Biopalmöl: Vertreibung für deutsche Bioprodukte
Was kaum einer weiß, der bei „Rapunzel“ oder „Alnatura“ auch in Konstanz seinen Einkauf tätigt: Palmöl steckt heutzutage in etwa jedem zehnten Supermarktprodukt. Auch die Biobranche mischt kräftig mit beim Run nach dem exotischen Öl aus dem Regenwald.
Biopalmöl ist in 600 verschiedenen Produkten von praktisch allen namhaften Bioherstellern enthalten: Beispielsweise im Crunchy-Müsli von Allos, Samba Brotaufstrich von Rapunzel, Rahmspinat von Alnatura – oder den Kosmetikartikeln von The Body Shop. Doch woher all das Biopalmöl stammt, darüber finden sich auf den Verpackungen keinerlei Angaben.
Rettet den Regenwald fragte im März 2009 nach und schrieb zahlreiche Hersteller an. Von Transparenz war wenig zu spüren. Viele Biofirmen haben gar nicht reagiert oder nur allgemeine nichtssagende Antworten geschickt. Ein Hersteller behauptete sogar, das Palmöl käme aus den Niederlanden, als ob Ölpalmen hinter Nordseedeichen wachsen würden. Allos, Alnatura, Rapunzel und The Body Shop nannten – nach zum Teil einigen Wochen interner Nachfragen – den Hersteller: Die Daabon-Gruppe aus Kolumbien.
Daabon wirbt gleich mit 11 Ökosiegeln und zufriedenen Kleinbauern, von denen ein Teil des Palmöls stammen soll. Doch nach Recherchen von Rettet den Regenwald ist es bei Daabon mit Ökologie und sozialer Verantwortung nicht weit her. 5.350 Hektar Bioölpalm-Monokulturen nennt die Gruppe bereits ihr eigen und expandiert immer weiter. Im Juli 2009 ließ Daabon in Las Pavas 123 Kleinbauernfamilien gewaltsam von deren Feldern vertreiben, um dort neue Ölpalmplantagen anzulegen.
Die industriellen Monokulturen entsprechen nicht der „ökologischen Landwirtschaft”, mit der die Biohersteller auf den Verpackungen werben. Dazu gehören auch enormer Wasserverbrauch für die Plantagen, katastrophale Palmölunfälle im karibischen Meer, die illegale Rodung geschützter Ufervegetation und der Bau der größten Palmöl-Dieselraffinerie Lateinamerikas (100.000 Tonnen). Daneben erhielt Daabon 450.000 Euro aus dem staatlichen Entwicklungsfond Agro Ingreso Seguro für Kleinbauern, was einen politischen Skandal im Land auslöste.
Obwohl die Probleme schon seit langem öffentlich bekannt sind und Rettet den Regenwald einige der Hersteller per ausführlichem Schreiben darauf hingewiesen hat, haben die deutschen Kunden von Daabon, Allos, Alnatura und Rapunzel bisher keinerlei Konsequenzen gezogen und verstecken sich hinter den 11 Biosiegeln von Daabon. Sie behaupten, auf das Palmöl nicht verzichten zu können, weil es für die „Cremigkeit” und das „Mundgefühl” ihrer Produkte verantwortlich sei, so Rapunzel.
Rettet den Regenwald befürwortet ausdrücklich Biolandbau als Alternative zu Chemie und Gentechnik. Doch die Firmen haben Verantwortung für die Umwelt und Menschen vor Ort. Schreiben Sie an die Biohersteller und bitten Sie darum, deren Produkte auf heimische Pflanzenöle umzustellen und sich für eine rasche Rückkehr der vertriebenen Kleinbauern auf ihr Land einzusetzen.
Foto: Die Bauern protestieren gegen die Vertreibung und Rodungen durch Daabon
AutorIn: PM/“Rettet den Regenwald“