Halbzeit-Bilanz mit Rekord-Ergebnis
Bis 2030 hat man sich Zeit gegeben, die regionale Energiewende in der Bodensee-Region zu schaffen – jetzt, 15 Jahre nach Gründung als Bürgerunternehmen, ziehen die Macher der solarcomplex AG in Singen eine erfreuliche Halbzeit-Bilanz: „Wir sind ein sehr solides Unternehmen geworden“, bilanzierte Vorstand Bene Müller beim gestrigen Bilanzpressegespräch, „aber die Umstellung der Bodenseeregion auf nachhaltige Energie bis 2030 bleibt fraglich“. Und schuld ist auch dieses Mal die Politik.
Baden-Württemberg nimmt den drittletzten Platz aller Bundesländer ein, wenn es um die Umstellung auf nachhaltige Energie geht – und der Landkreis Konstanz ist da noch das Schlusslicht. Schuld sei, so Müller, zwar ursprünglich die vorige CDU-geführte Regierung („Windkraft war von Herrn Teufel nicht gewünscht“), doch auch die grüne Landesregierung ist mit ihren vollmundigen Klimazielen gescheitert. Beispiel gefällig? Nur sieben von knapp 1000 Windkraft-Projekten seien genehmigt worden. Und bei einem dieser Projekte sei solarcomplex jetzt vom Landratsamt verdonnert worden, im Sinne des Artenschutzes sämtliche Fledermäuse der Region mit Minisendern auszurüsten, um deren Brutplätze zu ermitteln, die beim Bau einer neuen Anlage geschützt werden sollen.
Vier Geschäftsfelder für die Zukunft
Trotz solcher Hemmnisse sieht Müller die Zukunft des Unternehmens optimistisch. Auf vier Unternehmensfelder werde man sich konzentrieren: Auf die Photovoltaik, die vor allem der hohen Eigenstromnutzung wegen gerade für das Gewerbe attraktiv sei; auf Windkraftanlagen („acht Anlagen sind in Planung“); auf regenerative Wärmenetze („das zweite Dutzend ist in Bau“) sowie auf Planungsleistungen für Dritte – unter den 40 Beschäftigten sind allein sieben Ingenieure, die für solche Aufgaben eingestellt wurden.
Leistung in der Vergangenheit
Müllers Zuversicht speist sich aus den Kennziffern der ersten 15jährigen Halbzeit von solarcomplex (s. auch Grafik): Aus 20 solarcomplex-Gründern im Jahre 2000 ist ein Unternehmen mit über 1000 Anteilseignern geworden. Das Eigenkapital ist von 37.500 Euro auf über 15 Millionen angewachsen. Die Bilanzsumme beziffert das Unternehmen für 2014 auf knapp 55 Mio. Euro. Der Kurswert der nicht über die Börse gehandelten Aktien ist von 1 Euro im Jahr 2000 auf 2,5 € gestiegen. Zu diesem Kurs werden derzeit 2,6 Millionen Namensaktien neu ausgegeben. „Wir sammeln kräftig Kapital ein, weil wir an unser Zukunftspotenzial glauben“.
Zur nicht öffentlichen Hauptversammlung am 9. Juli wurde das Milchwerk in Radolfzell angemietet – andere Räume sind mittlerweile zu klein für die 1000 Aktionäre des so erfolgreichen Bürgerunternehmens.
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