Entscheidung im Regionalverband: Die Grünen verabschieden sich aus der Windenergie-Nutzung
Sechs Jahre hat der Regionalverband Hochrhein-Bodensee (RVHB) geplant, um vergangene Woche den Teilregionalplan zur Windenergienutzung für die drei Landkreise Konstanz, Lörrach und Waldshut zu beschließen. Theoretisch gibt es in der Region rund 31 000 ha, die für die umweltfreundliche Gewinnung von Windenergie geeignet wären. Davon hat der Regionalverband jetzt 490 ha an sieben Standorten (fünf im Landkreis Lörrach, null im Landkreis Waldshut und zwei im Landkreis Konstanz) heraus gefiltert, auf denen nach Entscheidung des RVHB der Bau von Windenergieanlagen (WEAs) vorstellbar sei.
Bei nur drei Gegenstimmen (Birgit Brachat-Winder, Rainer Luick, beide GRÜNE, und Marco Radojevic, DIE LINKE) wurde der neue Teilregionalplan Wind verabschiedet. Als mutig und zukunftsweisend bezeichnet die Verbandsvorsitzende Marion Dammann, Landrätin aus Lörrach und Vorsitzende des Regionalverbandes, dieses Ergebnis und als einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.
Sowohl die Verbandsvorsitzende als auch Redebeiträge aus Fraktionen äußerten in ihren Stellungnahmen zum Beschluss, dass diese doch geringe Potentialfläche nicht weiter tragisch sei, da man hier in der Region die Energiewende problemlos auch mit einer verstärkten Nutzung von Energie aus Wasser und Sonne gestalten könne und dies sogar wünschenswerter sei. Bemerkenswert ist, dass gerade der sonnenreiche Landkreis Lörrach, dem Frau Dammann vorsteht, mit lediglich 62 Megawatt installierter Leistung mit weitem Abstand Schlusslicht bei der Nutzung von solarer Energie in Baden-Württemberg ist.
Kehrtwende der Grünen
Während die klar ablehnenden Positionen für eine Nutzung der Windenergie in den drei Landkreisen bei den Verbandsvertretern von CDU, Freien Wählern, SPD und FDP erwartbar war, kommt die Zustimmung zum mageren Ergebnis des Teilregionalplans Wind der Fraktion der GRÜNEN doch überraschend. Diese stellte sich in ihrem Statement, vorgetragen vom Fraktionssprecher Lüder Rosenhagen aus Bad Säckingen, klar hinter das Planungsergebnis und attestierte hervorragende Arbeit, die der Planungsausschuss des Regionalverbandes geleistet habe. Rosenhagen widersprach auch vehement der Kritik, die von seinem Fraktionskollegen Prof. Dr. Rainer Luick (auch Mitglied des Kreistages Konstanz) vorgetragen wurde, dass mit diesem Beschluss im Grunde das Ende und der Gestaltungsunwille für einen sinnvollen regionalen Beitrag für eine zukunftsfähige und nachhaltige Energiewirtschaft im Südwesten beschlossen werde. „Das sei eine Einzelmeinung, die von der Fraktion so nicht vertreten wird“, lautet der Platzverweis von Lüder Rosenhagen stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen.
Verwundert muss festgestellt werden, dass sich die regionalen GRÜNEN mittlerweile einer notwendigen und möglichen, sinnvollen Nutzung der wichtigsten Form an erneuerbaren Energien, der Windenergie, anscheinend weitgehend verschließen. War diese Partei nicht 2011 mit Regierungsverantwortung angetreten, um die Energiewende auch im Südwesten kraftvoll voranzubringen und zu gestalten? Zumindest hier in der Region scheint bei den GRÜNEN nur noch ein sehr laues Windchen zu wehen und Grundsätze aus der Vergangenheit scheinen ihre Bedeutung verloren zu haben.
Der negative Bescheid des Regionalverbandes zur Windenergienutzung hat auch fatale Auswirkungen in einem anderen Planungssektor: Denn neben den Regionalverbänden können in Baden-Württemberg auch die Kommunen über die Aufstellung von Flächennutzungsplänen Standorte für einzelne WEAs ausweisen, theoretisch. Mit dem Rückenwind einer Ablehnungskultur wird es in den Kommunen vermutlich kaum noch Eigeninitiative in diesem Sektor geben. So haben z.B. im Landkreis Konstanz zwar alle Verwaltungsgemeinschaften Ende 2012, Anfang 2013 die Aufstellungsbeschlüsse für Flächennutzungspläne zur Windkraft getroffen, doch der aktuelle Status ist, dass es nach mittlerweile mehr als vier Jahren in keinem einzigen Planungsverband einen entsprechenden Flächennutzungsplan gibt.
17 Jahre Energiewende an Hochrhein und Bodensee – und heute?
In Baden-Württemberg werden 12,9% (Status 12/2016) des Energiebedarfs über alle Formen der erneuerbaren Energieträger produziert. Mit diesem geringen Wert belegt unser Musterländle nach mittlerweile 17 Jahren Energiewende bundesweit gesehen im Vergleich der Flächenländer vor dem Saarland einen der letzten Plätze. Noch weniger Anteile mit kaum 10% hat die Region Hochrhein-Bodensee und liegt damit im baden-württembergischen Ranking auf den hinteren Rängen. Ohne Berücksichtigung der kreisfreien Städte rangiert der Landkreis Konstanz noch deutlicher unter dem Landesdurchschnitt, denn hier gibt es weder nennenswert nutzbare Wasserkraft und erst seit wenigen Tagen die ersten Windenergieanlagen am Standort Verenafohren in Tengen-Wiechs (s. Fotos). Diese werden – so der Wille des RVHB – auch auf lange Zeit die einzigen im Landkreis Konstanz bleiben.
Die bei der Sitzung des RVHB in Konstanz von den Vertretern vorgetragenen Positionen zur Energiewende offenbaren schonungslos, wie naiv und wissenslos sich die gewählten Volksvertreter bei der dringend notwendigen Gestaltung einer neuen Energiewirtschaft positionieren. So fordert der auch im Regionalverband sitzende FDP-Landtagsabgeordnete Jürgen Keck, dass eine verstärkte Nutzung der Wasserkraft die Windenergie überflüssig werden lasse.
Staudämme im Ländle?
Die Realität und die tatsächlichen Potentiale sehen aber ganz anders aus: Energie aus Wasserkraft hat nach Darstellung des Umweltministeriums aus dem April 2017 einen Anteil von 1,2% an unserem Energiekonsum. Detaillierte Untersuchungen zeigen außerdem, dass die sinnvoll nutzbaren Potentiale von Wasserkraft im Land bereits zu 95% ausgeschöpft sind. Theoretisch könnte man im Bereich des RVHB in den Schluchten der Wutach, Alb und Wehra tatsächlich noch Staudämme errichten. Und vielleicht denken Dammann und Keck auch, dass für die dazu notwendigen Absiedlungen, inklusive der Aufgabe des Naturschutzgebietes Wutachschlucht, problemlos politische Mehrheiten organisiert werden können. Immerhin würden sich damit weitere 0,2% der Energiewende realisieren lassen.
Aus ökologischer und erst recht aus ökonomischer Sicht macht es wenig Sinn, dass an den wasserwirtschaftlich noch nicht genutzten kleinen Fließgewässern Strom für einige wenige Haushalte produziert wird. Hinzu kommt, dass diese mit der zunehmenden Erwärmung und den längeren Trockenperioden in den Sommermonaten immer weniger Wasser führen und damit nur unbeständig und über lange Zeiträume sogar ganz ausfallend, Strom produzieren, dies wird in Zukunft auch ein massives Problem für die großen Wasserkraftwerke am Rhein werden.
Die wundersame Schrumpfung von 31 000 auf 490 ha Eignungsfläche
Wie war es überhaupt möglich, dass die windhöffigen Gebiete von 31 000 auf 490 ha schrumpfen konnten? Mit viel planungsrechtlichem Pathos und begründet durch vorhandene Restriktionen wurde mitgeteilt, dass man gezwungen war, sich auf diese wenigen Standorte zu beschränken. „Daran ist allein das vom GRÜNEN Minister Franz Untersteller geführte Umweltministerium schuld“, so Manfred Jüppner (CDU). Doch im Grunde verbirgt sich hinter diesen „Zwängen“ die politisch gewollte Ablehnungskultur in der Region gegen die Nutzung einer sinnvollen und vor allem regional verfügbaren Energiequelle.
Nach dem Motto: Abschalten der Schweizer Atomanlagen ja, und natürlich halten wir auch eine Energiewende für notwendig, doch die konkrete Gestaltung hier in der Region mit der Nutzung von Windenergie würde keinen Sinn machen. So wurden Ausschlussoptionen, die sich aus bestimmten Gebietskategorien ergeben (z. B. Naturschutz- und EU-NATURA 2000 Schutzgebiete) und auch weiche Faktoren wie Erholungs- und Ästhetikwirkungen bis an das Maximum des Interpretierbaren bemüht.
Der Rotmilan als Ablehnungsgrund
Man gewinnt den Eindruck, dass jede Grillhütte und jeder Hochsitz durch Abstandsregelungen von Windenergieanlagen geschützt werden müssen. Und dann das Faktum des überall brütenden Rotmilans: Kaum einer der Windenergiekritiker hätte vermutlich diesen schönen Greif noch vor wenigen Jahren am Himmel bestimmen oder dessen konkrete Lebensraumbedürfnisse beschreiben können, aber als gesetzlich möglicher Ablehnungsgrund für eine Windenergieanlage ist der Rotmilan zu einer der bekanntesten Vogelarten in Baden-Württemberg aufgestiegen. „Wer hat noch einen Rotmilan gesehen, um einen möglichen Windpark auf unserer Gemarkung zu verhindern“, heißt die Devise.
Dass an großen Windkraftanlagen (WEAs) vor allem Greifvögel tödlich verletzt werden können, ist unbestritten. Gleichzeitig zeigen aber Studien zum Vorkommen des Rotmilans in Rheinland-Pfalz und in Brandenburg, Ländern mit schon sehr hohen Zahlen an WEAs, dass sich der Rotmilan dort sogar ausbreitet und sich die Bestandszahlen erhöhen. Es gibt wohl Lerneffekte bei diesen intelligenten Greifen, und der Rotmilan ist anscheinend auch ein Profiteur vom Klimawandel, denn die milderen Winter garantieren bessere Beute bei den Mäusen, der für ihn wichtigsten Nahrungsquelle. Und es kann als bewiesen gelten, dass die drastischen Rückgänge, die es bei vielen Kleinvogelarten und vor allem bei Fledermäusen gibt, vor allem auf die Folgen intensivster Landwirtschaft und dem damit verbunden Verlust von 80 bis 90% an Insektenbiomasse zurückgeht. Windenergieanlagen haben einen zu vernachlässigenden Anteil an diesen Rückgangszahlen.
An sieben Standorten sind jetzt noch WEAs in der Region möglich und auch dazu gab es Stimmen von den Vertretern im Regionalverband, dass dies noch zu viel seien. Und in der Tat wird die konkrete Umsetzung zeigen, dass es vermutlich nur an vier Standorten WEAs geben wird, dazu zählen die bereits erwähnten drei Windräder von Verenafohren und drei Standorte im Landkreis Lörrach; dazu gehört auch der kleine Windpark am Rohrenkopf bei Schofpheim-Gersbach mit fünf WEAs, der vor kurzem in Betrieb ging.
10% des Stroms aus heimischer Windkraft ist damit unerreichbar
Bleibt es beim bisherigen Energiekonsum, müssen zwischen Hochrhein und Bodensee noch 87% unseres Energiebedarfs in den kommenden Jahrzehnten durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden, wenn die Region ihren Verpflichtungsanteil zur Umsetzung des Klimavertrages von Paris verantwortlich übernimmt. Doch der Schwung ist raus und im Augenblick sieht es nicht danach aus, dass sich an diesem geringen Gestaltungswillen bald etwas ändern wird. So ist auch das Ziel der Landesregierung, bis 2020 mindestens 10% des Stroms aus heimischer Windkraft zu decken, schon jetzt unerreichbar.
Und auch in anderen für die Energiewende entscheidenden Sektoren, einem effizienteren und sparsameren Umgang mit Energie, gibt es weder vom Regionalverband und schon gar nicht von den beteiligten Landkreisen getragene Strategien. So zeigen die Energiekenndaten zum Verbrauch in der Region keine Bewegungen – dieser nimmt in manchen Sektoren, wie im Verkehrsbereich, sogar zu. Man könnte auch zynisch konstatieren: Die Energiewende haben andere beschlossen, sollen die sich doch auch um die Umsetzung kümmern und die Rechnungen für die Folgen des Klimawandels, für Hagel, Überschwemmungen oder frühe Forstschäden in den Obst- und Weinkulturen bezahlen – dafür gibt es Versicherungspolicen oder wir fordern von den Politikern ganz einfach welche.
Fritz Murr
HTWG KOMPETENZZENTRUM ENERGIEWENDE (2016): Monitor Energiewende im Landkreis Konstanz, http://www.energiewende.htwg-konstanz.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1501661866&hash=e9c670c79e781e3425ce4b7337fb1d61f2e81e9a&file=fileadmin/media/iqf_ew/downloads/Dokumente/Monitor_2016_v1.2_web.pdf
UMMWELTMINISTERIUM BADEN-WÜRTTEMBERG (2015): Jahresbericht Erneuerbare Energien 2015, https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/Erneuerbare_Energien_2015.pdf
UMWELTMINISTERIUM BADEN-WÜRTTEMBERG (2016): Erneuerbare Energien 2016, https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Energie/Erneuerbare_Energien_2016_erste_Abschaetzung.pdf
Lieber Genosse Roland, auch Geothermie kann negative Umweltauswirkungen haben. Sieh Staufen im Breisgau. Nichtsdestotrotz sind die Argumente gegen Windkraft die Argumente der Atomlobby, dann noch zum Schutz der Milane, lächerlich: Hier eine kluge Stellungnahme des BUND-Geschäftsführers von Freiburg : https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/332/asbest-und-vogeltod-4535.html
Im neuen Regionalplan Bodensee-Oberschwaben, der spätestens Anfang kommenden Jahres in die öffentliche Diskussion gegeben werden soll, wird zum Glück die gleiche Linie verfolgt und der unsinnigen Zerstörung unserer wertvollen Landschaft Einhalt geboten.
Es gibt andere Möglichkeiten.
In Überlingen habe ich als Stadtrat soeben ein 20 Mio EUR teures Sportzentrum mit beschlossen, das mit Geothermie betrieben werden soll. Perspektivisch auch unser Gymnasium.
Die Windkraft onshore war ein Irrweg.
Roland Biniossek
Stadt- und Kreisrat DIE LINKE
Sehr geehrte Herren,
ich muss mich schon über den Verlauf der Diskussion verwundern. Uns zu unterstellen wir würden gegen die Energiewende arbeiten hat schon etwas von Ignoranz und dies sollte Herr Bene Müller wissen mit dem ich auf etlichen Veranstaltungen vor Jahren für Bioenergiedörfer geworben habe. Mein Vorbild war das genossenschaftlich geführte und zahlreich ausgezeichnete Bioenergiedorf Jühnde.
http://www.bioenergiedorf.de/gemeinschaft/genossenschaft.html
Es gibt jedoch auch Naturschutzrechte. Das mag den einen oder anderen stören wie z.B. einer profitorientierten Aktiengesellschaft, weil man nicht alles überall machen darf. Für die gewählten Vertreter im Regionalverband sollte es jedoch selbstverständlich sein, dass gesetzliche Rahmenbedingungen auch entsprechend in den Beschlüssen Berücksichtigung finden.
Der Rotmilan steht, weil potentiell gefährdet, unter europäischem Naturschutz. Mit die größten Bestände dieser Art gibt es in Baden-Württemberg und innerhalb des Landes am Hochrhein. Daher haben das Land und insbesondere der Hochrhein einen besonderen Schutzauftrag, damit sich der Bestand dieser Art wieder erholen kann. Dazu braucht es, wie am Hochrhein vorhanden, genügend große Populationen mit einem breiten Genpool, die nicht bei der ersten Epidemie zum Totalausfall führen.
Sollten nun einige Herren der Meinung sein man hätte dies in den Beschlüssen ignorieren sollen und mehr Vorrangflächen ausweisen, möchte ich mir nicht die Vorwürfe dieser Personen vorstellen die sie vorgebracht hätten falls sie ein Projekt geplant und beworben hätte, welches infolge einer Klage wieder von den Gerichten kassiert worden wäre.
Auch der Hinweis, man hätte sich enthalten können zieht nicht. Es war uns wichtig wenigsten die Gebiete auszuweisen die rechtlich möglich sind. Denen habe wir ausdrücklich zugestimmt und nicht durch eine Enthaltung signalisiert es wäre uns egal ob diese Gebiete Vorranggebiete werden oder nicht.
Ruth Cremer-Ricken (Mitglied im Regionalverband)
Leider ist es so, dass die zwingenden ökologischen Notwendigkeiten parteitaktischen Erwägungen geopfert werden, da machen die Grünen leider keinen Unterschied mehr zu den anderen bürgerlichen Parteien. Ihr Verhalten im Abgaskandal hat ebenfalls ein Gschmäckle. Die Zeche zahlen unsere Kinder und kommende Generationen. Mir ist es lieber, Solarcomplex treibt Projekte der Energiewende voran, die eine bescheidene Rendite abwerfen, als dass FDP-like Kernkraftwerke und Kohlkraftwerke, also die eigentlichen und richtigen Dreckschleudern, nie vom Netz genommen werden und so den Gewinn großer Konzerne maximieren helfen. Ich kann Bene Müller und Hansjörg Reichert nur uneingeschränkt zustimmen. Als Steuerberater habe ich leider noch keine Aktien bei Solarcomplex!
@Günter Beyer-Köhler
Sehr geehrter Herr Beyer-Köhler,
wir kennen uns nicht. Auch wenn Ihre Ausführungen um die Darlegung innerfraktioneller Differenzen der GRÜNEN im RVHB viel Raum einnehmen, sind diese aber nicht mein Thema. Der eigentliche Knackpunkt ist doch, was die ausdrückliche Zustimmung zu einem Beschluss bedeutet, bei dem gerade mal die genannte 490 ha windhöffige Eignungsfläche übrig bleibt? Wer sich damit zufrieden gibt, hat sich doch aus der Energiewende verabschiedet! Und die absolute Schutzwürdigkeit des Roten Milans – so viel Schutz genießen nicht einmal die Menschen gegenüber den Interessen von Flughafenbetreibern – dient dafür als Vorwand. Die Entscheidung des RV ist dabei auch nur ein Baustein in der Politik der GRÜNEN. So wie die baden-württembergischen GRÜNEN dabei sind, das Monopol der großen Autohersteller erhalten zu wollen, so verhindern sie hier eine Dezentralisierung der Energieversorgung und zementieren damit die Marktmacht der großen Netzbetreiber.
Was Ihre „Schluss“-Folgerung betrifft: Bei einer Abstimmung gibt es immer drei Möglichkeiten, nämlich neben Zustimmung oder Ablehnung auch noch die Enthaltung. Aber das Argument, man habe, weil nach Faktenlage alternativlos, eben dem jetzt verabschiedeten Teilregionalplan zur Windenergienutzung zustimmen müssen, um wenigstens das eine Prozent an Möglichkeiten zu retten, aber an der „Haltung“ weiter für die Windenergie zu streiten, habe sich nichts geändert, ist für die Außenwahrnehmung ohne Belang. Vor allem aber nützt es den von solchen Entscheidungen Betroffenen reichlich garnichts. Eine Zustimmung bedeutet eben auch das Mittragen-Wollen z. B. der Milan-Politik. Die Taktik, „wir stimmen mit der Mehrheit, um gewählt zu werden, aber dann …“, ist allzu leicht durchschaubar. Beschlüssen oder Verträgen, mit denen die Gestaltungsmöglichkeiten abgeschafft werden, zuzustimmen, vorgeblich um weiter mitgestalten zu können, halte ich nicht für sinnvoll und unterstützenswert. Hier muss man sich entscheiden: Energie-Wende oder Wende-GRÜNE.
Und als Tipp für alle, die sich dafür interessieren, wie es um die Energiewende bundesweit steht, denen sei die am 3. August im ZDF ausgestrahlte Sendung „Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Wie realistisch ist die Energiewende?“ empfohlen, auf der Mediathek: https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/videos/zwischen-wunsch-und-wirklichkeit-100.html
Fritz Murr
Entscheidung im Regionalverband: „Die Grünen verabschieden sich aus der Windenergie-Nutzung“
Lieber Herr „Fritz Murr“,
leider kenne ich Sie nicht persönlich oder doch…?
Zu Ihren Artikel möchte ich ein paar Dinge sagen und Ihren Darlegungen über der grünen Regionalverbandfraktion entgegentreten.
Mitnichten hat sich die grüne Regionalverbandsfraktion von der Nutzung der Windkraft in der Region verabschiedet, wer das behauptet, erzählt blanken Unsinn.
Die grüne Regionalverbandsfraktion ist ob der Möglichkeiten im Portfolio der regenerativen Energien, sich der wichtigen Rolle der Windkraft bewusst und hat und wird diese Energiegewinnungsart weiter vorantreiben.
Auch die grüne Regionalverbandsfraktion muss Fakten zur Kenntnis nehmen. Fakt ist, dass der Verbreitungsplan des roten Milan, ein klares Windradausschlusskriterium ist und sich fast lückenlos über das Gebiet unseres Regionalverbandes zieht. Fakt ist auch, das dieser Plan fast am Schluss der getanen Arbeit von 6 Jahren im Regionalverband uns zur Kenntnis gebracht wurde.
Zum Ablauf in der oben genannten Verbandssitzung:
Prof. Dr. Rainer Luick hat sich in seiner Rede mit einer nicht abgesprochenen Fundamentalkritik an der Arbeit des Regionalverbandes im Bezug auf den Teilregionalplan Wind geäußert. Unser Fraktionsvorsitzender Lüder Rosenhagen hat nicht die Kritik von Rainer Luick an dem Ergebnis des Teilregionalwind beanstandet, sondern die persönliche Ansprache an das Gremium in einer Art, die wir so nicht mittragen konnten.
Es wäre schön und vor allem konstruktiv gewesen, wenn Prof. Dr. Rainer Luick vorher bei unserer Fraktionssitzung teilgenommen hätte und uns seinen Redebeitrag mitgeteilt hätte. Hier ist mitzuteilen, dass wir im Regionalverband, insbesondere wir Grünen, jahrelang um eine größtmögliche Ausweisung von Vorranggebieten für Windanlagen gestritten haben. Wir hatten über die Jahre größtmöglichen „Gegenwind“ von CDU, FW, Teilen der SPD und fundamental von der FDP, die allesamt mit weichen Ausschlusskriterien die Vorranggebiete torpedierten, und von Links war ziemlich nichts zu hören.
Krönung der ganzen Arbeit war aber die Regiearbeit im Land Baden-Württemberg, als nach Ablauf der langjährigen intensiven Arbeit im Regionalverband, gegen Ende der Erstellung des Windatlases das Vorkommen-Gutachten des Roten Milan novelliert und veröffentlicht wurde. Das war dann, wegen der Schutzwürdigkeit des Milans und der flächenmäßigen Verbreitung in unserer Region, erst mal zum größten Teil das Aus des Windkraftausbaus in unserer Region.
Unser Fraktionsvorsitzender Lüder Rosenhagen hat sich in seiner Kritik und Distanzierung von Rainer Luicks Redebeitrag, nicht wie im SK Bericht und von Ihnen, Hr. Fritz Murr, kolportiert wird, den Aussagen Von Herrn Keck (FDP) oder Frau Vorsitzenden Damann (FW) und deren Auffassungen angeschlossen, sondern dem Rundumschlag von Rainer Luick an das Gremium inklusive unserer grünen Fraktionsarbeit im Regionalausschuss entgegen gestellt, (wir alle im Ausschuss seien mehr oder weniger schuld, dass die Windenergie in unserer Region nicht genutzt werden kann). Lüder Rosenhagen hat jahrelang vor allen mit unserer damaligen Kollegin Heike Hauk für das Thema Wind gestritten und daran hat sich nichts geändert.
Und zum Schluss:
Hätten wir Grünen dann das Ergebnis des Teilregionalplan Wind, ist es auch nur Ergebnis 1 Prozent des untersuchten Gebietes, mit einer sicherlich nachvollziehbaren Kritik und Begründung abgelehnt, hätten der Südkurier oder Sie lieber, Herr Murr dann mit 100 Prozent Sicherheit geschrieben, Grüne seien gegen Windkraft. – welch Aussichten-welch Berichterstattung – ,
Herzliche Grüße
Günter Beyer-Köhler (stellv. Fraktionsvorsitz Grüne im Regionalverband)
Herr Keller, werden Sie solarcomplex-Aktionaer. Dann koennen Sie bei der Hauptversammlung feststellen, von was und in welcher Hoehe solarcomplex profitiert.
Könnte es sein, dass die zahlen die Sache anders sehen als die, die profitieren (=Solacomplex)?
Die Fakten hat Bene Müller genannt. Die Presse in der Region informiert durchgängig faktenreich, allein die Politik stellt sich taub und tut so, als kenne sie diese Fakten nicht. Es geht ja nicht um die „Wahl“ + 2 Gard oder 2,2 Grad, sondern + 2 oder 8 Grad Erderwärmung. Wenn nicht umgehend reagiert wird, gerät der gesamte Klimaprozess außer Kontrolle. Wir brauchen uns dann nicht mehr um Biodiversität und Rotmilane kümmern!
Es gab einmal ein grünes Wahlplakat, dessen Weisheit auch heute noch gilt: „Wir haben unsere Erde nur von unseren Kindern geliehen.“ Die bornierten Politiker des Regionalverbands, die wider besseren Wissens ihre Entscheidungen treffen, hoffen wohl ob Ihres Alters die volle Keule der Klimaerwärmung nicht mehr spüren zu müssen. Sie begehen aber skrupelos Verbrechen wider die Menschlichkeit an den nachfolgenden Generationen.
Und noch eines: Wenn wir die Energiewende nicht bald schaffen werden weite Teile unserer Welt, auch im nahen Afrika, unbewohnbar. Wir reden dann nicht mehr von 1 Million Flüchtlingen sondern von Milliarden.
Sollte die überwiegende Mehrheit der Verbandsmitglieder tatsächlich der Meinung sein, man könne den Beitrag der Windkraft durch andere erneuerbare Energien kompensieren, liegen sie dramatisch falsch und offenbaren eine bedrückende Unkenntnis der reinen Faktenlage. Die Potentiale von Wasserkraft und nachhaltig (!) verfügbarer Bioenergie sind weitgehend erschöpft, es bleiben im wesentlichen Wind und Sonne. Für 20 Mio kWh beansprucht der neue Windpark Verenafohren rund 3 Hektar, für dieselbe Strommenge aus Freiland-PV bräuchte man rund 45 ha, aus Biogas gar rund 1.000 Hektar. Man kann der Erkenntnis auch weitere 10 Jahre aus dem Weg gehen, aber es bleibt dabei: Ohne einen erheblichen Beitrag der Windkraft ist die Energiewende nicht zu schaffen. Und ohne Energiewende gibt es keinen Klimaschutz.