Rettungsnetz für Stiefelgeiß & Co.

Jeden Monat stirbt in Europa eine Naturtierrasse aus. Die Stiefelgeiss z.B. ist eine  Gebirgsziege, die auch als Hausziege gehalten wird. Sie stammt ursprünglich aus dem schweizerischen Sarganserland und ist derzeit akut bedroht. Was können Sie, was können wir für die Erhaltung dieser Rassen tun? Ratschläge kommen aus Radolfzell.Anlässlich des Internationalen Tags der Artenvielfalt drängt EuroNatur aus Radolfzell  darauf, den Schutz der an die vielfältigen Landschaften Europas angepassten Nutztierrassen zu intensivieren. „Europas alte Nutztierrassen sind geradezu eine Schatzkiste der Biodiversität. Doch jeden Monat stirbt eine davon aus. Schon heute bilden weltweit nur sehr wenige Rassen den Grossteil des Nutztierbestandes. Dadurch wird der Genpool erheblich dezimiert und die Widerstandsfähigkeit sowie die Anpassungsfähigkeit der Nutztiere gegenüber Krankheiten und Änderungen der Lebensbedingungen nehmen ernsthaft ab“, mahnt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur in Radolfzell.

Jeder Einzelne kann mithelfen, diese Juwelen der landwirtschaftlichen Vielfalt zu schützen. Mittlerweile gibt es eine Webseite www.elbarn.orgwww.elbarn.org , die europaweit sämtliche Höfe vorstellt, die alte Nutztierrassen beherbergen. „Mit einem Besuch dieser sogenannten Archehöfe und dem Kauf der hochwertigen Produkte, die dort hergestellt werden, kann jeder dazu beitragen, Wollschwein, Stiefelgeis und Co. eine Zukunft zu geben“, erläutert Elli Broxham, Programmkoordinatorin bei der Stiftung SAVE.

Die Website mit der öffentlich zugänglichen Datenbank ist eines der Ergebnisse eines dreijährigen, von der Europäischen Union geförderten Projekts mit dem Namen ELBARN („Europäisches Arche- und Rettungs-Netzwerk“, oder englisch „European Livestock Breeds Ark and Rescue Net“). Ziel des Projekts war es, bestehende Archehöfe und Einzelinitiativen in Europa miteinander zu vernetzen und so das Überleben der Einrichtungen langfristig zu sichern. Dieses ehrgeizige Ziel hat EuroNatur gemeinsam mit SAVE und anderen Partnerorganisationen erreicht und damit einen wichtigen Meilenstein zum Erhalt der Biodiversität in Europa gesetzt.

Auch Gründung und Betreiben eines Archehofs werden in Zukunft erleichtert: Ein Handbuch (ELBARN-Guidelines) stellt für Viehhalter grundsätzliche Informationen zum Management von Archehöfen und wertvolle Tipps für das Marketing ihrer Produkte bereit. Für vier Teilregionen Europas haben EuroNatur und SAVE an die Gebiete angepasste Leitfäden erarbeitet. Ein notwendiger Schritt, wie EuroNatur-Projektleiter Martin Schneider-Jacoby erklärt: „In Mitteleuropa gibt es bereits viele Archehöfe, aber gerade auf dem Balkan und in Osteuropa benötigen wir dringend weitere Rettungsinseln. Gerade dort gibt es eine besonders hohe Artenvielfalt in der Landwirtschaft, die es dringend zu erhalten gilt. Durch das ELBARN-Netzwerk bringen wir die wertvolle Erfahrung dahin, wo Unterstützung am nötigsten ist.“

Das ELBARN-Handbuch ist kostenlos herunterladbar unter: www.elbarn.net/elbarn/Project/ThemesGuidelines/tabid/100/Default.aspx

Foto:  © Klaus Steves / PIXELIO
www.pixelio.de

Autor: PM