Auf der Schwäbische Eisebahne

Der Streit um die Eisenbahn im Ländle aktiviert die Spötter im Land. Aber wussten Sie, dass sogar Blauhelme aktiviert werden? Dass der Streit für neuartige Krankheiten sorgt und dass Herr Grube nicht zufällig „Grube“ heißt. Dies und vieles mehr weiß unser Berufsspötter Thomas C. Breuer

„Und damit herbstlich Willkommen in unserer Landeshauptstadt. Wir können gerne mal eine Wette abschließen: Wo kommt es eher zu einem Baustopp – in Stuttgart oder im Westjordanland? Gott sei Dank ist die Lage derzeit ruhig, seit UN-Blauhelme um den Bahnhof patrouillieren.

Tiefenpsychologisch ist die Problematik leicht zu verstehen. Es gibt Gegner und Be­fürworter. Die Befürworter treibt die Aeroacrophobie um, das ist die Angst vor hochgelegenen Plätzen. Die Gegner fürchten den Blick in die Tiefe. Das ist die Bothophobie, die Tiefenangst. Hoch und Tief, gerade so wie beim Wetter. Hochstapler und Tiefstapler. Der Geissler der Menschheit. Die Umweltministerin in ihrer Gönnerhaftigkeit. Die Bürger. Alle haben Angst.

Patient Mappus wird zusätzlich gebeutelt vor der Paralipophobie, der Angst, die Verantwortung zu vernachlässigen. Und die nicht gelinde Sorge, als schnellster Ministerpräsident dieses Bundeslandes in die Geschichte einzugehen. Wer hätte je gedacht, dass man einmal den Oettinger vermisst und dies bereits zehn Minuten nach dessen Abschied? Der arme Herr Mappus hat jetzt schon Angst vor dem Burnout.

Vom Kopfbahnhof zum Sackbahnhof, unterirdisch, das ganze. Es soll sogar Pläne geben, ganz Stuttgart unter die Erde zu legen, um dann oben eine neue Stadt zu bauen, z. B. Pforzheim. Sie merken, hier sind Spitzenkräfte am Werk, echte Asse. Apropos: Da kommt einem jegliches Zutrauen in deutsche Ingenieurskunst abhanden. Schicht im Schacht. Stuttgart soll tiefer gelegt werden – witzig, dass der Bahnchef ausgerechnet Grube heisst. Wer andern einen Grube bringt, hat selbst nix drin. Und der neue Trainer vom VfB heisst Keller – in dieser Stadt strebt alles nach unten. Bis auf die Bahnhofsgegner, die sind sozusagen eine „Obergrundbewegung.“ Und wenn man das ganze reduziert auf „Die da oben, wir da unten“, fällt auf, dass die da unten „oben bleiben“ wollen, die da oben aber gerne herunterkommen würden. Bzw. schon heruntergekommen sind. Die Ebenen sind völlig verrutscht, es geht drunter und drüber! Viele verstehen tatsächlich nur Bahnhof. Das Argument der Befürworter: Der Reisende kann eine halbe Stunde eher in Ulm sein. Kann mir bitte mal jemand erklären, was ich eine halbe Stunde früher in Ulm soll?

Geht es nicht eine Nummer kleiner? Zum Beispiel im Format HO, jetzt, wo Märklin saniert ist – auf der Schiene könnte gut was gehen. Es heißt übrigens „Auf“ de Eisebahne und nicht „Unter“. Besser wäre: „Für“:

Für de Schwäbsche Eisebahne weichen Buche und Platane/Bahnchef, Mappus und OB, mecht mr eigentlich nimmr seh./Für die Schwäbsche Eisebahne schlägt mr eifrig Untertane./Wasserwerfer, Tränegas – ja, so macht des Bade Spass!

So etwas nennt man höhere Gewalt. Die Gemengelage ist schwierig. Bis wir Näheres wissen, gilt der alte Satz: Frag nicht, was Dein Land für dich tun kann, dass du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch nicht – was willst denn du?“

Autor: Thomas C. Breuer