EuroNatur in Radolfzell: Aktiv seit 30 Jahren

Am 5. Juni 1972 wurde in Stockholm der erste Weltumweltgipfel eröffnet. In Erinnerung hieran haben die Vereinten Nationen den 5. Juni zum jährlichen „Tag der Umwelt“ erklärt. „Umwelt macht natürlich glücklich“ lautet das diesjährige Motto. Doch wie viel „glücklich machende Umwelt“ existiert noch in einem Europa der industrialisierten Landwirtschaft, der begradigten Flüsse, der forst­wirt­schaft­lich geprägten Wälder? Das fragt sich auch die Naturschutzstiftung EuroNatur in Radolfzell, die es seit 30 Jahren gibt.

„Die zerstörerische Ausbeutung von Natur und Landschaft nimmt in bedenklicher Weise zu. Es ist unsere gesamteuropäische Verantwortung, den Reichtum der Lebensräume zu erhalten. EuroNatur steht seit nunmehr 30 Jahren für grenzübergreifenden Naturschutz. Wir nutzen unsere Erfahrung und unser Netzwerk für die Entwicklung schonender Nutzungsweisen – für ein lebenswertes Europa“, sagt Christel Schroeder, Präsidentin der international tätigen Naturschutzstiftung in Radolfzell anlässlich ihres 30-jährigen Jubiläums.

Naturschutz über die Grenzen hinweg

In der Stockholm-Deklaration bekannten sich die Teilnehmerstaaten 1972 erstmals zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Naturschutz. EuroNatur setzt dieses Bekenntnis in die Praxis um. Seit ihrer Gründung im Europäischen Umweltjahr 1987 hat die Stiftung ein weitreichendes, internationales Netzwerk aus Partnern aufgebaut. Gemeinsam wurden die Grundlagen für die Ausweisung von Großschutzgebieten in über 15 europäischen Ländern gelegt, unter anderem entlang des Grünen Bandes Europa, das sich als Korridor von Lebensräumen mit außergewöhnlicher Artenvielfalt entlang des einstigen Eisernen Vorhangs vom hohen Norden Europas bis zum Schwarzen Meer im Süden erstreckt.

Europäisches Netzwerk zum Schutz der Zugvögel

Die im Februar dieses Jahres erfolgte Ratifizierung des trilateralen Abkommens zum grenzübergreifenden Schutz des Prespa-Parks im Dreiländereck von Griechenland, Mazedonien und Albanien etwa ist ein hervorragendes Beispiel, dass Zusammenarbeit zwischen ehemals verfeindeten Staaten funktionieren kann. Ländergrenzen zu überwinden, spielt auch beim Schutz der Zugvögel eine entscheidende Rolle. Von Anfang an engagierte sich EuroNatur für die gefiederten Weltenbummler. Im Kampf gegen die Vogeljagd auf dem Balkan ist es der Stiftung mittlerweile gelungen, ein Netzwerk aus qualifizierten Vogelschützern zu etablieren, das den Schutz der Tiere insbesondere in wichtigen Rastgebieten erheblich verbessert hat.

Profitgier contra Natur

Trotz dieser Erfolge nimmt die Vielfalt von Arten und Lebensräumen in Europa weiter ab. Profitgier bedroht die letzten großen Wildnisgebiete unseres Kontinents: In wertvollen Feuchtgebieten entstehen großflächige Ferienanlagen, die letzten Urwälder unseres Kontinents fallen den Motorsägen skrupelloser Holzfirmen zum Opfer und auf die ungezähmten Balkanflüsse Europas rollt ein regelrechter Staudamm-Tsunami zu. Gleichzeitig verödet unsere Kulturlandschaft durch intensive Landwirtschaft. Der Naturschutz steht vor großen Herausforderungen. Diesen wird sich EuroNatur mit ihrem Partnernetzwerk auch in den kommenden 30 Jahren mit ungebremstem Engagement stellen. Damit es für zukünftige Generationen ebenfalls heißt: „Umwelt macht natürlich glücklich.“

Hintergrundinformationen: EuroNatur ist eine gemeinnützige Stiftung. Die Hauptgeschäftsstelle befindet sich in Radolfzell am Bodensee, die Naturschutzpolitische Abteilung in Rheinbach bei Bonn. Ziel der Stiftung ist es, das europäische Naturerbe in seiner Vielfalt zu erhalten. Wie kaum eine andere Naturschutzorganisation konzentriert sich EuroNatur dabei auf den grenzüberschreitenden Naturschutz in Europa. Aktuelle Kampagnen sind derzeit „SaveParadiseForests“ zum Schutz der rumänischen Urwälder und „Rettet das Blaue Herz Europas“ zum Erhalt der Balkanflüsse in ihrer Ursprünglichkeit.
Der Tag der Umwelt ist ein Aktionstag, der jährlich am 5. Juni begangen wird. Seit 1976 werden auch in Deutschland Aktionen zum Thema Umweltschutz organisiert. Dabei steht jeder Umwelttag unter einem bestimmten Motto. In diesem Jahr lautet es: „Umwelt macht natürlich glücklich“.

MM (Bild: Martin Schneider-Jacoby. Der Ohrid-See in Mazedonien. Dort leben über 200 Arten, die es nirgendwo sonst gibt.)

Weitere Informationen: www.euronatur.org