Veranstaltungshaus: Das Eurograb am Seerhein

Als der Rat der Stadt im Frühjahr 2014 mehrheitlich beschloss, das Centrotherm-Gebäude zu kaufen und zu einem Veranstaltungshaus umzubauen, herrschte Euphorie: Von einer „Jahrhundertchance“ war die Rede, ein „Haus für alle Bürger“ sollte es werden. Die Begeisterung ist mittlerweile verflogen, denn wöchentlich treffen neue Hiobsbotschaften ein

Ernüchterung machte sich auch vergangenen Dienstag bei der Sitzung des TUA (Technischer- und Umweltausschuss) breit. Das Thema Veranstaltungshaus stand erneut auf der Tagesordnung und die aktuellen Entwicklungen lassen sogar die Gesichter der Befürworter dieses finanziellen Abenteuers immer länger werden. Noch haben die Umbaumaßnahmen nicht begonnen, da ist schon jetzt klar, dass alles teurer wird. Für Kauf und Umbau wurden rund 18 Millionen Euro veranschlagt und die Verwaltung betonte stets, dass man diesen Kostenrahmen keinesfalls überschreiten wolle. Doch was interessiert die Verantwortlichen schon ihr Geschwätz vergangener Tage?

Lange war davon die Rede, dass mit einer Eröffnung im Frühjahr 2016 zu rechnen sei. Ganz Mutige waren sogar der Meinung, Ende 2015 wäre noch besser. Nun rechnet man mit Herbst 2016 und auch dieser Termin wird wohl kaum eingehalten werden können. SPD-Rat Johannes Kumm hatte schon vor Wochen gefordert, realistisch zu bleiben und die Eröffnung auf das Frühjahr 2017 anzusetzen. Jede weitere Verzögerung kostet Geld, und das nicht zu knapp. Wenn der Betrieb erst mal läuft, so die Überzeugung einiger Traumtänzer, könne man ab 2018 mit einer Schwarzen Null rechnen. Bis dahin werden für den „Probebetrieb“ nochmal 500 000 Euro fällig. Mindestens.

Die hochgestochenen Umsatzerwartungen wurden jetzt schon auf bis zu 20 Prozent nach unten geschraubt. Weil man längst weiß, dass die veranschlagten Gelder nicht reichen werden, spart man an der Infrastruktur. Bei der Bestuhlung – immerhin sollen bis zu 1100 Personen im großen Saal einen (Sitz)Platz finden – möchte man etwa 100 000 Euro weniger ausgeben. Auch vom Kauf eines Konzertflügels will man absehen und insgesamt sparen bei der technischen Ausstattung. FDP-Rat Johann Hartwich, im Hauptberuf quirliger Architekt, ist da völlig anderer Ansicht, wie er bei der TUA-Sitzung erklärte: „Wir sollten mit den Zahlen ehrlicher sein“. Der Umkehrschluss kann nur vermuten lassen: Bisher ist man mit den Zahlen eher unehrlich umgegangen. Hartwich fordert dennoch unverdrossen: „An der Infrastruktur dürfen wir nicht sparen, lieber geben wir eben ein oder zwei Millionen Euro mehr aus“. So sei das halt bei großen Projekten, die würden immer teurer als ursprünglich geplant. Inhaltlich unterstützt wurde er dabei erstaunlicherweise von JFK-Rat Thomas Buck.

Michael Mauge, seit kurzem Interims-Geschäftsführer des Veranstaltungshauses, trug mit seinen Bemerkungen auch nicht dazu bei, die gedrückte Stimmung zu verbessern. Noch vor wenigen Tagen hatte Projektsteuerer Friedhelm Schaal über den Südkurier in den höchsten Tönen geflötet, dass das Interesse für Tagungen im Haus am Seerhein gewaltig sei. 2018, so Schaal, würde dort ein deutsch-schweizerisch-österreichischer Wissenschaftskongress stattfinden. Das mochte Mauge so nicht bestätigen: „Die wollen für ihre 400 Teilnehmer 12 kleinere Tagungsräume, hier im Seerheinhaus gibt es aber nach den neuen Planungen nur sechs. Das wird wohl nichts“. Aber was von den Versprechungen Schaals zu halten ist, weiß man längst: Jahrelang hat er behauptet, die Vermietung der Räumlichkeiten im Kompetenzzentrum sei bald in trockenen Tüchern. Ein Ortstermin belegt: Glaubwürdigkeit ist Herrn Schaals Stärke nicht.

Das Projekt Veranstaltungshaus befindet sich jetzt schon in einer finanziellen Schräglage, die sich in den kommenden Monaten noch verschärfen wird. Ungeachtet dessen werden die BürgerInnen von Südkurier und Radio Seefunk aufgefordert, bei der Namenssuche für die Jahrhundertchance am Seerhein mitzuwirken. Wir haben auf Südkurier-online bereits die Vorschläge platziert, die seemoz-Leserinnen abgegeben haben: GRUB („Gedächtnis-Ruine-Uli-Burchardt), Centrodermitis und EaS („Eurograb am Seerhein“). Zur Nachahmung empfohlen. (Mittlerweile hat die SK-Redaktion unsere guten Vorschläge gelöscht).[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: H. Reile