Wunderbar geheuchelt, Herr Lutz
„Mit den Hassreden auf der letzten Pegida-Demonstration ist die Grenze des Erträglichen erreicht“, kommentierte Südkurier-Chefredakteur Stefan Lutz vergangenen Mittwoch. Nun sei jeder Einzelne gefordert, gegen rechtsradikale Hetze und Propaganda Stellung zu beziehen, so Lutz weiter. Gut gebrüllt, Kollege Lutz, aber wie wäre es denn, erstmal vor der eigenen Haustüre zu kehren?
Der Chefredakteur der örtlichen Tageszeitung ist höchst aufgebracht und beklagt „die offene Hetze“ gegen Politiker, geißelt die „Kaltschnäuzigkeit“, mit der die „Rattenfänger von Pegida“ versuchten, „Stimmung in unserem Land“ zu machen. Damit, so Lutz, sei „die Grenze des Erträglichen ausgereizt“. Weiter meint er: „Pegida versteckt sich hinter der freien Meinungsäußerung und missbraucht sie schamlos“.
Recht hat er, aber sein Furor gegen die braunen Dumpfbacken kommt recht schräg daher und schon gar nicht glaubwürdig. Lutz hat sich wohl an der Bild-Zeitung orientiert, die kürzlich auf zwei Seiten Hassmails aus dem Netz abdruckte und damit versuchte, sich als aufrechte Kämpferin gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aufzuplustern. War und ist das Boulevardblatt doch dafür bekannt, seit Jahrzehnten des Volkes dumpfeste Stimmen zu transportieren. Mag sein, dass das Bild-Gen sich bei Lutz gehalten hat, startete er doch seine Karriere bei der Axel Springer-Journalistenschule und war später Lokalchef bei Bild Hamburg.
Ihm dürfte auch nicht entgangen sein, dass die Kommentare auf den Online-Seiten des Südkurier seit Monaten die Grenzen des Erträglichen Tag für Tag sprengen und mit freier Meinungsäußerung rein gar nichts gemein haben. Geht es um die Flüchtlingsfrage, darf sich der braune Ungeist hemmungslos austoben. Von „Sozialtouristen“ war und ist dort die Rede, die „uns eh nur berauben“, von einer „Umvolkung“ wird gefaselt, von „Invasoren“ und „Kulturbereicherern“, deren Anwesenheit die Immobilienpreise fallen lässt, der „Hollocaust (!) am deutschen Volk“ wird befürchtet, Links auf rechtsextreme Seiten wurden frei geschaltet – kurzum: Die von Stefan Lutz als Rattenfänger bezeichneten Hassprediger haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, beim Südkurier fast immer freie Bahn und sie lassen keine Gelegenheit aus, ihren geistigen Müll zu platzieren. Lutz hätte allen Grund und auch die Möglichkeit, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Tut er aber nicht und so muss er sich den Vorwurf der Heuchelei gefallen lassen.
Die ehrbar arbeitenden KollegInnen aus der Printabteilung haben anscheinend nicht den Mut und den Charakter, dagegen anzugehen. Lieber ducken sie sich, Protest gegen die Online-Gepflogenheiten ihres Arbeitgebers könnte ja zu Nachteilen am Arbeitsplatz führen oder erhoffte Aufstiegschancen im Verlag behindern. Denn die Auflage der Zeitung sinkt weiterhin und die Verantwortlichen in Augsburg denken erneut an massive Einsparungen. Wer sich in diesen Zeiten allzu weit aus dem Fenster lehnt, dem dürfte ein eisiger Wind entgehen wehen. So frisst die Angst mehr und mehr Seelen auf und das Prinzip der drei Affen ersetzt den aufrechten Gang.
Holger Reile
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Der Artikel ist gut!
Ich habe soeben wieder eine Absage vom Südkurier zu meinem Vorschlag einer ergebnisoffenen Diskussion der Windkraftanlagen im Hegau bekommen. Aussage des Südkuriers: Es ist doch alles gesagt!
Stattdessen hofiert der Südkurier weiter die Solarcomplex AG und damit verbundene Unternehmen und Genossenschaften und macht weiter Werbung für unsinnige (weil unwirtschaftliche) Windkraftanlagen in Eigeltingen und Steißlingen. Und das zu Lasten der Bürger!
Leserbriefe werden nicht veröffentlicht und die mündliche Zusage, daß es eine Sonderseite zur Windkraft geben wird, hat man auch nicht eingehalten. Spricht man den Redakteur darauf an, dann bekommt man keine Antworten! Wer Interesse am Beziehungsgeflecht der Windkraftbefürworter hat, dem kann ich gerne ein Chart zuschicken.
Südkurier als Förderer der Politikverdrossenheit!