Wenn die schwarzen Socken wieder blühen
Ein Konstanzer Sommertermin erregt die Gemüter. Vor allem jene, die glauben, für Moral, Sitte und Anstand eintreten zu müssen. Die CDU – wer auch sonst? – möchte schon im Vorfeld gerne das „Swinger-Schiff“ versenken, das im Sommer im Auftrag der BSB über den Bodensee schippern soll. Und der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt ist sich nicht zu schade, das peinliche Vorgehen seiner Parteifreunde zu unterstützen
Zumal die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), die auch zu den Konstanzer Stadtwerken gehören, ihre Schiffe nicht zum ersten Mal für frivole Dienste zur wohlfeilen Verfügung stellen: Seit Jahren bereits gibt es nahezu einen Volksauflauf, wenn die feiernde Schar lustvoller Latexfetischisten zu einem munteren Stelldichein im Konstanzer Hafen bittet. Da rüstet auch der Spießer sabbernd seinen Fotoapparat und geht kucken, was ihm Mutti zuhause partout nicht bieten mag. Pralle Brüste und Ärsche beiderlei Geschlechts, verpackt in hautenges Latex, gepiercte Brustwarzen, dazu peitschenschwingende Dominas und sogenannte Sexsklaven – kurzum eine fröhlich-harmlose Community, die sich bei heißen Rhythmen schmunzelnd den bohrenden Blicken der braven BürgerInnen aussetzt und dabei jede Menge Spaß hat.
Doch damit soll es vorbei sein, und zwar umgehend. Roger Tscheulin, Fraktionschef der Konstanzer CDU, forderte dieser Tage Oberbürgermeister Uli Burchardt auf, dem unsittlichen Treiben ein Ende zu setzen. Der stockkonservative Bedenkenträger mag nicht einsehen, dass die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) für die Veranstaltung die MS-Schwaben zur Verfügung stellt. Da drohe ein „Imageschaden“ für die BSB und das ginge rein gar nicht. Angeheizt wurde des Biedermanns Vorstoß noch durch die Vermutung, dass die seltsamen Gestalten an Bord regelmäßig, wie bei Swinger-Parties wohl üblich, übereinander herfielen und querbeet kopulieren. Hemmungslos vögeln auf einem BSB-Schiff? Dafür haben Tscheulin und seine bigotten Gesinnungsgenossen nichts übrig. Zumindest nicht offiziell.
Also nahmen sie sich ihren Parteifreund Uli Burchardt zur Brust. Dieser möge, so das Ansinnen der Christdemokraten, überprüfen lassen, ob man den Vertrag nicht kündigen könne, um Unheil von der Stadt fern zu halten. Wer gedacht hatte, der sich meist locker gebende Burchardt mit dem smarten Brillie im linken Ohr habe wenigstens Eier in der Hose, sah sich getäuscht.
Burchardt fühlt sich mehr und mehr denen verpflichtet, die ihn im Sommer 2013 ins Amt gehievt hatten und gab dem Ansinnen der Heuchler devot nach. Die BSB seien dem Tourismus verpflichtet und man würde die Möglichkeiten eines Vertragsausstiegs juristisch prüfen lassen. Wenn sich das dieses Jahr nicht machen lasse, sei aber klar, dass die BSB in Zukunft kein Schiff mehr zur Verfügung stellen werde.
Die Altvorderen der CDU können zufrieden sein: Die Kommunalwahlen stehen vor der Türe und ihr „unabhängiger“ Oberbürgermeister funktioniert als parteilicher Hampelmann ganz in ihrem Sinne. Sie werden ihn weiter am Nasenring durch die Manege ziehen.
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Autor: Holger Reile
@ Hartmut: „In der heutigen Zeit stände es der Stadt Konstanz gut zu Gesicht, sich Weltoffen und Tolerant zu präsentieren!!!“
Da steht die Stadt und der Gemeinderat eher zum weltoffenen und voller Toleranz ausgetragenen Konzilfest, welches sogar über 4 Jahre dauern wird. Weltoffen schon und mit voller Toleranz zur mittelalterlichen Ritualen wie die Verbrennung zweier Reformer. Lieber noch 600 Jahre im Mittelalter rum wühlen, als im hier und jetzt unserer Zeit 2014. Und die vielen Huren zur Zeit des Konzils waren ja auch nur „fröhlich-harmlose Community“ (Herr Rügert), oder???
Man kann zu einem „Swinger-Club“ auf der „MS Schwaben“ stehen, wie man möchte. Doch die halbherzige Intervention des Oberbürgermeisters, die BSB darum zu bitten, den Vertrag für solch eine Veranstaltung im Spätsommer wieder rückgängig zu machen, zeigt mehrere Schwachstellen von Ulrich Burchardt, die sich durch punktuelle Aufschreie wie den aktuellen gut skizzieren lassen.
Da ist einerseits die Undurchsichtigkeit der politischen Linie des OBs: Für manch einen Bürger eher gewöhnungsbedürftige Feste wie das jetzt geplante gab es schon mehrfach auf den Schiffen der BSB. Auch wenn die Stadtverwaltung hier einerseits die entsprechende „Community“ nicht diskriminieren will, andererseits aber erklärend nachschieben muss, was denn nun eigentlich verboten werden soll („kommerzielle Sex-Veranstaltungen“), zeigt sich schnell, dass Entscheidungen hier überhastet und unüberlegt getroffen, aber auch erst im Nachgang ordentlich vermittelt und gerechtfertigt werden konnten. Schwingt Burchardt nun doch den konservativen Rüffel?
Der ansonsten sich eher weltoffen und locker zeigende Sympathisant der und für die CDU, der durch süffisante und herablassende Kommentare zu manch linkem Vorschlag im Gemeinderat seine stark bürgerliche Prägung nur beizeiten offenbart, setzt seine Akzente an pikanten Stellen, ohne dabei eine stringente Linie in seinem politischen Handeln und Denken erkennbar werden zu lassen. Für Wähler und Bürger ist es schwer, Burchardt zuverlässig einzuschätzen.
Und für manchen Beobachter dürfte die Bitte an die BSB auch Defizite in den Führungsqualitäten des OBs verdeutlichen: Betont die Verwaltung in ihrer (ersten) Aussendung nachdrücklich, wonach die Schiffsbetriebe eine Tochtergesellschaft der Konstanzer Stadtwerke sind, die wiederum als Eigentum der Stadt Konstanz ja in unmittelbarem Einflussbereich des Oberbürgermeisters liegen, bleibt es doch eine Herausforderung, nachzuvollziehen, weshalb Burchardt erst auf einen Vertrag aufmerksam wird, als dieser schon geschlossen ist. In Sachen Kommunikation bedarf es für den OB, vielleicht noch Einiges aufzuholen.
Man sollte erst mal grundsätzlich zwischen dem sog. „Lack-und Lederschiff“ sowie dem „Swingerschiff“ unterscheiden! Bei einem Verbot des „Swingerschiffes“ ist zu befürchten, dass es nicht lange dauern wird, bis auch das „Lack- und Lederschiff“, weil ebenfalls „erotisch angehaucht“, verboten wird?! Und dann werden sie sich, sehr geehrter Herr Rügert, nicht mehr an Ihre Aussage vom 11.03.14 erinnern! Fakt ist wohl, dass zumindest die Teilnehmer des „Lack- und Lederschiffes“ die begeisterte, beim Boarding zusehende Bevölkerung, NICHT mit ihrem Auftritt in ihren ganz persönlichen Empfindlichkeiten, verletzen. An einem öffentlichen Badestrand sieht man sicherlich mehr barbusige Damen.
Mir ist auch bewusst, dass „diese Gäste“ als Wirtschaftsfaktor eher im unteren Bereich anzusiedeln sind, auch wenn viele Teilnehmer dieses Events, das Ganze mit einem Kurzurlaub an dem schönen Bodensee verbinden!
In der heutigen Zeit stände es der Stadt Konstanz gut zu Gesicht, sich Weltoffen und Tolerant zu präsentieren!!!
Wenn man die wahren Faktoren betrachtet, ist die ganze Aufregung eine Farce!!!
Dieses Event findet EINMAL im Jahr statt!
Die interessierte und neugierige Bevölkerung, dass sind ja nicht gerade wenige, kommt nur in den wenigen Momenten bis zum Ablegen des Schiffes, mit den Teilnehmern in Berührung!
Es gibt für Politiker jeglicher Coleur sicherlich ganz andere, viel wichtigere Dinge, für die sie sich wirklich einsetzen sollten!!!
Sex-Tourismus auf dem Bodensee? Ich bin geschockt! Vielleicht sollte man das Sündenschiff „MS Schwaben“ einfach umtaufen in: „SM-Schwaben“. Dann weiß jede(r) gleich, was Sache ist. So viel SadoMaso muss doch drin sein in den Köpfen, auch wenn sie sie gerne in schwarzen Socken verstecken. Einfach pervers, dieser Sockenfetischismus!
Ist der NZZ schon 2 Artikel wert:
http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/die-ms-schwaben-sorgt-fuer-rote-koepfe-1.18261233
http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/auf-den-wellen-der-lust-1.18261710
Das Schiff schlägt Wellen… Konstanz kommt wieder in die Schlagzeilen 😉
Gut so, dann sind wir nicht mehr unbeachtete Provinz … oder … ups, habe ich da was falsch interpretiert?
Da sieht man mal wieder wie sich die Kirche und die Politik wieder mal ins Privatleben der Menschen einmischen mit dem Vorwand des Imageschadens.
Sollte diese Veranstaltung wegfallen wird sie sicher kein großer finanzieller Verlust einstellen.
Denken sollte man aber doch dem Menschen überlassen und nicht den verängstigten Herdentieren die ihrem Futter hinterherrennen.
Man sollte sich aber auch mal umhören was die kleine Volksmenge möchte denn wir sind das Volk, oder ist das nur die Kirche und die Politiker die sagen was richtig oder falsch ist was sich gehört und was nicht.
Da wundert ihr euch dass viele aus der Kirche austreten, oder nur noch ein geringes Interesse an der Politik besteht wie man in manchen Landkreisen ja an der Wahlbeteiligung sieht.
Das Interesse an Swingerpartys und Clubs wird immer größer das zeigt die Zahl der Mitglieder.
Sehr auffällig ist dass das Publikum immer jünger wird, was mir wiederum sagt das dies die Kundschaft von morgen ist. Die durch dieses Event heute und sicher auch in Zukunft zum Bodensee kommt.
Doch bei so Einstellungen und Vorurteilen möchte ich mein Geld nicht am Bodensee ausgeben, sicher bin ich mit meiner Meinung nicht alleine, zum Glück gibt es ja noch andere See in Baden Württemberg.
Auch möchte ich nicht wissen was die Hotelbesitzer dazu sagt wenn sämtliche Zimmerreservierungen wegfallen, so wie die Restaurants und Souvenir Ladenbesitzer wo die Gäste/Kunden weg bleiben an diesen Wochenenden.
Schon mal darüber nachgedacht verehrte Moral Apostel.
Eines macht mich sehr wütend das es Menschen gibt die vorschreiben was moralisch in Ordnung ist.
Wollen uns die Politiker und die Kirche vorschreiben wo Moral anfängt und wo Moral aufhört!?!
Von Menschen die mit dem Deckmantel der Kirche und der Partei auf die schwächsten (Kinder) in unserer Gesellschaft Zugriff haben, ausgerechnet die erheben den Zeigefinger und wollen sich zum Moral Apostel erheben mit der Ausrede des Imageschadens.
Pfui Teufel sage ich da nur was für Heuchler.
Macht mal klar Schiff in eurem Verein bevor ihr andere angreift die alle volljährig sind wissen was sie tun und das aus Lust und Leidenschaft freiwillig machen was immer sie machen oder auch nicht.
Sollte das Schiff als Swinger Event nicht mehr stattfinden werde ich für mich keinen Cent ausgeben in der Region Bodensee und das nicht nur dort vor Ort sondern auch was man aller Orts vom Bodensee kaufen kann.
Glaube der Werbeslogan „Wir können alles außer Hochdeutsch“ können wir von unserer Fahne streichen.
Denn wenn wir Baden Württemberg alles können sollten wir tolerant denen gegenüber anderen sein die freiwillig mit Lust und Leidenschaft ihre freie Zeit mit dem verbringen was ihre Lebenseinstellung ist, die weder moralisch noch verwerflich ist weder in der Vergangenheit noch für die Zukunft.
Man würde sicher verstehen wenn man von Imageschaden redet, wenn die Leute auf offener Straße oder auf dem Schiff bis zur Abfahrt vor nicht eingeladenen Zuschauern kopulieren würden.
Da fragt man sich ob die selbsternannten Moral Apostel überhaupt eine Ahnung haben was auf diesen Partys passiert oder auch nicht. Aber zumindest wenn was geschieht geschieht alles freiwillig.
Der wo keine Ahnung hat sollte sich erst ein reales Bild machen, sich nicht von Medien oder vorgefertigten Meinungen beeinflussen lassen, vorschnell Vorverurteilen und dazu noch sein eigenes Kopfkino einschalten, denn das könnte vielleicht (moralisch) schmutzig werden.
Aber das ist ja alles nur meine unmoralische Imageschädigende Meinung die auch noch von einer Hexe kommt.
Die Hexe
Ich kann mich erinnern das etwa zwischen dem Jahr 2000 und 2002 in Konstanz die Eronautica stattgefunden hat. Ebenfalls eine frivole Erotikparty eines Konstanzer Veranstalters. Diese Party hat erstaunlicherweise die meiste Zeit am Pier stattgefunden. Es wurde nur für ein paar Stunden auf dem See herumgefahren. Die Veranstaltung war stets ausverkauft und hat damals auch niemand gestört! Im Gegenteil. Die begeisterten Schaulustigen standen mitten in der Nacht Spalier.
Ich denke auch das es zwar nun einen Imageschaden gibt! …aber nicht durch die Schiffe, sondern durch die absolut unnötige Diskussion! Absurderweise wurde die Diskussion nicht durch die Bevölkerung oder durch die Medien entfacht, sondern durch den Vermieter selbst. Was hat sich Herr Burchardt bei dieser Aktion wohl gedacht/erhofft??? Als Wächter der Moral mehr Stimmen? Ich glaube das Gegenteil wird der Fall sein!
Waren es nicht die gleichen Argumente, die seinerzeit fast die Imperia gekippt hätten?
Wäre die unter der Manufaktur eines Uli Burchardt womöglich auch ins Wasser gefallen?
Der Image-Schaden für die BSB bzw. die Stadt Konstanz dürfte wohl weniger durch die Durchführung der wie ursprünglich geplanten Charter-Fahrt entstehen, als vielmehr durch die aktuelle, völlig hanebüchene und absolut unnötige Diskussion über ein Verbot derselben!
Lieber Herr Dr. Rügert, es muss ja nicht jeder die Szene kennen, aber so aufgeklärt sollten Bildungsmenschen sein. Natürlich gehört auch der Lackfetisch zur etwas außergewöhnlichen Sexszene, die eher erheitert. Legalisiert sind die „Swinger“ allemal. Die Zeiten haben sich immer mehr liberalisiert, also, wem sollte diese Gruppierung noch stören. Im individuellen Kopfkino „der schwarzen Socken“ liegt die eigentliche Sünde.
Es geht hier nicht um die „fröhlich-harmlose Community“ des „Lack- und Lederschiffes“. Dieses fährt seit 1997 und steht wie andere Party-Schiffe nicht zur Disposition. Vielmehr geht es um kommerzielle Sex-Veranstaltungen, für die die Schiffe der BSB nicht zur Verfügung gestellt werden sollen.
Mehr Infos: http://www.konstanz.de/rathaus/medienportal/mitteilungen/06202/index.html
Walter Rügert
Stadt Konstanz, Pressereferent
Ein wenig Putin steckt eben in jedem…
So viel zu Offenheit und Aufgeschlossenheit…
Die sexuelle Neigung eines Jeden ist Privatsache. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich um Hetero- oder Homosexualität handelt. Auch Sado-Masochismus ist eine Neigung in dem Sinne. Der Staat, das heißt auch die Stadt Konstanz hat sich hier herauszuhalten und nicht ‚erzieherisch‘ zu wirken. Aber nein, unsere konservativen Kollegen wollen ja gar niemanden ändern, nur die ach so bedrohte BSB vor Imageschaden bewahren. Der drohte ja die letzten Jahre auch schon… und das hat das Geschäft ja so beeinflusst…