Billig statt gut – das Prinzip der Giftmülldeponien
Im Jahr 1998 wurde gegen den heftigen Protest französischer Umweltschützer und des BUND die größte und „sicherste“ französische Giftmülldeponie Stocamine im elsässischen Wittelsheim in Betrieb genommen. Damalige Warnungen vor Billiglösungen, vor möglichen Wassereinbrüchen und Bränden, wurden nicht ernst genommen, denn laut Betriebsleitung sollten ja nur absolut unbrennbare Gifte, für Jahrtausende sicher, eingelagert werden.
Im September 2002 bemerkten die Bergleute der benachbarten Kaligrube giftigen Rauch. Sie verließen das Bergwerk, das dann auch geschlossen werden musste, denn das „Unmögliche“ war eingetreten: Der laut Werksleitung „absolut nicht brennbare Giftmüll“ in der benachbarten Deponie brannte über Wochen. Der BUND schenkte der Stocamine daraufhin in einer symbolischen Aktion einen Rauchmelder, denn solche Sicherheitsvorkehrungen waren in der größten Giftmüllgrube Frankreichs nicht vorgesehen.
Jetzt geht es um die zentrale Frage, was mit der beschädigten Deponie und dem Giftmüll (ca. 44.000 Tonnen, darunter Zyanid, Asbest, Arsen, sowie chrom- und quecksilberhaltige Substanzen) geschehen soll. Die Betreiberfirma Stocamine und ihr Hauptaktionär, die elsässischen Kalibergwerke, bevorzugen, wie zu erwarten, erneut eine „Billiglösung“. Sie wollen die Stollen einfach mit Beton verschließen.
Eine langfristig sicherere Lösung wäre es, den Giftmüll wieder auszugraben und ordnungsgemäß zu entsorgen. Giftmüll „billig zu entsorgen“, dieser Wunsch der Industrie, dem die Stocamine einfach folgte, kommt die französischen SteuerzahlerInnen so oder so teuer zu stehen. Vor dem Handeln braucht es vor allem eine genaue Analyse und mehr Transparenz, die bisher nicht gegeben war. Mit „Sparen am falschen Platz“, mit unverantwortlichem Leichtsinn und mangelnder Kontrolle wurden der Brand und der sich verschlechternde Zustand der Stollen herbeigeführt.
Wenn jetzt wieder an der falschen Stelle gespart wird, dann werden die Kosten einfach nur (passend zum heutigen Schuldenstaat) in die Zukunft geschoben…
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und französische Umweltverbände wollen eine tatsächlich zukunftsfähige „enkelverträgliche“ Lösung und keine langfristig teure Verlagerung der Probleme in die Zukunft.
Der interne Bericht der elsässischen Umweltbehörde zum Thema Stocamine sollte unbedingt ins Deutsche übersetzt werden, denn es ist höchste Zeit, dass sich die grenzüberschreitenden Gremien endlich intensiv mit diesem wichtigen umweltpolitischen Regionalthema befassen. Der BUND wird diesen Wunsch nach der Übersetzung und mehr Informationen auch an das Regierungspräsidium stellen.
Autor: Axel Mayer / BUND