Ab nach Kunduz
Noch nicht lange ist es her, da schütteten Zyniker wie Guttenberg und Merkel dreiste Lügen auf die Särge sinnlos dahingeraffter Bundeswehrsoldaten. Fortsetzung folgt in Bälde. Franz Holz, der bissige TV 3-Kolumnist aus dem Hegau, fordert personelle Verstärkung beim Kampf auf fremder Scholle. Seine Vorschläge lesen sich vernünftig an. Aber urteilen Sie selbst…
Na also, geht doch! Der radikalkatholische Augsburger Bischof Walter Mixa hat kürzlich seinen Rücktritt eingereicht. Damit wolle er Schaden von der Kirche abwenden, schleimte einer der größten Heuchler vor dem Herrn. Wochenlang wollte er sich nur ungern an seine frühere seelsorgerische Tätigkeit als Pfarrvikar im bayrischen Schrobenhausen erinnern. Seine ehemaligen Opfer halfen ihm dann aber medienwirksam auf die Sprünge. Wenn die Kindlein nicht so taten, wie es der ergebene Gottesknecht wollte, gab es von ihm ruckzuck auf die Fresse. Der Herr sei sein Zeuge, erwiderte Mixa von seinem Amtssitz aus, körperliche Gewalt sei von ihm nie ausgegangen. Kurze Zeit später gab er zu, es habe bisweilen Ohrfeigen gegeben. Der alttestamentarische Haudrauf ist nun weg vom Fenster. Aber wohin nun mit dem Kerl? Wahrscheinlich will ihn Paparatzi erstmal zwischenlagern, womöglich in einem katholischen Knabenheim für Taubstumme. Bei vollen Bezügen natürlich.
Nicht schlecht, aber noch nicht gut genug. Ich finde, jeder müsste die Gelegenheit erhalten, sich zu rehabilitieren. Irren ist menschlich und Prügeln wohl auch. Mixa sollte zumindest sein Amt als Militärbischof weiter ausüben dürfen. Was liegt da näher, als den schlagkräftigen Augsburger der kämpfenden Truppe zuzuordnen. Und zwar dahin, wo es richtig kracht. Da bleibt eigentlich nur das lauschige Städtchen Kunduz in Afghanistan. Dort lichten sich bekanntermaßen die Reihen unserer wackeren Krieger täglich und dürsten nach personeller Verstärkung aus der Heimat. Für Mixa wäre das doch ein geeignetes Plätzchen, um seine lange verborgen gebliebenen Fähigkeiten nachhaltig unter Beweis zu stellen und dem Vaterland einen Dienst zu erweisen. Ab an die Front, das Bischofsmützchen auf das schüttere Haupthaar getackert und kreuzbewehrt voran den gottlosen Talibanen voll auf die Zwölf! Das hätte was, nicht wahr? So stelle ich mir ehrliche Wiedergutmachung vor.
Unserer neuen Allzweckwaffe anschließen könnten sich auch noch andere Figuren. Kriegsminister ab und zu Guttenberg zuallererst. Der dauergegelte Vollhorst wäre durchaus geeignet, fern der Heimat die sinkende Kampfmoral der Bundeswehr wieder aufzumöbeln. Immerhin hat der Hoffnungsträger der deutschen Politik erkannt, dass in Afghanistan tatsächlich Krieg geführt wird. Erst neulich holte er verwundete Kämpfer „nach Hause“. Wie nobel, Euer Hochwohlgeboren ! – für diese Aktion unter Einsatz Ihres Lebens sollte ein EK I drin sein.
Schön pathetisch auch seine Rede über den Särgen abgemurkster Teutonen. Ja, da hatten sich mal wieder ein paar für´s Vaterland geopfert und sie werden nicht die letzten gewesen sein, die als Kanonenfutter herhalten müssen. Dummes Zeug reden ist daraufhin angesagt, Flaggen auf Halbmast, den Dauerhit „Wir hatten einen Kameraden“ gesäuselt, eine letztes Mal die Hacken zusammengeknallt und dann ab in die Grube. Unser forscher Obermilitarist sollte mal richtig Eier zeigen und seinen Amtssitz umgehend nach Kunduz verlegen. Und wenn er dann Angela, die Ossi-Wachtel aus dem Zonenrandgebiet auch noch mitnimmt, hätte ich nichts dagegen. Außerdem: Die Soldaten verehren den Baron mittlerweile als einen der ihren. Was gibt es Schöneres, als ständig unter seinen Liebsten zu sein?
Aber die Kriegstreiber machen es sich lieber zuhause mit Salzgebäck auf dem Sofa gemütlich, oder lassen sich mit Vorliebe auf sinnentleerte Talkshows einladen um dort live zu zeigen, wie es um ihren Geisteszustand bestellt ist. Neulich bei Anne Wills Sonntagsquarkrunde war es mal wieder soweit. Eine Afghanistan-Debatte stand auf dem Programm. Olle Kamellen machten die Runde und vor allem Dirk Niebel (FDP) und Kerstin Müller (Grüne) betätigten sich als dumpfe Hurra-Patrioten aus der finstersten Adenauer-Ära. Ein sofortiger Abzug, so die beiden Polit-Flacheimer, würde bedeuten, „unseren“ tapferen Soldaten am Hindukusch in den Rücken zu fallen. Kritiker an diesem sinnlosen Einsatz machen sich also, anders kann man diese Aussage nicht verstehen, der Wehrkraftzersetzung schuldig. Ab nach Kunduz mit diesen Figuren und zwar subito. Für die letzte Ölung vor Ort wäre mit Landsmann Mixa immerhin ein gestandener Geistlicher parat.
Mehr als sechzig Prozent der Deutschen plädieren mittlerweile dafür, die Bundeswehr aus Afghanistan abzuziehen. Von Soldatentum nach altem Muster könne man da wirklich nicht reden, meinte kürzlich der Kabarettist Georg Schramm. „Es wird doch heute keiner mehr Soldat, weil er die Freiheit verteidigt oder das Vaterland ruft. Wissen Sie, was unsere Jugendoffiziere dabei haben, wenn sie die Schulen nach Freiwilligen abgrasen? Lehrstellenangebot, kostenloser Führerschein, Abenteuerspielplatz, Panzer fahren und Piratenschiffchen versenken“.
Abtreten!
Autor: Franz Holz