz seit geraumer Zeit nur selten gute Nachrichten in die Welt hinaus. Das wird nun anders.

Einen kleinen, eher vernachlässigbaren Haken hat die Sache aber dann doch. Richtig, Womanizer Hotz will für seine Bemühungen ein bescheidenes Salär einstreichen. Pro Portrait und pro Seite werden 1000 Euro fällig, dazu noch die Kosten für die Bemühungen einer „Profifotografin“. Von dieser werden die starken Frauen „ins rechte Licht gerückt, ihrem Charakter und ihren Wünschen entsprechend“. Klingt doch vernünftig. Jede Art von Kritik an diesem Geschäftsgebaren verbietet sich, denn immerhin werden 35 000 Exemplare gedruckt und weltweit zwischen Dingelsdorf, Stockach und Meersburg-Ost verteilt.

Wunderbar auch folgende Ankündigung aus dem Hause Hotz-enplotz. „Im Juli werden alle Exponate von den Frauen, die Lust auf einen besonderen Auftritt haben, in einer Ausstellung in Konstanz präsentiert“. Da habe man die Chance, „die anderen starken Frauen zu treffen. Wir freuen uns schon heute auf die geballte Kraft!“ Da kann man doch nur zustimmen, endlich starke Weiber satt und dann noch alle auf einem Haufen! Träume werden wahr. Das hat es in Konstanz noch nicht gegeben und ich zähle die Tage bis zu diesem geilen Event.

So wie ich Hotz kenne, wird er den Abend dementsprechend aufpeppen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn, etwas speckig grimassierend und feuchtes Wortgut absondernd, die starken Mädels einzeln am Nasenring über einen Laufsteg zerren. Passend zu so viel Frauenpower dröhnt es aus den Lautsprecherboxen: „Manchmal, aber nur manchmal, haben Frauen auch ein bisschen Haue gern“. Spätestens dann wissen wir endlich, wieviele starke Frauen sich ohne Not zum Affen haben machen lassen und dafür auch noch zahlen.

Autor: H.Reile